MoR 04 - Caesars Frauen
Catilina wurde in Africa zurückgehalten, aber dafür waren andere Männer lange vor den Wahlen nach Rom zurückgekehrt. Kaum jemand zweifelte daran, daß Catilinas africanische Statthalterschaft nur seiner eigenen Bereicherung gedient hatte; die africanischen Pächter — Steuerpächter und andere —, die nach Rom gekommen waren, machten keinen Hehl aus ihrer Absicht, Catilina im Augenblick seiner Rückkehr wegen Erpressung und unlauteren Profits vor Gericht stellen zu lassen. Und so hatte Volcatius Tullus, der für die kurulischen Wahlen zuständige Konsul, Catilinas Antrag auf eine Kandidatur in absentia klugerweise abgelehnt.
Dann wurde ein noch größerer Skandal ruchbar. Den siegreichen Kandidaten für das Konsulat des nächsten Jahres, Publius Sulla und seinem lieben Freund Publius Autronius, konnte massive Bestechung nachgewiesen werden. Möglich, daß Gaius Pisos lex Calpurnia gegen die Bestechung ein leckes Schiff war, aber die Beweise gegen Publius Sulla und Autronius waren so wasserdicht, daß auch eine schlampige Gesetzgebung die beiden nicht retten konnte. Also bekannte sich das überführte Duo sogleich schuldig und erklärte sich zu einem Rechtshandel mit den amtierenden Konsuln und den beiden neugewählten Konsuln Lucius Cotta und Lucius Manlius Torquatus bereit. Ergebnis dieses klugen Winkelzugs: Die Anklage wurde fallengelassen, dafür mußten die beiden gewaltige Geldstrafen zahlen und einen Eid schwören, daß sie sich niemals wieder um ein öffentliches Amt bewerben würden. Sie hatten es Gaius Pisos Bestechungsgesetz zu verdanken, daß sie davongekommen waren, denn darin waren solche Lösungen vorgesehen. Lucius Cotta, der für eine Anklage plädiert hatte, mußte mit kreidebleichem Gesicht ansehen, wie seine drei Kollegen dafür stimmten, daß die Missetäter ihr Bürgerrecht, ihren Wohnsitz und große Teile ihrer riesigen Vermögen behalten durften.
Das alles berührte Clodius nicht besonders. Er hatte, wie schon vor acht Jahren, ein anderes Ziel: Catilina. Seine Racheträume raubten ihm beinahe den Verstand, so daß er die africanischen Kläger schließlich dazu überredete, ihm die Anklage gegen Catilina anzuvertrauen. Eine phantastische Gelegenheit! Gerade jetzt, wo er das aufregendste Mädchen der Welt geheiratet hatte, würde er es Catilina heimzahlen können! Alle Belohnungen kamen auf einmal, nicht zuletzt deshalb, weil Fulvia sich als leidenschaftliche Parteigängerin und Helferin erwies, das genaue Gegenteil der Stubenhockerin, die so manch anderer Mann sich vielleicht gewünscht hätte.
Zunächst machte sich Clodius mit großer Hast daran. Beweise und Zeugen zu sammeln, aber der Fall Catilina war eine jener ärgerlichen Angelegenheiten, bei denen nichts schnell genug voranging, weder das Auffinden von Beweisen noch die Ermittlung von geeigneten Zeugen. Eine Reise nach Utica und Hadrumetum kostete ihn zwei Monate, und noch mehrmals würde er in dieser Angelegenheit nach Africa reisen müssen. Clodius fluchte und machte sich Sorgen, bis Fulvia zu ihm sagte: »Denk doch einmal nach, mein lieber Publius. Warum zögerst du den Fall nicht einfach hinaus? Wenn er nicht vor dem nächsten Quinctilis abgeschlossen ist, dann wird Catilina sich zum zweitenmal in Folge nicht um das Konsulat bewerben können, oder?«
Clodius begriff sofort, was für ein guter Rat das war, und machte fortan im Schneckentempo weiter. Er würde für Catilinas Verurteilung sorgen, aber warum sollte er sich nicht viele Monde Zeit dafür lassen? Hervorragende Idee!
Jetzt fand er auch Zeit, über Lucullus nachzudenken, dessen Karriere in einer Katastrophe zu enden schien. Durch die lex Manilia war Pompeius mit dem lucullischen Kommando gegen Mithridates und Tigranes betraut worden, und er machte von seinem Recht Gebrauch. Er hatte sich mit Lucullus in Danala, einer entlegenen galatischen Zitadelle, getroffen, und dabei hatten sie sich so erbittert gestritten, daß Pompeius (der sich bis dahin geweigert hatte, Lucullus mit seinem imperium maius an die Wand zu drücken) ein förmliches Dekret erließ, mit dem er Lucullus’ Handlungen ächtete und den Feldherrn schließlich aus Asia verbannte. Und dann verpflichtete Pompeius die Fimbrianer neu; sie hatten zwar die Erlaubnis, nach Rom zurückzukehren, aber einem solch gewaltigen Ortswechsel mochten sie sich doch nicht aussetzen. Da erschien es ihnen als gute Aussicht, in den Legionen des Pompeius zu dienen.
Auf derartig furchtbare Weise gedemütigt, kehrte Lucullus
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