MoR 04 - Caesars Frauen
Caesar und seufzte. »Das ist auch ein kleiner Sieg.«
»Ja, jetzt muß er noch ein Jahr warten.«
Sie gingen die Via Sacra hinauf zu dem Gasthof an der Ecke zum Clivus Orbius, die imposante Fassade von Fabius Allobrogicus’ Torbogen über dem heiligen Weg vor sich. Caesar war auf dem Heimweg, und Clodius hatte das Gasthaus zum Ziel, wo seine africanischen Klienten eingekehrt waren.
»Ich habe in Tigranokerta einen Freund von dir kennengelernt«, sagte Clodius.
»Ach, wirklich? Wer könnte das gewesen sein?«
»Ein Zenturio namens Marcus Silius.«
»Silius? Silius aus Mitylene? Ein Fimbrianer?«
»Genau der. Er bewundert dich sehr.«
»Das beruht auf Gegenseitigkeit. Ein guter Mann. Jetzt darf er endlich nach Hause.«
»Anscheinend nicht, Caesar. Er hat mir aus Galatien geschrieben. Die Fimbrianer haben sich von Pompeius anwerben lassen.«
»Das habe ich mir gedacht. Diese alten Haudegen, ständig jammern sie, daß sie nach Hause wollen, aber kaum ergibt sich ein interessanter Feldzug, schon hat die Heimat ihren Reiz verloren.« Caesar streckte ihm lächelnd seine Hand entgegen. »Ave, Publius Clodius. Ich werde deine Karriere mit Interesse verfolgen.«
Clodius blieb eine Weile vor dem Gasthof stehen und starrte ins Leere. Als er schließlich hineinging, sah er aus wie der Klassenälteste einer Schule — aufrecht, achtunggebietend und unbestechlich.
Teil III
Januar 65 v. Chr. bis Quinctilis 63 v. Chr.
Marcus Licinius Crassus war so reich geworden, daß man ihm inzwischen einen zweiten Nachnamen, Dives, gegeben hatte, was soviel wie »unermeßlich reich« bedeutete. Und als er zusammen mit Quintus Lutatius Catulus zum Zensor gewählt wurde, fehlte ihm zu seiner Karriere eigentlich nur noch ein großer, ruhmreicher Feldzug. Gewiß, er hatte Spartacus besiegt und dafür großen Beifall geerntet, aber sechs Monate Feldzug gegen einen Gladiator, dessen Armee vornehmlich aus Sklaven bestand — an einem solchen Sieg war nicht viel Glanz haftengeblieben. Ihm schwebte ein Feldzug vor, wie Pompeius der Große ihn geführt hatte. »Retter des Vaterlandes« — wie imponierend das klang! Diese Art Anerkennung brauchte er. Es tat weh, von einem Emporkömmling in den Schatten gestellt zu werden.
Aus Gründen, die Crassus nicht verstand und die ihn befremdeten, erwies Catulus sich auch nicht als freundlicher Zensorenkollege. Noch nie war ein Licinius Crassus als Demagoge oder Radikaler verschrien gewesen. Was hatte dieser Catulus an ihm auszusetzen?
»Es liegt an deinem Geld«, sagte Caesar, an den Crassus sich mit dieser heiklen Frage gewandt hatte. »Catulus gehört zu den boni, er sieht es nicht gern, daß Senatoren in eigenen Geschäften tätig sind. Was meinst du, wie gern er dich zusammen mit einem anderen Zensor genauer unter die Lupe nehmen würde. Aber solange du sein Kollege bist, kann er das wohl nicht gut tun, oder?«
»Er würde seine Zeit verschwenden!« erwiderte Crassus beleidigt. »Ich tue nichts, was nicht auch der halbe Senat tut! Ich verdiene mein Geld mit meinem Besitz, und jeder Senator weiß darüber Bescheid! Gut, ich habe Anteile an ein paar Handelsgesellschaften, aber bei keiner von ihnen gehöre ich zu den Direktoren; ich bin nur eine Finanzierungsquelle. Wer wollte mir daraus einen Vorwurf machen?«
»Das weiß ich ja alles«, sagte Caesar geduldig. »Und das weiß auch unser geliebter Catulus. Ich sag es dir noch einmal: Er neidet dir den Reichtum. Der alte Catulus müht sich ab, um Geld für den Neubau des Jupiter Optimus Maximus zu beschaffen; er kann das Vermögen der Familie nicht vermehren, weil er jede Sesterze für den Tempel braucht. Und währenddessen scheffelst du das Geld nur so. Der pure Neid.«
»Der soll sich seinen Neid für Leute aufsparen, die ihn verdienen!« Crassus war keineswegs beschwichtigt.
Nach Beendigung seines gemeinsamen Konsulats mit Pompeius dem Großen war Crassus in ein neues Geschäft eingestiegen, ein Gewerbe, für das ein gewisser Servilius Caepio vierzig Jahre zuvor Pionierarbeit geleistet hatte: die Herstellung von Waffen für die römischen Legionen, die in einer Reihe von Siedlungen nördlich des Flusses Padus im italischen Gallien stationiert waren. Sein guter Freund Lucius Calpurnius Piso, Roms Ausrüstungsbeschaffer während des Italischen Krieges, hatte Crassus darauf gebracht. Lucius Piso hatte das Potential erkannt, das in dieser neuen Industrie steckte, und er hatte sich mit großer Begeisterung darauf gestürzt und eine Menge Geld
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