MoR 04 - Caesars Frauen
Magistrate bereits so weit nach oben geklettert war, wie er vorgehabt hatte. Zu seinem Unglück wurde mit ihm zusammen (wenn auch mit wesentlich weniger Stimmen) Marcus Calpurnius Bibulus in dieses Amt gewählt.
Die beiden hatten sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Amtsführung eines kurulischen Ädilen auszusehen hatte, und zwar in jedem einzelnen Aspekt der Aufgabe. Zusammen mit den beiden plebejischen Ädilen waren sie für die öffentliche Instandhaltung der Stadt Rom verantwortlich — die Wartung der Straßen, Plätze, Parks und Marktplätze, für den Verkehr, die öffentlichen Gebäude, Recht und Ordnung, die Wasserversorgung (einschließlich der Brunnen und Bäder), für Grundstücksverzeichnisse, Baugenehmigungen, Abwasserkanäle, öffentliche Standbilder und Tempel. Sie übten das Amt alle vier gleichzeitig aus, bestimmte Aufgaben wurden jedoch einem oder mehreren von ihnen übertragen.
Für Maße und Gewichte waren ausschließlich die beiden kurulischen Ädilen zuständig, die ihren Amtssitz im Castor-und-Pollux-Tempel hatten, einem sehr zentralen Platz am Rand des unteren Forums, neben dem Haus der Vestalinnen. Die Eichmaße wurden unter dem Podium des Tempels aufbewahrt, den die Leute Castor nannten — der Einfachheit halber übersah man Pollux. Die plebejischen Ädilen waren in einem viel weiter entfernten Gebäude untergebracht, im schönen Tempel der Ceres am Fuß des Aventin. Vielleicht kümmerten sie sich deshalb weniger um ihre Aufgaben.
In die schwierigste Aufgabe teilten sich alle vier: die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide — von der Entladung der Kähne bis zu dem Augenblick, in dem ein Bürger den Sack mit der ihm zugeteilten Ration nach Hause trug. Sie waren auch für den Einkauf des Getreides zuständig, für die Bezahlung der Lieferanten, das Abwiegen bei der Ankunft und das Einsammeln des Getreideobolus. Sie führten die Liste der Bürger, die vom Staat preisgünstiges Getreide beziehen durften, also besaßen sie eine Abschrift des römischen Bürgerverzeichnisses. Die Berechtigungsscheine wurden an einem Stand unter dem Porticus Metelli auf dem Marsfeld verteilt, aber das Getreide selbst lagerte in riesigen Silos am Fuß der Felsen des Aventin, entlang dem Vicus Portae Trigeminae im Hafen von Rom.
Die beiden plebejischen Ädile dieses Jahres — Ciceros jüngerer Bruder Quintus war der eine von ihnen — stellten keine Konkurrenz für die aediles curules dar.
»Da werden wir wohl nur mit mittelmäßigen Spielen rechnen dürfen«, sagte Caesar zu Bibulus und seufzte dabei. »Und für die Stadt scheinen sie auch nicht viel tun zu wollen.«
Bibulus betrachtete seinen Kollegen mit säuerlichem Mißfallen. »Du solltest dir auch von den kurulischen Ädilen nicht allzuviel versprechen, Caesar. Ich werde meinen Teil zu guten Spielen beitragen, aber nicht zu großen Spielen. Dafür reichen meine Finanzen ebensowenig wie deine. Ich habe auch nicht vor, die Abwasserleitungen oder jeden einzelnen Wasseranschluß überprüfen zu lassen oder Castor einen neuen Anstrich verpassen zu lassen oder über die Märkte zu laufen, um jede Waage zu überprüfen.«
»Was hast du denn vor, wenn ich fragen darf?«
»Nur das veranlassen, was nötig ist.«
»Und die Kontrolle der Waagen hältst du nicht für nötig?«
»Nein.«
»Nun«, sagte Caesar mit einem bösen Lächeln, »da ist es doch sehr angemessen, daß wir im Castor untergebracht sind. Wenn du der Pollux sein willst, nur zu. Aber vergiß nicht, welches Schicksal Pollux zu erleiden hat — von allen vergessen, von niemandem erwähnt.«
Es war kein guter Anfang, aber Caesar war viel zu zielbewußt, um sich mit Leuten aufzuhalten, die nicht zur Zusammenarbeit bereit waren; also machte er sich ans Werk, als wäre er der einzige Ädil in Rom. Er hatte den Vorteil, über ein ausgezeichnetes Netz von Informanten zu verfügen, denn Lucius Decumius und seine Kreuzwegbrüder meldeten ihm jede Übertretung, und Caesar ging mit aller Härte gegen Händler vor, die zu leicht wogen oder zu kurz maßen, gegen Bauherren, die Grenzen überschritten oder schlechtes Material verwandten, gegen Hauswirte, die die Wassergesellschaften betrogen, indem sie dickere Zuflußrohre von den Hauptleitungen zu ihren Grundstücken legen ließen, als das Gesetz ihnen erlaubte. Gnadenlos verhängte er seine drastischen Geldstrafen, und er verschonte niemanden, nicht einmal seinen Freund Marcus Crassus.
»Du gehst mir langsam auf die Nerven«, stellte
Weitere Kostenlose Bücher