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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ihn Crassus Anfang Februar verärgert zur Rede. »Du hast mich schon ein Vermögen gekostet! Zu wenig Zement im Mörtel, zu wenig Balken in den Decken des Mietshauses, das ich auf dem Viminal hochziehen lasse — aber ich habe nicht einen einzigen Meter öffentlichen Grund dafür in Anspruch genommen, und wenn du es tausendmal behauptest! Fünfzigtausend Sesterzen Strafe, nur weil ich zwei Latrinen in meinen beiden neuen Wohnungen auf dem Carinae an den Kanal angeschlossen habe? Das sind zwei Talente, Caesar!«
    »Wenn du das Gesetz brichst, mußt du zahlen«, sagte Caesar ungerührt. »Ich brauche jede Sesterze in meiner Bußgeldschatulle, und da mache ich auch bei Freunden keine Ausnahme.«
    »Wenn du so weitermachst, hast du bald keine Freunde mehr.«
    »Damit gibst du mir zu verstehen, daß du nur ein Schönwetterfreund bist«, lautete Caesars ein wenig ungerechte Antwort.
    »Nein, das bin ich nicht! Aber wenn du Geld brauchst, um spektakuläre Spiele zu veranstalten, dann mußt du es dir leihen. Du kannst nicht erwarten, daß jeder Geschäftsmann in Rom deine öffentlichen Extravaganzen mitfinanziert!« schrie Crassus außer sich vor Wut. »Ich leihe dir das Geld, und ich berechne dir nicht einmal Zinsen.«
    »Nein, danke«, erwiderte Caesar bestimmt. »Wenn ich das annehmen würde, wäre ich der Schönwetterfreund. Wenn ich mir Geld leihen will, gehe ich zu einem Geldverleiher.«
    »Das darfst du gar nicht. Du bist Senator.«
    »Das darf ich, Senator hin oder her. Wenn man mich aus dem Senat wirft, weil ich mir bei einem Wucherer etwas geliehen hab, lieber Crassus, dann hat das Haus morgen keine fünfzig Mitglieder mehr«, sagte Caesar. Seine Augen funkelten. »Du könntest mir einen Gefallen tun.«
    »Welchen?«
    »Besorge mir einen verschwiegenen Perlenhändler, der die schönsten Perlen, die er je gesehen hat, für weit weniger Geld kaufen will, als er auf dem Markt dafür bekommt.«
    »Oho! Ich kann mich nicht erinnern, etwas von Perlen gelesen zu haben, als du die Beute aus dem Piratenfeldzug aufgelistet hast.«
    »Ich habe sie nicht deklariert und auch nicht die fünfhundert Talente die ich für mich behalten habe. Mein Schicksal liegt also in deiner Hand, Marcus. Du mußt mich nur vor Gericht anschwärzen, und ich bin erledigt.«
    »Das werde ich nicht tun, Caesar — falls du damit aufhörst, mir Geldstrafen aufzuerlegen«, erwiderte Crassus listig.
    »Dann lauf doch lieber gleich zum Stadtprätor und schwärze mich an.« Caesar lachte. »Glaub bloß nicht, daß du mich kaufen kannst.«
    »Ist das alles, was du unterschlagen hast, fünfhundert Talente und ein paar Perlen?«
    »Das ist alles.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Mach dir nichts draus, da bist du nicht der einzige«, sagte Caesar und rüstete sich zum Aufbruch. »Aber sei bitte so nett und besorge mir einen Perlenhändler. Ich würde es ja selber tun, wenn ich wüßte, wo ich anfangen soll zu suchen. Du bekommst auch eine Perle als Provision.«
    »Behalt doch deine Perlen!« sagte Crassus empört.

    Eine der Perlen, ein riesiges Exemplar von der Form und der Farbe einer Stachelbeere, blieb in Caesars Besitz. Er wußte selbst nicht genau, warum er sie nicht veräußerte, denn allein mit dieser Perle hätte er die Summe von fünfhundert Talenten, die er für die anderen bekam, womöglich verdoppeln können. Er traf die Entscheidung ganz instinktiv, nachdem der lebhaft interessierte Käufer die Perle bereits gesehen hatte.
    »Ich würde sechs oder sieben Millionen Sesterzen dafür bekommen«, sagte der Mann wehmütig.
    »Nein«, beschied Caesar, warf die Perle einmal in die Luft und fing sie wieder auf. »Ich glaube, diese werde ich nicht hergeben. Vielleicht bringt sie mir Glück.«
    Caesar gab das Geld gern mit vollen Händen aus, aber er konnte auch rechnen, und als er es Ende Februar tat, sank ihm der Mut. In der Ädilenschatulle mochten fünfhundert Talente sein; Bibulus hatte angedeutet, daß er zu ihren ersten Spielen, den ludi Megalenses im April, hundert und zu den großen Spielen, den ludi Romani im September, zweihundert Talente beisteuern würde. Caesar besaß etwa tausend Talente eigenes Geld; sie waren seine gesamte Habe, abgesehen von seinem wertvollen Landbesitz, von dem er sich auf keinen Fall trennen würde, garantierte er ihm doch den Sitz im Senat.
    Nach seiner Rechnung würden die ludi Megalenses siebenhundert und die ludi Romani tausend Talente kosten. Das machte zusammen siebzehnhundert, ungefähr soviel, wie er besaß.

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