MoR 04 - Caesars Frauen
Überprüfung der Militärausgaben, weil er doch ein so ausgezeichneter Buchprüfer sei. Aber Cato hielt stand, er konnte dem Senat die Namen von vier Männern nennen, die wesentlich besser für diese Aufgabe geeignet seien, die man einem gewählten Quästor nicht zumuten könne. Nein danke, da wolle er doch lieber bei der ihm zugeteilten Pflicht bleiben.
Danach dachte sich Catulus geschicktere Manöver aus, aber keines führte zum Ziel. Währenddessen schien der Besen, der auch noch durch die hintersten Winkel des Schatzamts fegte, sich weder abzunutzen noch zu erlahmen. Im März rollten die ersten Köpfe. Zuerst hatte einer, dann der zweite, dritte, vierte und fünfte Beamte des Schatzamts seinen Schreibtisch räumen müssen. Im April holte Cato dann zum großen Schlag aus — er entließ Marcus Vibius und stellte ihn obendrein noch wegen Betrugs vor Gericht.
Catulus als Vorgesetzter saß mit in der Falle, es blieb ihm also nichts anderes übrig, als Vibius vor Gericht persönlich zu vertreten. Nach einem Tag der Beweisaufnahme war ihm klar, daß er nicht gewinnen konnte. Höchste Zeit also, an Catos Sinn für die Angemessenheit der Mittel zu appellieren, und an die altehrwürdigen Grundsätze des Patron-Klienten-Systems zu erinnern.
»Mein lieber Cato, du mußt damit aufhören«, sagte Catulus, nachdem das Gericht sich vertagt hatte. »Vibius war vielleicht nicht so achtsam, wie er hätte sein sollen, aber er ist einer von uns! Wirf meinetwegen sämtliche Buchhalter und Amtsboten hinaus, wenn dir danach ist, aber bitte lasse Vibius seine Stellung! Ich gebe dir mein feierliches Ehrenwort als Konsular und Ex-Zensor, daß Vibius sich von nun an vorbildlich verhalten wird. Laß diese schreckliche Anklage fallen! Du kannst dem Mann doch nicht alles nehmen!«
Er hatte leise gesprochen, aber Cato stand nun einmal nur die volle Lautstärke seines Organs zur Verfügung — er brüllte seine Antwort mit der üblichen Stentorstimme, und alle blieben stehen, jedes Gesicht wandte sich ihnen zu, alle Ohren waren gespitzt.
»Quintus Lutatius, du solltest vor Scham in Grund und Boden versinken! Merkst du denn gar nicht, wie weit es unter deiner Würde ist, mich daran zu erinnern, daß du ein Konsular und ExZensor bist, nur um mich im nächsten Atemzug davon abhalten zu wollen, meine Pflicht zu tun? Nun, dann laß dir gesagt sein, daß ich mich für dich schämen werde, falls du mich dazu zwingen solltest, dich wegen des Versuchs, den Lauf der römischen Gerechtigkeit zu behindern, von den Gerichtsdienern hinauswerfen zu lassen!«
Damit stolzierte er davon und ließ Catulus stehen, der sprachlos und so konsterniert war, daß er zur Fortsetzung der Verhandlung am nächsten Tag gar nicht mehr erschien. Statt dessen versuchte er, sich von seiner Pflicht als Oberhaupt loszukaufen, indem er die Geschworenen dazu überredete, mit ABSOLVO zu stimmen, selbst wenn es Cato gelingen sollte, mehr Schuldbeweise zusammenzutragen als seinerzeit Cicero gegen Verres. Auf Bestechung verzichtete er — Reden war weniger unmoralisch und außerdem billiger. Einer der Geschworenen war Marcus Lollius, Catos Quästorkollege. Auch Lollius ließ sich zu einem Freispruch überreden. Er war jedoch so schwer krank, daß Catulus ihn auf einer Sänfte zum Gericht tragen lassen mußte. Das Urteil lautete ABSOLVO. Lollius’ Stimme hatte zu einem Patt geführt, und ein Patt war gleichbedeutend mit Freispruch.
Gab Cato sich jetzt geschlagen? Mitnichten. Als Vibius im Schatzamt erschien, trat Cato ihm in den Weg. Er lehnte seine Wiedereinstellung ab. Schließlich mußte sogar Catulus aufgeben, der herbeigerufen worden war, um die unerfreuliche Situation vor dem Schatzamt zu schlichten. Vibius hatte seine Stellung verloren, und dabei blieb es. Und dann weigerte sich Cato auch noch, ihm den ausstehenden Lohn auszuzahlen.
»Du mußt!« schrie Catulus.
»Ich muß nicht«, brüllte Cato. »Er hat den Staat betrogen. Er schuldet dem Staat wesentlich mehr als seinen Lohn. Ich will Rom wenigstens ein bißchen entschädigen.«
»Warum? Warum?« fragte Catulus. »Vibius ist freigesprochen worden!«
Cato brüllte: »Glaubst du etwa, daß ich die Stimme eines Kranken mitzähle? Der Mann war nicht bei Besinnung, so hohes Fieber hatte er!«
Das war das letzte Wort. Die im Schatzamt verbliebenen Beamten waren sich des Sieges so sicher gewesen, daß sie größere Feierlichkeiten vorbereitet hatten. Aber als Catulus den weinenden Vibius wegführte, hatten auch sie
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