MoR 04 - Caesars Frauen
gehen. Die Entdeckung von ein paar Grabhügeln hatte ihm einen phantastischen Reichtum beschert, und als er nach seiner Rückkehr feststellen mußte, daß man ihn aus dem Senat ausgeschlossen hatte, fing Hybrida einfach von vorne an. Zuerst verschaffte er sich wieder einen Platz im Senat, indem er sich zum Volkstribunen wählen ließ; im folgenden Jahr erkaufte er sich mit Schmiergeldern eine Prätur, leidenschaftlich unterstützt vom ehrgeizigen und talentierten homo novus Cicero, der guten Grund hatte, ihm dankbar zu sein. Der arme Cicero war nämlich in schwere Geldnöte geraten. Schuld daran war seine Leidenschaft für griechische Statuen, die er sammelte und in seinen diversen Landsitzen aufstellen ließ. Hybrida hatte ihm das Geld geliehen, mit dem er den eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Seitdem ergriff Cicero für ihn das Wort, und gerade jetzt mit so lauter Stimme, daß man daraus schließen konnte, daß er und Hybrida den Plan hegten, sich als Mannschaft um das Konsulat zu bewerben. — Cicero stellte der Kandidatur sein Ansehen zur Verfügung, Hybrida das nötige Geld.
Zweifellos hätte Marcus Tullius Cicero die härteste Konkurrenz für Catilina werden können, aber Cicero fehlte es an den entsprechenden Vorfahren; er war ein homo novus, ein neuer Mann. Allein sein juristisches Geschick und seine Redegewandtheit hatten ihn auf dem cursus honorum vorangebracht, aber für viele aus der ersten Klasse der Zenturien war er ein großmäuliger Bauerntölpel, und die boni dachten ebenso. Konsuln mußten Männer von nachgewiesener römischer Herkunft sein und aus illustren Familien stammen. Jeder kannte Cicero als aufrechten Mann von großen Fähigkeiten (und alle wußten, was für eine dubiose Gestalt Catilina war), trotzdem waren die Römer allgemein der Ansicht, daß Catilina das Konsulat eher verdient habe als Cicero.
Nachdem man Catilina freigesprochen hatte, beriet Cato sich mit Bibulus und Ahenobarbus, der zwei Jahre zuvor Quästor gewesen war; alle drei saßen jetzt im Senat, was nichts anderes bedeutete, als daß sie in seinem konservativen Flügel, den boni, fest verwurzelt waren.
»Wir dürfen es nicht zulassen, daß Catilina zum Konsul gewählt wird«, blökte Cato. »Er hat den habgierigen Marcus Crassus dazu überredet, ihn zu unterstützen.«
»Du hast recht«, stimmte Bibulus ihm ruhig zu. »Die beiden werden dem mos maiorum den Garaus machen. Und dann wimmelt es im Senat von Galliern, und Rom wird sich um eine Provinz mehr Sorgen machen müssen.«
»Was sollen wir tun?« fragte Ahenobarbus, ein junger Mann, der eher für sein aufbrausendes Temperament als für seinen Intellekt bekannt war.
»Wir ersuchen um eine Unterredung mit Catulus und Hortensius«, sagte Bibulus. »Und wir denken darüber nach, wie wir die erste Klasse von der Vorstellung abbringen können, daß Catilina um jeden Preis Konsul werden muß.« Er räusperte sich. »Ich schlage jedenfalls vor, daß wir Cato zum Leiter unserer Abordnung machen.«
»Ich weigere mich, der Leiter von irgend etwas zu sein!« schrie Cato.
»Ja, ich weiß«, erwiderte Bibulus geduldig, »aber das ändert nichts an der Tatsache, daß du seit dem Krieg um das Schatzamt für die meisten Römer zu einem Symbol geworden bist. Obwohl du der Jüngste von uns bist, genießt du das höchste Ansehen. Catulus und Hortensius wissen das genau. Und deshalb wirst du als unser Sprecher auftreten.«
»Du solltest das übernehmen.« Cato war verärgert.
»Die boni sind gegen Männer, die sich für besser als ihresgleichen halten, und ich gehöre den boni an, Marcus. Wer an einem bestimmten Tag der Geeignetste ist, soll unser Sprecher sein. Heute bist du es.«
»Ich verstehe nicht ganz«, gab Ahenobarbus zu bedenken, »warum wir überhaupt um diese Audienz bitten müssen. Catulus ist unser Führer, er müßte uns doch zu sich rufen.«
»Er ist nicht mehr der alte«, erklärte ihm Bibulus. »Nachdem er von Caesar mit dieser Rammbock-Geschichte vor versammeltem Hause bloßgestellt wurde, hat er keinen rechten Mut mehr.« Der kühle, silbrige Blick wanderte zu Cato. »Und es war ja auch nicht gerade taktvoll von dir, Marcus, ihn beim Prozeß gegen Vibius öffentlich zu demütigen.«
»Er hätte nicht sagen dürfen, was er zu mir gesagt hat!«
Bibulus seufzte. »Manchmal bist du eher eine Hypothek als ein Aktivposten!«
Die Note mit der Bitte um eine Audienz trug Catos Siegel und war von Cato geschrieben. Catulus rief seinen Schwager Hortensius zu
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