MoR 04 - Caesars Frauen
ergriffen und lief auf der Stelle zu seinem Patron Caesar.
»Das ist einfach nicht gerecht!« rief er zornig erregt, »was haben wir falsch gemacht? Wir kümmern uns um unsere Dinge!«
Diese Bemerkung stürzte Caesar in ein Dilemma, denn er wußte natürlich um die Umstände, die zu dieser Gesetzesvorlage geführt hatten.
Das alles ging zurück auf das Konsulat des Gaius Piso (drei Jahre zuvor) sowie auf einen Volkstribunen in Pompeius’ Diensten, einen gewissen Gaius Manilius. Aulus Gabinius’ Aufgabe war es damals gewesen, Pompeius den Auftrag zur Ausrottung der Piraten zu sichern, und anschließend sollte Gaius Manilius dem großen Pompeius das Kommando gegen die beiden Könige sichern. Einerseits eine leichte Aufgabe, hatte doch Pompeius die Piraten auf eindrucksvolle Weise abgefertigt, andererseits aber auch eine schwierige, denn die Gegner der Sonderkommandos hatten längst erkannt, daß Pompeius ein Mann von außergewöhnlichen Fähigkeiten war, der diese neue Vollmacht dazu nutzen könnte, sich selbst nach einer siegreichen Rückkehr aus dem Osten zum Diktator zu machen. Und mit Gaius Piso als einzigem Konsul sah sich Manilius im Senat erbitterten und gereizten Feinden gegenüber.
Manilius’ erste Eingabe wirkte harmlos und schien mit Pompeius’ Angelegenheiten nichts zu tun zu haben: Er bat die Volksversammlung lediglich darum, die freigelassenen Römer auf sämtliche fünfunddreißig Tribus zu verteilen, statt sie auf die beiden städtischen Tribus Suburana und Esquilina zu beschränken. Aber damit konnte er niemanden täuschen. Manilius’ Eingabe betraf ganz direkt den Senat und die patrizischen Ritter, denn das waren die Leute mit den meisten Sklaven, die eine Vielzahl von Freigelassenen unter ihren Klienten hatten.
Jemandem, der mit der Funktionsweise des römischen Staates nicht so vertraut war, hätte man es vielleicht nachgesehen, wäre er der Auffassung gewesen, allein das Gesetz der Anzahl müsse doch verhindern, daß eine Neuregelung des Status der römischen Freigelassenen zu irgendwelchen Veränderungen führen könnte. Schließlich galt ein Mann in Rom erst dann als bitterarm, wenn er sich keinen einzigen Sklaven leisten konnte — und es gab in der Tat nicht viele, die nicht wenigstens einen Sklaven hatten. Auf den ersten Blick schien also ein Plebiszit, das die Freigelassenen auf alle fünfunddreißig Tribus verteilte, wenig Veränderungen an der Spitze der Gesellschaft bewirken zu können. Doch dem war nicht so.
Die große Mehrheit der römischen Sklavenhalter besaß nicht mehr als einen einzigen oder höchstens zwei Sklaven. Aber das waren keine männlichen Sklaven; es waren Frauen. Aus zwei Gründen: Erstens konnte sich der Herr von einer Sklavin sexuelle Gefälligkeiten erhoffen, zweitens hätte ein männlicher Sklave zu einer Versuchung für die Dame des Hauses werden können, und womöglich wäre dann noch die Vaterschaft des Hausherrn an seinen Kindern bezweifelt worden. Und außerdem: Was konnte ein armer Mann schon mit einem männlichen Sklaven anfangen? Meistens ging es um Hausarbeiten — Waschen, Wasser holen, Essen kochen, Kinder betreuen, Nachttöpfe leeren —, und dafür eigneten sich Männer eben nicht. Bestimmte Denkweisen änderten sich nicht einfach deshalb, weil ein Mann das Pech hatte, ein Sklave und kein freier Bürger zu sein; Männer beschäftigten sich mit männlichen Aufgaben und verschmähten die Arbeit der Frauen als stumpfsinnige Plackerei.
Theoretisch wurde jedem Sklaven ein peculium gezahlt, ein Sparpfennig, den er beiseite legte, bis er eine kleine Summe beisammen hatte, um sich freizukaufen. In der Praxis jedoch war die Freiheit ein Gut, das nur ein gutsituierter Patron seinen Sklaven gewähren konnte, zumal eine solche Freilassung mit fünf Prozent besteuert war. Das führte dazu, daß die meisten römischen Sklavinnen nicht freigelassen wurden, solange sie nützlich waren (und weil sie die Armut mehr fürchteten als unbezahlte Arbeit, versuchten sie bis ins hohe Alter hinein nützlich zu bleiben). Zudem konnten sie es sich nicht leisten, einem Bestattungsverein beizutreten und sich das Recht auf eine Totenfeier und ein anständiges Begräbnis zu erwerben. Sie endeten in großen Kalkgruben, nicht einmal ein kleines Schild deutete darauf hin, daß sie jemals gelebt hatten.
Nur die Römer mit relativ hohem Einkommen und mehreren Haushalten hielten sich viele Sklaven. Je höher der soziale und wirtschaftliche Status eines Römers war, desto mehr
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