MoR 04 - Caesars Frauen
sich. (Catulus war mit Hortensius’ Schwester Hortensia und Hortensius mit Catulus’ Schwester Lutatia verheiratet.) Er verspürte eine leise Freude; daß Cato um seine Hilfe nachsuchte, war Balsam für seinen verletzten Stolz.
»Ich stimme ihm zu, daß Catilina nicht Konsul werden darf«, sagte er steif. »Jeder weiß über seinen Kuhhandel mit Marcus Crassus Bescheid; der Mann läßt ja keine Gelegenheit aus, sich damit zu brüsten. Er ist von seinem Sieg überzeugt. Ich habe viel über das Problem nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß wir uns Catilinas Prahlerei von seiner Allianz mit Marcus Crassus zunutze machen sollten. Viele Ritter schätzen Crassus, aber nur, solange seine Macht Grenzen hat. Ich könnte mir denken, daß die Ritter sich scharenweise von ihm abwenden werden, sollte sein Einfluß durch einen Zustrom von Klienten von jenseits des Padus und durch das viele ägyptische Geld ins Unermeßliche steigen. Wenn sie darauf hoffen dürften, daß Crassus mit ihnen teilt, wäre das etwas anderes, doch zum Glück weiß jeder, daß Crassus mit niemandem teilt. Formal gesehen würde Ägypten zwar zu Rom gehören, tatsächlich aber wäre es das private Königreich des Marcus Licinius Crassus, das er nach Herzenslust ausräubern dürfte.«
»Leider hat der Rest der Kandidaten äußerst wenig zu bieten«, sagte Quintus Hortensius. »Silanus, ja — wenn er ein gesunder Mann wäre, was er offensichtlich nicht ist. Immerhin hat er es aus gesundheitlichen Gründen nach seiner Amtszeit als Prätor abgelehnt, eine Provinz zu übernehmen, und das macht nicht gerade Eindruck auf die Wähler. Und ein paar Kandidaten — Minucius Thermus zum Beispiel — sind absolut indiskutabel.«
»Dann wäre da noch Hybrida«, sagte Ahenobarbus.
Bibulus spitzte den Mund. »Wenn wir Hybrida nehmen — ein schlechter Mann, aber so phlegmatisch, daß er wenigstens keinen Schaden anrichtet —, dann haben wir auch diesen eingebildeten Schnösel Cicero auf dem Hals.«
Ein Moment brütenden Schweigens folgte, unterbrochen durch Catulus.
»Dann geht es also darum, welcher von zwei mißliebigen Männern das geringere Übel ist«, sagte er langsam. »Wollen wir boni Catilina als Marionette von Marcus Crassus, oder wollen wir lieber, daß ein hergelaufenes Großmaul hier den großen Herrn spielt?«
»Cicero«, sagte Hortensius.
»Cicero«, sagte Bibulus.
»Cicero«, sagte Ahenobarbus.
Und schließlich Cato, sehr widerwillig: »Cicero.«
»Nun gut«, sagte Catulus, »dann eben Cicero. Ihr Götter, nächstes Jahr wird es mir im Senat schwerfallen, mein Frühstück bei mir zu behalten! Ein hergelaufener homo novus als einer von Roms Konsuln. Bah!«
»Dann schlage ich vor«, sagte Hortensius und zog ein Gesicht, »daß wir nächstes Jahr vor den Senatssitzungen sparsam essen.«
Die Gruppe löste sich auf, um sich an die Arbeit zu machen, und einen Monat lang arbeiteten sie wirklich äußerst hart. Sehr zu Catulus’ Leidwesen stellte sich heraus, daß Cato, gerade einmal dreißig Jahre alt, von ihnen allen den größten Einfluß hatte. Der große Krieg um das Schatzamt und die vielen Kopfgelder aus der Zeit der Proskriptionen, die in den Staatssäckel zurückgewandert waren, hatten bei den Männern der ersten Klasse einen großen Eindruck hinterlassen. Sie hatten am meisten unter Sullas Proskriptionen zu leiden gehabt. Für den Orden der Ritter war Cato ein Held, und wenn Cato ihnen riet, für Cicero und Hybrida zu stimmen, dann würde jeder Ritter, der den Rang der Achtzehn nicht erreichte, sich auch daran halten!
Und so wurde Marcus Tullius Cicero zum Ersten Konsul und Gaius Antonius Hybrida zum Zweiten Konsul gewählt. Cicero jubilierte; er begriff nicht, daß er diesen Triumph Umständen verdankte, die weder etwas mit Verdiensten noch mit Integrität oder Einfluß zu tun hatten. Hätte Catilina nicht kandidiert, wäre Cicero nie und nimmer Konsul geworden. Aber da es ihm niemand auf die Nase band, stolzierte er glücklich und mit geschwellter Brust auf dem Forum und im Senat herum. Was für ein Jahr! Erster Konsul in suo anno, endlich stolzer Vater eines Sohnes und die vierzehnjährige Tochter Tullia mit dem reichen und ehrwürdigen Gaius Calpurnius Piso Frugi verlobt. Selbst Terentia war jetzt freundlich zu ihm!
Als Lucius Decumius zu Ohren kam, daß die gegenwärtigen Konsuln Lucius Caesar und Marcius Figulus beabsichtigten, die Kreuzwegevereine per Gesetz eliminieren zu lassen, wurde er von Furcht und Zorn
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