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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gewährleisten konnte. Also suchte er Marcus Crassus auf und schloß mit dem plutokratischen Senator ein Abkommen: Als Gegenleistung für Crassus’ Unterstützung bei dem Prozeß verpflichtete er sich, im Falle seiner Wahl zum Konsul die beiden Lieblingsprojekte des Marcus Crassus im Senat und in der Volksversammlung durchzubringen. Die Gallier jenseits des Flusses Padus würden das römische Bürgerrecht erhalten, und Ägypten würde als Crassus’ privater Machtbereich dem römischen Imperium einverleibt werden.
    Auch wenn er, was Eloquenz und Esprit betraf, nicht gerade zu den berühmtesten Advokaten Roms gezählt wurde, hatte Marcus Crassus einen ausgezeichneten Ruf als zäher Kämpfer, der auch den bescheidensten seiner Klienten bis aufs Messer verteidigte. Zudem genoß er ein hohes Ansehen bei den Rittern, denn große Teile seines Kapitals steckten in den verschiedensten geschäftlichen Unternehmungen. Und die Geschworenenbänke waren drittelparitätisch besetzt — die Geschworenen setzten sich zu je einem Drittel aus Senatoren, aus Rittern der achtzehn Reiterzenturien und aus Rittern der weniger bedeutenden Zenturien der Zahlmeister zusammen. Man konnte also annehmen, daß Crassus auf mindestens zwei Drittel eines jeden Geschworenenkollegiums einen immensen Einfluß ausübte, und daß sich dieser Einfluß ferner auf jene Senatoren erstreckte, die ihm Geld schuldig waren. Deshalb hatte Crassus es nicht nötig, die Geschworenen zu bestechen, um das Urteil in seinem Sinne zu manipulieren; die Geschworenen waren ohnehin geneigt, ein Urteil zu fällen, von dem sie glaubten, daß es ihm genehm war.
    Catilinas Verteidigung war einfach. Ja, er hatte seinem Schwager Marcus Marius Gratidianus den Kopf von den Schultern geschlagen; er bestritt die Tat nicht, weil er sie nicht bestreiten konnte. Aber damals war er einer von Sullas Legaten gewesen, und er hatte auf dessen Befehl hin gehandelt. Es war Sullas Wunsch gewesen, den Kopf des Marius Gratidianus nach Praeneste hineinzuschleudern. Er hatte dem jungen Marius damit klarmachen wollen, daß es keinen Sinn hatte, sich Sulla noch länger zu widersetzen.
    Das Gericht unter Caesars Vorsitz hörte sich den Bericht des Anklägers Lucius Lucceius und seiner Mannschaft von Ratgebern geduldig an, und Caesar hatte schnell begriffen, daß dieses Gericht keinesfalls die Absicht hegte, Catilina zu verurteilen. Und das tat es auch nicht. Die eindeutige Mehrheit der Geschworenen urteilte mit ABSOLVO , und nicht einmal Cato konnte anschließend überzeugende Indizien dafür finden, daß Crassus bestochen hatte.
    »Ich hatte dich gewarnt«, sagte Caesar zu Cato.
    »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!« bellte Cato und stolzierte davon.

    Als die Nominierung abgeschlossen war, hatten sich sieben Kandidaten um das Konsulat beworben. Es war ein interessantes Teilnehmerteld. Da Catilina freigesprochen worden war, hatte er sich beworben, und man mußte ihn als sicheren Anwärter auf einen der beiden Posten betrachten. Wie Cato gesagt hatte: Catilina besaß den richtigen Stammbaum. Außerdem war er noch derselbe charmante Mann, der damals die vestalische Jungfrau Fabia umworben hatte, und entsprechend groß war seine Gefolgschaft. Auch wenn sie aus zu vielen Männern bestand, die gefährlich nah am Ruin entlangschlitterten — seiner Autorität tat das keinen Abbruch. Zudem war inzwischen allgemein bekannt geworden, daß Marcus Crassus ihn unterstützte, und Marcus beeinflußte viele Wähler der ersten Klasse.
    Servilias Ehemann Silanus zählte ebenfalls zu den Kandidaten, obwohl er bei schlechter Gesundheit war; wäre er gesund und bei Kräften gewesen, hätte er ohne Probleme die nötigen Stimmen für seine Wahl zusammenbekommen. Aber das Schicksal des Quintus Marcius Rex, der aufgrund des Todes seines Kollegen und des Mangels an geeigneten Nachrückern dazu verurteilt gewesen war, als alleiniger Konsul zu regieren, war den Leuten noch immer in Erinnerung. Silanus sah nicht so aus, als würde er das Jahr überstehen, und niemand hielt es für geraten, Catilina — trotz Crassus — die Regentschaft Roms allein zu überlassen.
    Ein anderer Kandidat war der abstoßende Gaius Antonius Hybrida, den Caesar erfolglos angeklagt hatte, weil er während Sullas Griechischem Krieg viele griechische Bürger foltern, verstümmeln und ermorden ließ. Hybrida hatte sich der Justiz entzogen, aber die öffentliche Meinung in Rom zwang ihn dazu, auf die Insel Cephallenia ins freiwillige Exil zu

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