Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
du weißt schon, Pompeius’ Vertrauensmann unter den diesjährigen Volkstribunen. Ich wollte ein bißchen laut nachdenken. Du bist so gescheit, dir kann man so gut die Bälle zuwerfen.«
    Sie hob eine ihrer schmalen Augenbrauen, ihre Mundwinkel zuckten. »Danke für die Blumen! Kann man mir die Bälle besser zuwerfen als Servilia?«
    »Ich weiß, wie du über diese Beziehung denkst, Mater, aber halte mich bitte nicht für naiv. Servilia hat viel politisches Gespür. Und sie liebt mich. Aber sie gehört nicht zu meiner Familie, und man darf ihr nicht wirklich trauen. Bei ihr muß ich aufpassen, daß ich nicht den falschen Ball aus der Hand gebe.«
    »Da bin ich aber froh«, sagte Aurelia erleichtert. »Und was hast du nun für eine brillante Inspiration?«
    »Als Sulla die lex Domitia de sacerdotiis für null und nichtig erklärte, ist er noch einen Schritt weiter gegangen, als Sitte und Brauch es verlangten, und hat auch den Pontifex Maximus nicht mehr von den Tribus wählen lassen. Vor Sullas Zeiten war er gewählt und nicht durch Übereinkunft seiner Priesterkollegen bestimmt worden. Ich werde Labienus beauftragen, ein Gesetz einzubringen, das die Wahl der Priester und Auguren wieder in die Hände des Volkes und seiner Tribus legt. Auch die Wahl des Pontifex Maximus. Dem Volk wird diese Vorlage gefallen.«
    »Dem gefällt alles, was ein Gesetz Sullas aufhebt.«
    »Eben. Und dann muß ich mich nur noch zum Pontifex Maximus wählen lassen«, sagte Caesar und erhob sich.
    »Titus Labienus soll das Gesetz unverzüglich einbringen, Caesar. Schieb es nicht auf die lange Bank! Man weiß nicht, wie lange Metellus Pius noch lebt. Er ist sehr einsam ohne seine Licinia.«
    Caesar hob die Hand seiner Mutter an die Lippen. »Mater, ich danke dir. Ich werde die Sache sofort in Angriff nehmen. Auch Pompeius Magnus kommt ein solches Gesetz zugute. Er wäre für sein Leben gern Priester oder Augur, und das Kollegium würde ihn nie und nimmer dazu bestimmen. Aber eine Wahl würde er jederzeit gewinnen.«

    Geschnatter und Gelächter im Arbeitszimmer waren lauter geworden, als Caesar in das Vestibül trat; eigentlich hatte er das Haus unverzüglich verlassen wollen, aber er entschloß sich spontan zu einem kurzen Besuch bei seiner Frau.
    Was für eine Versammlung, dachte er, während er unbemerkt in der Tür zum Eßzimmer stand. Pompeia hatte das einst so schlichte Arbeitszimmer völlig umgestaltet. Überall standen jetzt Liegen mit Gänsedauenmatratzen und einer Unzahl von purpurroten Kissen und Decken und jede Menge teurer, aber gewöhnlicher Schnickschnack sowie Gemälde und Statuen herum. Und das Schlafzimmer, das einmal ebenso schlicht gewesen war, zeugte jetzt — wie er bei einem Blick durch die geöffnete Tür feststellen konnte — von derselben süßlichen Geschmacklosigkeit.
    Pompeia hatte es sich auf der besten Liege bequem gemacht, aber nicht allein; Aurelia mochte ihr untersagen, sich mit Männern zu amüsieren, aber ihrem leiblichen Bruder Quintus Pompeius Rufus Junior konnte sie seine Besuche schlecht verbieten. Er war Anfang Zwanzig, ein wilder Bursche, dessen Ruf zunehmend übler wurde. Ohne Zweifel hatte sie die jungen Damen aus dem Clodius-Clan durch seine Vermittlung kennengelernt; Pompeius Rufus’ bester Freund war niemand anderer als Publius Clodius, der zwar drei Jahre älter, aber deshalb nicht weniger ungezügelt war.
    Aurelias’ Verbot verwehrte Clodius selbst den Zutritt, aber nicht seinen beiden jüngeren Schwestern Clodia und Clodilla. Eigentlich bedauerlich, dachte Caesar kühl, daß die Lasterhaftigkeit dieser beiden verheirateten Frauen durch ihr gutes Aussehen noch begünstigt wird. Clodia, verheiratet mit Metellus Celer (dem älteren von Mucia Tertias zwei Halbbrüdern), war noch ein wenig schöner als ihre jüngere Schwester Clodilla, die unter großem Aufsehen von Lucullus geschieden worden war. Wie alle Claudii Pulchri waren sie sehr dunkel, mit großen und leuchtenden schwarzen Augen, langen, geschwungenen Wimpern, einer Überfülle schwarzen, gewellten Haars und leicht olivenfarbener, aber makelloser Haut. Obwohl die Schwestern nicht groß waren, hatten sie beide eine ausgezeichnete Figur, verstanden es, sich zu kleiden, und bewegten sich mit Anmut. Und sie waren sogar belesen, besonders Clodia, die durchaus einen Sinn für erstrangige Lyrik hatte. Die beiden saßen gegenüber von Pompeia und ihrem Bruder auf einem Liegebett, ihre Gewänder fielen ihnen auf eine Weise von den leuchtenden

Weitere Kostenlose Bücher