MoR 04 - Caesars Frauen
Eklats und Skandale sind das einzige Ziel dieses Clubs. Deshalb laden sie diese verkommenen Weiber wie Sempronia Tuditani und Palla ein, deshalb reden sie von Blutschande und hätscheln solche beispiellosen Gestalten wie den jungen Poplicola. Unter den männlichen Mitgliedern des Clubs sind ein paar sehr junge Männer, die es eigentlich besser wissen sollten, Curio Junior zum Beispiel und dein Vetter Marcus Antonius. Anscheinend machen die beiden sich einen Spaß daraus, sich als Liebespaar zu präsentieren.«
Jetzt war es an Caesar, verächtlich zu schnauben. »Ich würde Marcus Antonius alles zutrauen, aber nicht das! Wie alt mag er sein, neunzehn oder zwanzig? Und trotzdem hat er mehr Bastarde in sämtliche Schichten der römischen Gesellschaft gestreut als irgendein anderer.«
»Zugegeben. Aber Rom mit unehelichen Kindern zu übersäen, ist längst nicht mehr schockierend genug. Eine homosexuelle Affäre dagegen, zumal zwischen zwei Abkömmlingen der konservativen Führungsschicht Roms, setzt ein gewisses Glanzlicht.«
»Das ist also die Gesellschaft, der meine Frau angehört!« seufzte Caesar. »Ich frage mich, wie ich ihr das abgewöhnen kann.«
Der Gedanke gefiel Servilia ganz und gar nicht. Sie sprang aus dem Bett. »Ich wüßte nicht, wie du das schaffen solltest, Caesar, ohne genau die Art Skandal vom Zaun zu brechen, die dem Clodius-Club soviel Vergnügen bereitet. Du könntest dich höchstens von ihr scheiden lassen.«
Dieser Vorschlag verletzte seinen Gerechtigkeitssinn. Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nur, weil sie ein paar Müßiggänger als Freunde hat? Nein, damit kann sie keinen großen Schaden anrichten. Meine Mutter ist viel zu wachsam. Das arme Mädchen tut mir leid. Sie hat nicht einen Funken Verstand im Kopf.«
Das Bad lockte. (Caesar hatte nachgegeben und einen kleinen Ofen für warmes Wasser installieren lassen.) Servilia beschloß, das Thema Pompeia friedlich beizulegen.
Titus Labienus mußte bis zum nächsten Tag warten. Dann erst durfte er Caesar in dessen Wohnung besuchen.
»Zwei Sachen«, sagte Caesar und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
Labienus hörte aufmerksam zu.
»Die erste wird dir viel Anerkennung von Seiten der Ritter einbringen, und auch Magnus wird sie gefallen.«
»Und das wäre?«
»Ein Gesetz, das die Auswahl der Priester und Auguren wieder in die Hände der Tribus in den Komitien legt.«
»Einschließlich der Wahl des Pontifex Maximus, nehme ich an«, fügte Labienus glattzüngig hinzu.
»Bei Pollux, du begreifst schnell!«
»Man erzählt sich, Metellus Pius könne sich jetzt jeden Tag für ein Staatsbegräbnis qualifizieren.«
»So ist es. Und es stimmt, daß ich große Lust habe, Pontifex Maximus zu werden. Ich fürchte nur, daß meine Priesterkollegen mich nicht gern an der Spitze ihres Kollegiums sehen. Könnte sein, daß die Wähler anderer Meinung sind. Also, warum sollen die Wähler nicht entscheiden können, wer der nächste Pontifex Maximus wird?«
»Ja, warum eigentlich nicht?« Labienus sah Caesar aufmerksam an. Vieles an ihm fand er äußerst anziehend, aber ein gewisser Unernst, der beim geringsten Anlaß an die Oberfläche kam, stieß Labienus ab. Man wußte nie, wie aufrichtig Caesar es meinte. Sicher, er war von grenzenlosem Ehrgeiz, doch ähnlich wie bei Cicero hatte man oft das Gefühl, schon im nächsten Moment könnte sein Sinn für das Lächerliche dazwischenkommen. Im Augenblick jedoch schien Caesar mit Ernst bei der Sache zu sein, und Labienus wußte nur zu gut, welch ungeheure Schuldenlast den Mann drückte. Eine Wahl zum Pontifex Maximus wäre Balsam für seine Kreditwürdigkeit bei den Gläubigern. Labienus sagte: »Ich nehme an, du wünschst, daß die lex Labiena de sacerdotiis so schnell wie möglich erlassen wird.«
»In der Tat. Sollte Metellus Pius vor der Gesetzesänderung sterben, könnte das Volk sich dagegen entscheiden. Wir müssen uns beeilen, Labienus.«
»Ampius wird uns mit Freuden zu Diensten sein. Und auch die anderen Mitglieder des Kollegiums der Tribune. Das Gesetz steht in völligem Einklang mit dem mos maiorum, das ist ein großer Vorteil.« Die dunklen Augen blitzten auf. »Was ist dir sonst noch eingefallen?«
Caesar runzelte die Stirn. »Nichts Weltbewegendes, leider. Wenn Magnus nach Hause kommen würde, wäre es einfacher. Das einzige, was für Unruhe im Senat sorgen könnte, wäre eine Gesetzesvorlage, die alle Söhne und Enkelsöhne der Männer wieder in ihre Rechte einsetzt, die von Sulla
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