MoR 04 - Caesars Frauen
Schultern, daß man mehr als nur eine Ahnung von den wunderbar geformten, vollen Brüsten bekam.
Fulvia unterschied sich körperlich gar nicht so sehr von ihnen, auch wenn sie eine hellere Haut hatte und ihr hellbraunes Haar und die violetten Augen mit den dunklen Brauen und Wimpern Caesar an seine Mutter erinnerten. Sie war eine sehr entschiedene, kompromißlose junge Dame, der viele ziemlich törichte Ideen durch den Kopf geisterten, die ihrer romantischen Verehrung für die Gracchus-Brüder — ihren Großvater Gaius und ihren Großonkel Tiberius — entsprungen waren. Caesar wußte, daß die Eltern gegen die Ehe mit Publius Clodius gewesen waren. Aber das hatte Fulvia nicht daran gehindert, ihren Willen durchzusetzen. Seit der Heirat war sie mit Clodius’ Schwestern befreundet, eine Freundschaft, die keiner von den dreien guttat.
Aber keine dieser Frauen störte Caesar so sehr wie die beiden gereiften, etwas zwielichtigen Damen, die es sich zusammen auf der dritten Liege gemütlich gemacht hatten: Sempronia Tuditani, Gattin des einen Decimus Junius Brutus und Mutter des anderen (eigentlich seltsam, daß sie Fulvias Freundin war — die Sempronii Tuditani waren unerbittliche Feinde der beiden Gracchen gewesen, wie auch die Familie von Decimus Junius Brutus Callaicus, dem Großvater von Sempronia Tuditanis Ehemann) und Palla, die sowohl mit dem Zensor Philippus als auch dem Zensor Poplicola verheiratet gewesen war und beiden je einen Sohn geschenkt hatte. Sempronia Tuditani und Palla mußten um die Fünfzig sein, auch wenn sie alle kosmetischen Finessen anwandten, um das zu verbergen, vom stibium um die Augen bis hin zum Karminrot auf Wangen und Mund. Auch ihren Körpern hatten sie die Üppigkeit der mittleren Jahre nicht zugestehen wollen; sie hatten sich spindeldürr gehungert und trugen spärliche, wehende Kleider, wohl in der Hoffnung, sich damit die längst entschwundene Jugend zu erhalten. Das Ergebnis all dieser Kunstgriffe gegen das Altern ist ebenso dürftig wie lächerlich, dachte Caesar und mußte dabei innerlich grinsen. Seine eigene Mutter, entschied dieser gnadenlose Betrachter, war wesentlich attraktiver, obwohl sie mindestens zehn Jahre älter war. Aurelia suchte jedoch nicht die Gesellschaft von Männern, während Sempronia Tuditani und Palla aristokratische Huren waren, denen es an Aufmerksamkeit seitens der Männer nicht mangelte, waren sie doch berühmt dafür, die bei weitem beste Fellatio in ganz Rom zu verabreichen; auch von den Professionellen beiderlei Geschlechts bekam man nichts Besseres.
Caesar zog aus ihrer Anwesenheit den Schluß, daß Decimus Brutus und der junge Poplicola ebenfalls Pompeias Nähe suchten. Von Decimus Brutus ließ sich nicht viel mehr sagen, als daß er ein junger, temperamentvoller Mann war, der sich langweilte und für die üblichen Torheiten von zuviel Wein und zu vielen Frauen bis hin zu Würfelbechern und Spieltischen zu haben war. Der junge Poplicola aber hatte seine Stiefmutter verführt und versucht, seinen Vater, den Zensor, zu ermorden; er war dafür in aller Form verstoßen und zu Armut und Vergessenheit verurteilt worden. Aber nach Publius Clodius’ Heirat mit Fulvia, die ihm Zugang zu nahezu unbegrenzten Geldmitteln verschafft hatte, war auch Poplicola wieder in höheren Kreisen gesehen worden.
Clodia bemerkte Caesar als erste. Sie saß auf einmal kerzengerade auf ihrer Liege, streckte den Busen vor und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln.
»Caesar, wie göttlich, dich zu sehen!« gurrte sie.
»Das Kompliment muß ich dir zurückgeben.«
»Möchtest du dich nicht zu uns setzen?« fragte Clodia und klopfte auf die Liege.
»Liebend gern, aber ich fürchte, ich muß gehen.«
Ein ganzes Zimmer voller Scherereien, dachte Caesar, als er das Haus verließ.
Labienus rief, aber zuerst wollte er Servilia besuchen, die ein paar Häuser weiter in seiner Wohnung wohl schon seit einer ganzen Weile auf ihn wartete. Frauen! Das war heute ein Tag der Frauen, Frauen der eher lästigen Sorte zumeist. Mit Ausnahme von Aurelia, natürlich. Was für eine Frau! Nur schade, dachte Caesar, als er die Treppe hinaufstieg, daß keine andere sich mit ihr messen konnte.
Servilia hatte gewartet, aber sie war viel zu klug, um Caesar Vorwürfe zu machen, und zu realistisch, um eine Entschuldigung zu erwarten. Die Welt gehörte den Männern, und einem wie Caesar lag sie zu Füßen.
Für eine Weile kamen sie ohne Worte aus. Zuerst tauschten sie ein paar
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