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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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faszinierte, und das um so mehr, je älter er wurde. Natürlich war ihm auch der Gedanke gekommen, sie könnten ihn vielleicht dazugeholt haben, um ihn über Caesar auszufragen; schließlich war er mit Caesars Tochter verlobt. Aber die Diskussion nahm ihren Fortlauf, und niemand wollte etwas von ihm wissen, also mußte er schließlich annehmen, daß seine Anwesenheit nur den Zweck hatte, Servilia zu ärgern.
    »Es dürfte nicht schwer sein, dich als gewöhnlichen Pontifex in das Kollegium wählen zu lassen«, sagte Catulus zu Metellus Scipio. »Wir müssen alle, die kandidieren wollen, dazu überreden, ihre Kandidatur zurückzuziehen.«
    »Keine leichte Aufgabe, nehme ich an«, sagte Metellus Scipio.
    »Wer will gegen Caesar antreten?« fragte Cicero, auch einer in dieser Runde, der nicht so recht wußte, warum man ihn eingeladen hatte. Er vermutete, daß Hortensius dahintersteckte, und daß er die Gesetzeslücke finden sollte, mit der man Caesar an einer Kandidatur zu hindern hoffte. Leider wußte er, daß es diese Lücke nicht gab. Die lex Labiena de sacerdotiis war nicht von Labienus entworfen worden, soviel stand fest. Zu deutlich trug sie Caesars Stempel. Sie war wasserdicht.
    »Ich kandidiere«, antwortete Catulus.
    »Und ich auch«, sagte Vatia Isauricus, der bis dahin geschwiegen hatte.
    »Da nur siebzehn der fünfunddreißig Tribus bei religiösen Wahlen zugelassen sind«, sagte Cicero, »müssen wir alles in Bewegung setzen, damit eure beiden Tribus gewählt werden, und Caesars Tribus nicht. Das würde eure Chancen erhöhen.«
    »Ihr wißt, daß ich nichts von Bestechung halte«, sagte Cato, »aber diesmal werden wir nicht darauf verzichten können.« Er wandte sich an seinen Neffen. »Quintus Servilius, du bist bei weitestem der reichste Mann von uns. Wärst du bereit, etwas Geld in eine gute Sache zu investieren?«
    Brutus brach der kalte Schweiß aus. Also deshalb! Er befeuchtete seine Lippen und blickte ängstlich um sich. »Onkel, ich würde dir liebend gern helfen«, sagte er mit zitternder Stimme, »aber ich traue mich nicht. Meine Mutter verwaltet mein Geld, nicht ich.«
    Catos imposante Nase wurde noch schmaler, die Nasenlöcher blähten sich. »Mit deinen zwanzig Jahren, Quintus Servilius?« rief er.
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet; Verwunderung spiegelte sich darin. Brutus sank tiefer in seinen Sessel. »Onkel, bitte versuch doch, mich zu verstehen«, winselte er.
    »O ja, ich verstehe«, sagte Cato verächtlich und wandte sich demonstrativ ab. »Es sieht demnach so aus«, wandte er sich an die anderen, »als müßten wir das Bestechungsgeld in unseren eigenen Geldbeuteln suchen.« Er zuckte die Achseln. »Ihr wißt, daß der meine nicht gerade prall gefüllt ist. Trotzdem gebe ich zwanzig Talente dazu.«
    »Ich selber kann wirklich nichts entbehren«, sagte Catulus mit unglücklichem Gesicht. »Jupiter Optimus Maximus frißt jede Sesterze, die ich erübrigen kann. Aber irgendwo werde ich schon fünfzig Talente auftreiben.«
    »Fünfzig von mir«, sagte Vatia Isauricus knapp.
    »Und fünfzig von mir«, fügte Metellus Scipio hinzu.
    »Von mir ebenfalls fünfzig«, sagte Hortensius.
    Jetzt hatte auch Cicero begriffen, warum er hier war, und sagte mit wunderbar modulierter Stimme: »Der armselige Zustand meiner Finanzen ist euch allen viel zu gut bekannt, als daß ihr mehr von mir erwarten könntet als einen rednerischen Generalangriff auf die Wähler. Und den will ich mit größtem Vergnügen führen.«
    »Dann bleibt uns nur noch zu entscheiden«, sagte Hortensius, dessen Stimme kaum weniger melodiös als Ciceros war, »welcher von euch beiden zu guter Letzt gegen Caesar antreten wird.«
    Überraschend war die Versammlung nun doch noch in eine Sackgasse geraten — weder Catulus noch Vatia Isauricus erklärte sich bereit zugunsten des anderen von der Kandidatur zurückzutreten. Beide wollten um jeden Preis der nächste Pontifex Maximus werden.
    »So eine bodenlose Dummheit!« erzürnte sich Cato. »Damit halbiert ihr unsere Stimmenzahl und erhöht Caesars Chancen. Wenn einer von euch kandidiert, ist es eine offene Schlacht; wenn ihr beide kandidiert, sind wir im Nachteil.«
    »Ich kandidiere«, sagte Catulus störrisch.
    »Ich auch«, erwiderte Vatia Isauricus kampfeslustig.
    Mit diesem traurigen Ergebnis wurde die Konferenz beendet. Verletzt und beschämt machte sich Brutus auf den Weg von Metellus Scipios luxuriösem Domizil zur bescheidenen Wohnung seiner Verlobten in der Subura. Es gab

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