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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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verschwenderische und verträumte Küsse, dann sanken sie einander seufzend in die Arme und landeten schließlich, von lästiger Kleidung befreit, auf dem Bett. Sie war wunderbar, so intelligent und erfinderisch in ihren Liebesdiensten. Und er war einfach perfekt, so zielstrebig und beharrlich in seinen Aufmerksamkeiten. Und so vergaßen Caesar und Servilia die Welt um sich herum, beglückt und fasziniert von der Tatsache, daß die Vertrautheit zwischen ihnen ihre Begierde nicht etwa minderte, sondern das Vergnügen noch steigerte, bis vom Wasserstand im Chronometer bereits eine beträchtliche Menge Zeit abgetropft war.
    Von Labienus wollte er mit ihr nicht sprechen, wohl aber von Pompeia, also sagte er, während sie noch fest umschlungen auf dem Bett lagen: »Meine Frau verkehrt mit seltsamen Leuten.«
    Servilia hatte die verzweifelten Monate schrecklicher Eifersucht noch nicht vergessen, deshalb freute sie sich über jedes Wort der Unzufriedenheit aus Caesars Mund. Sicher, als sie nach Junia Tertias Geburt wieder vereint waren, hatte Servilia bereits nach wenigen Augenblicken gespürt, daß Caesars Ehe nur auf dem Papier bestand. Und trotzdem, dieses kleine Biest sah reizend aus, und die Nähe zu Caesar war ihr Vorteil; keine Frau in Servilias Alter konnte gelassen bleiben, wenn ihre Rivalin fast zwanzig Jahre jünger war.
    »Seltsame Leute?« fragte sie und streichelte ihn liebevoll.
    »Die Clodias und Fulvia.«
    »Das war zu erwarten, wenn man bedenkt, in welchen Kreisen Bruder Pompeius sich bewegt.«
    »Ja, aber heute hatte die Menagerie Zuwachs bekommen.«
    »Wen?«
    »Sempronia Tuditani und Palla.«
    »Oh!« Servilia setzte sich auf, das Vergnügen an Caesars Berührung war verflogen. Mit nachdenklichem Gesicht sagte sie: »Eigentlich überrascht mich das nicht.«
    »Mich auch nicht, wenn ich mir Publius Clodius’ Freunde so ansehe.«
    »Nein, ich dachte nicht an diese Verbindung, Caesar. Ich nehme an, du weißt, daß Drusus Nero meine jüngere Schwester Servililla wegen Untreue verstoßen hat.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Aber du weißt nicht, daß sie Lucullus heiraten wird.«
    Jetzt saß auch Caesar aufrecht im Bett. »Da hat sie einen Poltergeist gegen einen Schwachkopf eingetauscht! Lucullus experimentiert seit Jahren mit Substanzen herum, die das Bewußtsein verändern. Einer seiner Freigelassenen soll mit nichts anderem beschäftigt sein, als ihm alle nur erdenklichen Schlaf- und Aufputschmittel zu beschaffen — den Saft von Mohn, Pilze und die eigenartigsten Mixturen aus Blättern, Beeren und Wurzeln.«
    »Servililla sagt, daß er die Wirkung des Weines wohl mag, dessen Nachwirkungen jedoch gar nicht schätzt. Offensichtlich haben die anderen Substanzen nicht solche unangenehmen Folgen.« Servilia zuckte die Achseln. »Jedenfalls scheint Servililla sich nicht zu beklagen. Sie freut sich auf die Aussicht, viel Geld zu haben und einen Mann, der seine Nase nicht ständig in ihre Angelegenheiten steckt.«
    »Er hat sich wegen Ehebruchs von Clodilla scheiden lassen — und wegen Blutschande.«
    »Das war Clodius’ Werk.«
    »Nun ja, ich wünsche deiner Schwester nur das Beste«, sagte Caesar. »Lucullus sitzt noch immer auf dem Marsfeld fest und wartet auf den Triumphzug, den der Senat ihm nach wie vor verweigert. So schnell wird er sich nicht innerhalb der Mauern Roms blicken lassen.«
    »Er wird seinen Triumphzug bald bekommen«, meinte Servilia zuversichtlich. »Meine Spione haben mir berichtet, daß Pompeius Magnus keinen Wert darauf legt, das Marsfeld mit seinem Erzrivalen zu teilen, wenn er mit Ruhm bedeckt aus dem Osten zurückkehrt.« Sie schnaubte verächtlich. »Pompeius ist ein Blender. Jeder, der auch nur einen Funken Verstand im Kopf hat, weiß, daß Lucullus die Drecksarbeit gemacht hat! Magnus mußte nur noch die Früchte einsammeln.«
    »Das ist wahr, aber von Lucullus halte ich trotzdem nichts.« Caesar bedeckte eine ihrer Brüste mit der Hand. »Wozu diese Abschweifung, meine Liebe? Was hat das alles mit Pompeias Freunden zu tun?«
    »Sie nennen sich Clodius-Club.« Servilia streckte sich. »Servililla hat mir alles erzählt. Natürlich ist Publius Clodius der Vorsitzende. Das wichtigste und wohl auch einzige Ziel dieses Clubs scheint es zu sein, unsere Welt zu schockieren. Und daran haben die Mitglieder ihren Spaß. Es sind samt und sonders gelangweilte, träge, arbeitsscheue Individuen, die viel zuviel Geld haben. Wein, Weibern und Glücksspiel können sie nichts mehr abgewinnen.

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