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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zu Vogelfreien erklärt wurden. Du wirst damit nicht durchkommen, aber für laute und gut besuchte Debatten ist damit gesorgt.«
    Der Vorschlag war offensichtlich angekommen; Labienus erhob sich mit einem breiten Grinsen. »Das gefällt mir, Caesar. Eine wunderbare Gelegenheit, Cicero an seinem fröhlich wedelnden Schwanz zu ziehen.«
    »Der Schwanz macht mir bei Ciceros Anatomie die wenigsten Sorgen«, erwiderte Caesar. »Die Zunge ist das Anhängsel, das der Amputation bedürfte. Sei gewarnt, er wird dich nicht schonen. Aber wenn du beide Gesetze gleichzeitig einbringst, kannst du vielleicht die Aufmerksamkeit ein wenig von dem einen ablenken, das du wirklich durchbringen willst. Und wenn du dich sehr sorgfältig vorbereitest, schaffst du es vielleicht sogar, aus Ciceros Zunge ein bißchen politisches Kapital zu schlagen.«

    Das Ferkel war tot. Quintus Caecilius Metellus Pius Pontifex Maximus, ergebener Sohn des Metellus Schweinebacke und des Diktators Sulla loyaler Freund, verstarb friedlich im Schlaf an einer zerstörerischen Krankheit, die sich jedem Versuch der Diagnose entzogen hatte. Die anerkannteste Kapazität unter den römischen Medizinern, Sullas Leibarzt Lucius Tuccius, bat den adoptierten Sohn des Ferkels um die Erlaubnis zur Autopsie.
    Aber dieser adoptierte Sohn namens Metellus Scipio war weder so intelligent noch so vernünftig wie sein Vater; der leibliche Sohn des Scipio Nasica und der älteren von Crassus Orators beiden Licinias (die jüngere war seine Adoptivmutter, Frau des Ferkels) war eher für seine Hochnäsigkeit und sein aristokratisches Gehabe berühmt.
    »Niemand schneidet am Leib meines Vaters herum!« sagte er unter Tränen, während er krampfhaft die Hand seiner Frau umklammerte. »Er wird unversehrt den Flammen übergeben!«
    Das Begräbnis wurde natürlich auf Staatskosten durchgeführt und war nicht minder vornehm als die Person, die man beerdigte. Die Grabrede wurde von der Rostra herunter von Quintus Hortensius gehalten, nachdem Mamercus, der Vater von Metellus Scipios Frau Aemilia Lepida, diese Ehre zurückgewiesen hatte. Alle waren sie gekommen, von Catulus bis Caesar, von Caepio Brutus bis Cato; es war jedoch kein Begräbnis, das die großen Massen anzog.
    Am Tag nachdem das Ferkel den Flammen übergeben worden war, hielt Metellus Scipio ein Treffen mit Catulus, Hortensius, Vatia Isauricus, Cato, Caepio Brutus und dem Ersten Konsul Cicero ab.
    »Mir ist zu Ohren gekommen«, sagte der hinterbliebene Sohn, in dessen rotgeränderten Augen nun keine Tränen mehr standen, »daß Caesar für das Amt des Pontifex Maximus kandidieren will.«
    »Das ist nun wirklich keine Überraschung«, erwiderte Cicero. »Wir alle wissen doch, wer Labienus während Magnus’ Abwesenheit am Gängelband hat, auch wenn ich im Moment nicht einmal sagen könnte, ob es Magnus überhaupt interessiert, wer Labienus am Gängelband hat. Die Wahl der Priester und Auguren durch das Volk kann nicht in Magnus’ Sinn sein, während sie Caesar eine Möglichkeit bieten würde, die er niemals bekäme, wenn das Kollegium seinen Pontifex Maximus selber auswählen würde.«
    »Das Kollegium hat seinen Pontifex Maximus noch nie selbst ausgewählt«, sagte Cato zu Metellus Scipio. »Der einzige ungewählte Pontifex Maximus in der Geschichte, dein Vater, war von Sulla persönlich bestimmt worden, nicht vom Kollegium.«
    Catulus hatte einen anderen Einwand gegen das, was Cicero gesagt hatte: »Wie kannst du so blind gegen unseren geliebten, heldenhaften Freund Pompeius Magnus sein?« fuhr er Cicero an. »Nicht in Magnus’ Sinne? Magnus wünscht sich doch nichts sehnlicher, als selber ein Priester oder Augur zu sein! Das Volk würde ihm diesen Wunsch erfüllen, aber niemals eine Abstimmung in einem der Kollegien.«
    »Mein Schwager hat recht, Cicero«, sagte Hortensius. »Die lex Labiena de sacerdotiis käme Pompeius Magnus sehr zupaß.«
    »Ein Unsinn ist diese lex Labiena!« rief Metellus Scipio.
    »Spar dir deine Emotionen, Quintus Scipio«, sagte Cato mit seiner harten, tonlosen Stimme. »Wir sind hier, um zu entscheiden, wie wir Caesar an einer Kandidatur hindern wollen.«
    Brutus’ Blick wanderte von einem wütenden Gesicht zum nächsten; er wunderte sich darüber, daß man ihn zu dieser Versammlung erwachsener Männer geladen hatte. Zunächst hatte er vermutet, dies gehöre zu Onkel Catos rastlosem Kampf gegen Servilia und die Macht, die sie über ihren Sohn ausübte, ein Kampf, der ihn ängstigte und doch

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