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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ihr möglich war. Brutus war sicher nicht der Traum aller Mädchen von ehelicher Glückseligkeit, aber was Geld und Einfluß betraf, konnte niemand mit ihm rivalisieren. Deshalb würde sie ihre Pflicht tun und jemanden heiraten, mit dem sie um nichts in der Welt schlafen mochte. Tatas Interessen gingen vor.
    Und als Caesar später am Nachmittag zu ihr kam, tat Julia so, als wäre Brutus der Verlobte ihrer Träume.
    »Du wirst langsam erwachsen«, sagte Caesar, der zu jener Zeit so selten nach Hause kam, daß ihm die Entwicklung ihres Körpers nicht entging.
    »Nur noch fünf Jahre«, erwiderte sie feierlich.
    »Länger nicht?«
    »Nein«, seufzte sie. »Länger nicht, tata.«
    Er bettete ihren Kopf in seine Armbeuge und küßte ihn. Woher sollte er wissen, daß Julia sich nichts Wunderbareres vorstellen konnten, als einen Ehemann, der genauso war wie ihr Vater: lebenserfahren, berühmt, gutaussehend — ein Mann, der die Dinge nach seiner Fasson gestaltete.
    »Gibt’s etwas Neues?« fragte er.
    »Brutus war hier.«
    Er lachte. »Das ist doch nichts Neues, Julia!«
    »Vielleicht doch«, sagte sie leise und erzählte, was Brutus ihr von dem Treffen bei Metellus Scipio berichtet hatte.
    »Dieser unverschämte Cato!« rief er aus, als sie geendet hatte. »Will einem Zwanzigjährigen große Geldbeträge abschwatzen!«
    »Dank seiner Mutter haben sie es ja nicht bekommen.« »Du magst Servilia nicht besonders, oder?«
    »Ich sehe das von Brutus’ Standpunkt aus, tata. Ich fürchte mich vor ihr.«
    »Und warum?«
    Es war nicht leicht, es jemandem zu erklären, der für seine Liebe zu eindeutigen Fakten bekannt war. »Es ist nur so ein Gefühl. Immer, wenn ich sie sehe, muß ich an eine böse schwarze Schlange denken.«
    Er mußte laut lachen. »Hast du schon einmal eine böse schwarze Schlange gesehen, Julia?«
    »Nein, aber ich habe Bilder davon gesehen. Und von Medusa.« Sie schloß die Augen und vergrub ihr Gesicht in seinen Achselhöhlen. »Magst du sie, tata?«
    Darauf konnte er ehrlich antworten: »Nein.«
    »Na also, da hast du’s«, sagte seine Tochter.
    »Stimmt«, erwiderte Caesar. »Da hab ich’s.«

    Natürlich war Aurelia begeistert, als Caesar ihr die Geschichte ein paar Minuten später erzählte.
    »Ist das nicht ein schöner Gedanke? Nicht einmal ihr gemeinsamer Haß auf dich läßt Catulus und Vatia Isauricus ihren eigenen Ehrgeiz vergessen.« Sie lächelte leise.
    »Cato hat recht. Wenn sie beide kandidieren, teilen sich ihre Stimmen. Zumindest weiß ich jetzt, daß sie die Wahl manipulieren wollen. Die Fabier werden bei dieser Wahl nicht mit abstimmen!«
    »Aber ihre beiden Tribus werden wählen.«
    »Damit werde ich fertig, sofern sie beide kandidieren. Ein paar ihrer angestammten Wähler werde ich schon davon überzeugen, daß sie sich ihre Unparteilichkeit bewahren müssen, indem sie für keinen von beiden stimmen.«
    »Wie klug!«
    »Wahlkampf«, sagte Caesar nachdenklich, »besteht eben nicht nur aus Bestechung, aber das will keiner von diesen engstirnigen Dummköpfen einsehen. Ich würde es gar nicht riskieren, zu diesem Mittel zu greifen, selbst wenn ich es wollte und das Geld dazu hätte. Wenn ich mich zu einer Wahl stelle, dann steht da eine halbe Hundertschaft von Senatoren, die wie Wölfe nach meinem Blut lechzen — da wird jeder Wähler, jeder Bericht, jeder Offizielle genauestens untersucht. Aber neben der Bestechung gibt es viele andere Taktiken.«
    »Schade, daß die siebzehn wahlberechtigten Tribus erst kurz vor der Wahl bestimmt werden«, meinte Aurelia. »Wenn man sie schon ein Paar Tage vorher auswählen würde, könntest du ein paar ländliche Wähler in die Stadt holen. Der Name Julius Caesar bedeutet jedem Bauern mehr als Lutatius Catulus oder Servilius Vatia.«
    »Trotzdem, Mutter, in dieser Richtung läßt sich etwas machen. Es muß mindestens ein urbaner Tribus dabeisein — Lucius Decumius wird mich da tatkräftig unterstützen. Crassus wird seinen Tribus für uns gewinnen, falls er ausgewählt wird. Magnus ebenfalls. Und mein Einfluß beschränkt sich nicht auf den Tribus der Fabier.«
    Caesars Gesicht wurde grimmiger. Aurelia wollte etwas sagen, ließ sich aber durch diese Veränderung in seinem Ausdruck davon abhalten. Er kämpfte mit sich, ob er ein weniger angenehmes Thema zur Sprache bringen sollte, und die Chance, daß er sich dazu durchringen würde, wurde um so größer, je mehr sie sich zurückhielt. Und was konnte schon unangenehmer sein als das Thema Geld? Also

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