MoR 04 - Caesars Frauen
Cardixa holen wir mit ihren vier Jüngsten aus Bovillae zurück. Die vier Älteren kommen dort allein zurecht. Deine Aufgabe ist es, eine neue Hausordnung zu organisieren und für Disziplin bei den Dienstboten zu sorgen — bei denen, die wir mitbringen, und denen, die bereits hier sind. Ich habe dafür keine Zeit, deshalb muß ich mich auf dich verlassen.«
»Das ist mir klar«, sagte sie, »aber das ist noch keine Lösung für unser Problem mit Pompeia.«
»Dabei geht es um eine angemessene Überwachung, Mater, und sonst nichts. Wir wissen doch beide, daß man nicht einfach einen Diener vor ihre Tür setzen kann. Der würde nämlich sehr bald einschlafen, wenn nicht vor Müdigkeit, dann vor Langeweile. Deshalb müssen sich am Fuß der Vordertreppe zwei Männer ablösen. Tag und Nacht. Wir können ihnen kleine Arbeiten geben — Leintücher zusammenlegen, Messer und Löffel polieren, Geschirr abwaschen, Kleider flicken, du kennst dich da besser aus als ich. In jeder Schicht muß ein Teil dieser Aufgaben erledigt werden. Zum Glück gibt es eine Nische zwischen der Treppe und dem Ende der Wand. Ich werde da eine laut quietschende Tür einbauen lassen, um die Treppe vom Empfangsraum abzutrennen. Wenn einer die Treppe benutzen will, muß er zuerst die Tür öffnen. Falls unsere Wachposten einmal einnicken sollten, wird das Quietschen sie aufwecken. Und wenn Pompeia unten auftaucht, um auszugehen, wird einer der Männer Polyxena Bescheid geben. Zum Glück hätte Pompeia nicht genug Unternehmungsgeist, um wegzulaufen, bevor Polyxena herbeigeeilt ist. Und sollte ihre Freundin Clodia versuchen, sie dazu zu überreden, wird sie es nur einmal tun, das verspreche ich dir. Ich werde Pompeia unmißverständlich klarmachen, daß ein solches Verhalten ein ausreichender Scheidungsgrund ist. Und Eutychus soll nur solche Männer zum Wachdienst einteilen, die sich nicht gegenseitig dazu ermuntern, Bestechungsgelder anzunehmen.«
»Ach, Caesar, wie schrecklich!« rief Aurelia und schlug die Hände zusammen. »Wir sind doch keine Legionäre, die das Lager gegen Feinde sichern müssen.«
»Doch, Mater, ich fürchte, das sind wir. Aber sie ist schuld daran. Sie verkehrt in den falschen Kreisen und läßt sich nicht davon abbringen.«
»Und deshalb müssen wir sie einsperren.«
»Nicht einsperren, Mater. Sei gerecht. Ich will ihr ja nicht verbieten, ihre Freundinnen zu sehen, hier oder außer Haus. Sie können kommen und gehen, wie es ihnen gefällt, selbst solche abgetakelten Schönheiten wie Sempronia Tuditani und Palla. Und von mir aus auch dieser widerliche Pompeius Rufus. Aber Pompeia ist jetzt die Frau des Caesar Pontifex Maximus. Das ist ein sozialer Aufstieg, auch für eine Enkeltochter des Sulla. Auf ihre Vernunft kann ich nicht zählen, denn die besitzt sie nicht. Wir kennen alle die Geschichte von Metella Dalmatica, die es trotz Scaurus Princeps Senatus geschafft hat, Sulla das Leben zur Hölle zu machen, als er sich zum Prätor wählen lassen wollte. Sulla hat sie damals fortgeschickt — ein Zeichen für seinen intakten Selbsterhaltungstrieb. Aber kannst du dir vorstellen, daß ein Clodius, ein Decimus Brutus oder der junge Poplicola mit soviel Besonnenheit handelt wie Sulla? Pah! Im Handumdrehen hätten sie sich Pompeia geschnappt.«
»Dann sollte Pompeias Mutter dabeisein«, sagte Aurelia mit Entschiedenheit, »wenn du deine Frau über die neuen Regeln in Kenntnis setzt. Cornelia Sulla ist eine großartige Frau, und sie weiß genau, was für eine törichte Tochter sie hat. Mit der Autorität ihrer Mutter verstärkst du auch deine Autorität. Es hat keinen Sinn, wenn ich mich da einmische. Pompeia haßt mich dafür, daß ich ihr Polyxena auf den Hals gehetzt habe.«
Gesagt, getan. Der Umzug ins Domus Publica fand bereits am nächsten Tag statt, und noch bevor Pompeia mit ihren Bediensteten einen Blick auf die prächtige Suite im ersten Stock geworfen hatte, war sie in vollem Umfang über die neuen Verhaltensregeln informiert worden. Natürlich hatte sie geweint und die Unschuld ihrer Absichten beteuert — aber vergebens. Cornelia Sulla war noch strenger als Caesar und unnachgiebig in ihrer Drohung, daß Pompeia im Falle einer unehrenhaften Scheidung wegen Ehebruchs im Hause des Onkels Mamercus nicht mehr willkommen sei. Zum Glück war Pompeia keine Frau, die lange grollte, und so war sie bereits am nächsten Tag mit den Gedanken ganz und gar beim Umzug ihres geschmacklosen, aber kostspieligen Schnickschnacks in das
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