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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schneidezähnen widerstanden hatten. Es war allerhöchste Zeit, mit den Reparaturen der Schäden zu beginnen, die Zeit und Nagetiere hier angerichtet hatten.
    »Ich fürchte«, sagte Caesar beim Abendessen zu Aurelia, »ich kann nicht einfach ein paar Hunde oder hungrige Katzenmütter in die Regia schaffen. Das dürfte mit unseren religiösen Gesetzen kaum vereinbar sein. Aber wie soll ich sonst mit den Ratten fertig werden?«
    »Ich denke, ihre Anwesenheit in der Regia widerspricht unseren religiösen Gesetzen mindestens so sehr wie Hunde oder Katzen«, erwiderte Aurelia. »Aber ich verstehe, was du meinst. Es ist kein großes Problem, Caesar. Ich frage einfach die beiden alten Frauen, die für die öffentlichen Latrinen in der Subura Minor verantwortlich sind, von wem sie sich ihre Rattenfallen bauen lassen. Raffinierte Apparate sind das! Längliche Kästen mit einer Tür an einem Ende. Die Tür lehnt an einem Gegengewicht, das Gegengewicht ist mit einem Faden verbunden, der Faden hängt an einem Stück Käse. Wenn die Ratte versucht, sich den Käse zu holen, fällt die Tür herunter. Der Bursche, den du damit beauftragst, die Ratten aus dem Kasten zu holen und zu töten, darf allerdings keine Angst haben, damit sie ihm nicht wieder entwischen.«
    »Mater, du kennst dich einfach mit allem aus! Darf ich die Beschaffung der Rattenfallen vertrauensvoll in deine Hände legen?«
    »Gern«, sagte sie und war sehr zufrieden mit sich.
    »In deinem Mietshaus gibt es keine Ratten.«
    »Das will ich aber auch hoffen! Du weißt ja, daß Lucius Decumius immer einen Hund hat.«
    »Und jeden von ihnen nennt er Fido.«
    »Und jeder von ihnen ist ein ausgezeichneter Rattenfänger!«
    »Unsere Vestalinnen bevorzugen Katzen.«
    »Praktische Tierchen, vorausgesetzt, es sind Weibchen.« Sie lächelte spitzbübisch. »Es ist ja verständlich, daß sie sich keine Kater halten, aber auf Rattenjagd gehen nur die Weibchen. Da unterscheiden die Katzen sich von den Hunden. Der viele Nachwuchs ist ein Ärgernis, aber Licinia kennt keine Gnade, und wenn die beiden Nesthäkchen auch noch so betteln. Die Kätzchen werden gleich nach der Geburt ertränkt.«
    »Worauf Junia und Quinctilia in Tränen ertrinken.«
    »Wir alle müssen uns an den Tod gewöhnen«, stellte Aurelia ungerührt fest. »Wir dürfen uns nicht nur vom Herzen leiten lassen.«
    Dagegen gab es nichts zu sagen, also wechselte Caesar das Thema. »Ich habe ungefähr zwanzig Buchbehälter samt Inhalt retten können — ein bißchen mitgenommen zwar, aber noch ganz intakt. Wie es scheint, haben meine Vorgänger die Kästen ausgetauscht, wenn sie von Ratten zernagt waren. Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, die Ratten auszurotten? Für die erste Zeit werde ich die Dokumente in meinem Arbeitszimmer aufbewahren — ich möchte sie lesen und katalogisieren.«
    »Dokumente?«
    »Ja, aber nicht aus der Zeit der Republik. Sie reichen zurück bis zu den ersten Königen.«
    »Ah! Jetzt verstehe ich, warum sie dich interessieren. Du hattest schon immer eine Schwäche für alte Dokumente und Archive. Aber kannst du sie denn lesen? Die sind doch sicher nicht zu entziffern.«
    »Doch, es ist ordentliches Latein, so wie man es vor dreihundert Jahren geschrieben hat, und sie sind auf Pergament geschrieben. Ich denke, einer der Ponifices Maximi dieser Zeit hat die Originale entziffern und diese Kopien anfertigen lassen.« Er lehnte sich auf sein Liegesofa zurück. »Ich hab auch ein paar Steintafeln gefunden. Sie tragen die gleiche Schrift wie die Stele im Schacht des Lapis Niger. So frühzeitig, daß man es kaum noch als lateinische Schrift erkennen kann. Eine Art Vorläufer davon, nehme ich an, wie das Lied der Salier. Aber ich werde sie entziffern, keine Angst!«
    Seine Mutter betrachtete ihn liebevoll, aber auch ein wenig streng. »Caesar, ich will hoffen, daß du über all der religiösen und historischen Forscherei nicht vergißt, daß du dieses Jahr als Prätor kandidieren willst. Du sollst deine Aufgabe als Pontifex Maximus ordentlich erfüllen, aber deine Karriere auf dem Forum darfst du darüber nicht vernachlässigen.«

    Er vernachlässigte sie nicht, und auch der Schwung seines Wahlkampfes litt keineswegs darunter, daß die Lampen in seinem Arbeitszimmer jeden Tag bis tief in die Nacht brannten, während er sich durch die alten Dokumente arbeitete, die er die Zeugnisse der Könige getauft hatte. Er dankt den Göttern dafür, daß irgendein unbekannter Pontifex Maximus die Schriften

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