MoR 04 - Caesars Frauen
neue Haus und plante bereits einen ausgiebigen Einkaufsbummel — schließlich mußten diese riesigen, kahlen Räume ja mit irgend etwas eingerichtet werden.
Caesar hatte sich gefragt, wie Aurelia wohl mit ihrer neuen Rolle als Herrin eines Hauses, das einem Palast ziemlich nahekam, zurechtkommen würde, war sie doch bisher Vermieterin einer florierenden Insula gewesen. Würde sie darauf bestehen, weiterhin ihre Bücher zu führen? Oder würde sie nach mehr als vierzig Jahren alle Brücken zur Subura abbrechen? Als der Nachmittag seines Einweihungsfestes kam, wußte er längst, daß er sich um diese bemerkenswerte Frau nun wahrlich keine Sorgen machen mußte. Die Kontrolle wolle sie nicht aus der Hand geben, erklärte sie ihm, aber die Bücher der Insula würden ab jetzt von einem Mann geführt, den Lucius Decumius gefunden hatte und für den er seine Hand ins Feuer legte. Und dabei stellte sich heraus, daß der Großteil ihrer Arbeit gar nichts mit ihren eigenen Geschäften zu tun gehabt hatte; um ihre Tage auszufüllen, hatte sie im Auftrag von einem halben Dutzend anderer Hauswirte gearbeitet. Wie entsetzt ihr Mann gewesen wäre, wenn er das gewußt hätte. Caesar lächelte still in sich hinein.
Er stellte überhaupt fest, daß seine Beförderung zum Pontifex Maximus Aurelia neuen Auftrieb gab. Sie war überall zu finden, auf beiden Seiten des Gebäudes; ohne große Anstrengung hatte sie sich Einfluß auf Licinia verschafft. Bei allen sechs Vestalinnen war sie sehr beliebt, und ihr Sohn dachte mit stiller Belustigung, daß sie schon bald in der Mission aufgehen würde, nicht nur in das Domus Publica, sondern auch in die Verwaltung der Testamente neuen Schwung zu bringen.
»Caesar, wir sollten für diesen Dienst eine Gebühr erheben«, sagte sie mit entschlossener Miene. »Soviel Arbeit und Mühe! Dafür sollte der römische Staatssäckel entschädigt werden.«
Er war dagegen. »Ich stimme dir zu, daß eine Gebühr dem Schatzamt zugute käme, Mater, aber die Ärmsten der Armen würde sie eines ihrer letzten Privilegien berauben. Nein. Im großen und ganzen hat Rom keine Probleme mit seinen proletarii. Fülle ihnen die Bäuche und biete ihnen Spiele — und sie sind zufrieden. Wenn wir damit anfangen, ihre Gewohnheitsrechte mit Gebühren zu belegen, dann verwandeln wir die capite censi sehr schnell in ein Ungeheuer, das uns verschlingen könnte.«
Wie Crassus vorhergesehen hatte, besänftigte Caesars Wahl zum Pontifex Maximus seine Gläubiger auf wundersame Weise. Und ganz nebenbei brachte das Amt ihm ein beträchtliches Einkommen vom Staat, und das traf auch für die drei wichtigsten flamines Dialis, Martialis und Quirinalis zu. Ihre drei staatlichen Residenzen standen auf der anderen Seite der Via Sacra, gegenüber der Domus Publica, aber es hatte natürlich keinen Hamen Dialis mehr gegeben, seit Caesar von Sulla der Helm und der Umhang des persönlichen Priesters von Jupiter Optimus Maximus abgenommen worden war. Sie hatten damals ein Abkommen getroffen: Erst nach Caesars Tod sollte es einen neuen Hamen Dialis geben. Zweifellos war seine damalige Residenz dem Verfall preisgegeben worden, seit sie Merula, ihren letzten Bewohner, vor fünfundzwanzig Jahren verloren hatte. Und da er jetzt zuständig für das Haus war, mußte er es sich ansehen, um zu entscheiden, was damit geschehen sollte. Eventuelle Reparaturen konnte er aus dem unangetasteten Gehalt bestreiten, das ihm zugestanden hätte, wenn er in dem Haus gelebt und seinen Dienst als Hamen Dialis versehen hätte. Später würde er es für viel Geld an einen ehrgeizigen Ritter vermieten, den es nach einer Adresse auf dem Forum Romanum gelüstete. Rom sollte das investierte Geld zurückbekommen.
Aber zuerst mußte er sich um die Regia kümmern und um die Amtsräume des Pontifex Maximus.
Die Regia war das älteste Gebäude auf dem Forum. Man nahm gemeinhin an, daß es die Residenz von Numa Pompilius, dem zweiten römischen König, gewesen war. Außer dem Pontifex Maximus und dem Rex Sacrorum hatte kein anderer Priester Zutritt zu dem Haus. Allerdings assistierten die Vestalinnen dem Pontifex Maximus, wenn er Ops das alljährliche Opfer darbrachte; und wenn der Rex Sacrorum bei den jährlich wiederkehrenden Agonalien seinen Schafbock opferte, holte er sich ein paar junge Priester dazu, die ihm halfen und hinterher den Altar reinigten.
Als Caesar das Haus betrat, bekam er eine Gänsehaut, so überwältigend war das Gefühl, das er dabei hatte. Erdbeben
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