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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vortreten!«
    »Quintus Fabius Maximus Sanga ist außer Landes.«
    »Lucius Julius Caesar möge vortreten!«
    Lucius Caesar trat nach vorn.
    »Gaius Julius Caesar möge vortreten!«
    Caesar trat nach vorn.
    »Väter«, erklärte Celer feierlich, »hiermit seid ihr dazu bestimmt, über Gaius Rabirius wegen der Morde an Lucius Appuleius Saturninus und Quintus Labienus gemäß der lex regia de perduellione des Königs Tullus Hostilius zu richten. Des weiteren ordne ich an, daß der Prozeß in zwei Stunden auf dem Marsfeld, auf dem Gelände gleich neben der saepta, stattfinden wird.
    Liktor, ich ordne hiermit an, daß du aus deinem Kollegium drei deiner Kollegen herbeiholst, damit sie als Repräsentanten der drei ursprünglichen Tribus römischer Männer fungieren, einer für Tities, einer für Ramnes und einer für Luceres. Weiter ordne ich an, daß sie dem Gericht als Diener zur Verfügung stehen.«
    Cicero versuchte es noch einmal auf die sanfte Art. »Quintus Caecilius«, sagte er zu Celer, »das kannst du nicht machen. Ein Prozeß wegen Hochverrats noch am heutigen Tag? In zwei Stunden? Der Beschuldigte muß Zeit haben, sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Er muß sich einen Advokaten suchen und Zeugen, die für ihn aussagen.«
    »Derlei Vorkehrungen sind unter der lex regia de perduellionis des Königs Tullus Hostilius nicht vorgesehen«, erwiderte Celer. »Ich bin nur das Werkzeug des Gesetzes, Marcus Tullius, nicht sein Urheber. Ich darf nicht mehr tun, als dem vorgeschriebenen Prozedere zu folgen, das in diesem Fall eindeutig und zweifelsfrei in den Dokumenten aus jener Zeit festgelegt ist.«
    Wortlos drehte sich Cicero um und verließ das Tribunal des Stadtprätors, auch wenn er keine Ahnung hatte, wohin er jetzt gehen sollte. Sie meinten es ernst! Sie wollten den armseligen Alten nach einem archaischen Gesetz verurteilen, das — wie typisch für Rom — nie von den Tafeln getilgt worden war! Ach, was war das doch für eine Unsitte, daß man in Rom allen alten Zöpfen auf ewig die Ehre erwies, statt sie irgendwann einmal abzuschneiden? Von häßlichen Strohhüten über Gesetze aus den Zeiten der ersten Könige bis hin zu den Säulen in der Basilica Porcia — es war immer das gleiche: Was es einmal gegeben hatte, mußte es immer geben.
    Natürlich steckte Caesar dahinter. Er hatte die fehlenden Stücke entdeckt, die nicht nur den Prozeß gegen Horatius verständlich machten — den ältesten bekannten Prozeß in der Geschichte Roms —, sondern auch seine Berufung darauf. Und über beides hatte er vorgestern vor versammeltem Haus geredet. Aber was wollte er damit erreichen? Und warum stand ihm dabei ein Mann wie Celer zur Seite, der zu den boni gehörte? Titus Labienus, ja, das konnte er verstehen, und auch Lucius Caesar. Aber warum ausgerechnet Metellus Celer?
    Seine Schritte hatten ihn in die Nähe des Castor-Tempels geführt, also beschloß er, nach Hause zu gehen, sich einzuschließen und nachzudenken. Normalerweise hatte das Organ, das für die Erzeugung seiner Gedanken zuständig war, keinerlei Probleme mit diesem Vorgang, jetzt aber wußte Cicero nicht einmal genau, welches Organ eigentlich zuständig war — das Gehirn, das Herz oder der Bauch? Hätte er es gewußt, vielleicht hätte er der betreffenden Stelle mit ein paar gezielten Schlägen, mit feuchten W\1ckeln oder einem geeigneten Abführmittel auf die Sprünge helfen können...
    Um ein Haar wäre er mit Catulus, Bibulus, Gaius Piso und Metellus Scipio zusammengestoßen, die vom Palatin heruntergeeilt kamen. Er hatte sie nicht einmal kommen sehen! Was war nur mit ihm los?
    Während sie gemeinsam die unzähligen Stufen zu Catulus’
    Haus hinaufstiegen, erzählte Cicero den vier anderen seine Geschichte, und als sie dann in Catulus’ geräumigem Arbeitszimmer zusammensaßen, tat er etwas, was er nur sehr selten tat: Er trank einen ganzen Becher unverdünnten Wein. Jetzt erst wurde sein Blick wieder klar, und ihm fiel auf, daß jemand fehlte. »Wo ist Cato?«
    Den vier anderen schien ziemlich unbehaglich zumute zu sein; schließlich tauschten sie resignierte Blicke, für Cicero ein Hinweis darauf, daß er gleich über etwas in Kenntnis gesetzt werden würde, das die anderen wohl lieber für sich behalten hätten.
    »Ich fürchte, man muß ihn als wandelnden Verwundeten bezeichnen«, sagte Bibulus. »Jemand hat ihm das Gesicht in Fetzen gerissen.«
    »Nicht, was du denkst, Cicero.«
    »Sondern?«
    »Er hatte eine kleine Auseinandersetzung mit

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