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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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könnte.«
    »Ob es sich nun totläuft oder nicht, Quintus Catulus, du willst damit doch nicht sagen, wir sollen einfach am Rand des Schlachtfelds sitzen bleiben und dabei zusehen, wie Caesar uns Ärger macht?« fragte Metellus Scipio.
    »Natürlich nicht!« antwortete Cicero gereizt; manchmal war Metellus Scipio aber auch besonders dämlich! »Ich stimme Bibulus darin zu, daß die Leute zur Zeit unzufrieden sind. Deshalb dürfen wir nicht zulassen, daß Rabirius’ Berufung sofort verhandelt wird. Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu erreichen: Wir müssen die lex regia de perduellione des Königs Tullus Hostilius für null und nichtig erklären. Ich werde heute vormittag den Senat zusammenrufen und ihn um einen Beschluß bitten, der die Volks-
    Versammlung anweist, das Gesetz für ungültig zu erklären. Es wird nicht lange dauern, diesen Beschluß zu beschaffen, dafür werde ich sorgen. Und dann rufe ich auf der Stelle die Volksversammlung zusammen.« Er schloß die Augen, ein leiser Schauer überkam ihn. »Ich fürchte allerdings, daß ich das Senatus Consultum Ultimum benötigen werde, um das Didianische Gesetz zu umgehen. Wir können nicht siebzehn Tage auf die Ratifizierung warten. Und wir dürfen auch keine beratenden Versammlungen zulassen.«
    Bibulus runzelte die Stirn. »Ich behaupte ja nicht, soviel von Gesetzen zu verstehen wie du, Cicero, aber das Senatus Consultum Ultimum erstreckt sich sicher nicht auf die Volksversammlung, solange dort eine Sache verhandelt wird, die nicht im Zusammenhang mit Catilina steht. Wir wissen zwar, welchen Zusammenhang es zwischen dem Rabirius-Prozeß und Catilina gibt, aber die einzigen Wähler in der Volksversammlung, die unser Wissen teilen, sind Senatoren, und davon gibt es in den Komitien nicht genug, um eine Abstimmung zu gewinnen.«
    »Das Senatus Consultum Ultimum funktioniert genauso wie die Einsetzung eines Diktators«, widersprach Cicero mit fester Stimme. »Es ersetzt sämtliche Aktivitäten der Komitien.«
    »Die Volkstribunen werden ihr Veto gegen dich einlegen«, sagte Bibulus.
    Cicero sah ihn selbstgefällig an. »Unter einem Senatus Consultum Ultimum gibt es kein Veto.«

    »Was soll das heißen, ich kann kein Veto einlegen, Marcus Tullius?« fragte Publius Servilius Rullus drei Stunden später in der Volksversammlung.
    »Mein lieber Publius Servilius, Rom steht unter einem Senatus Consultum Ultimum, also ist das tribunizische Veto aufgehoben«, antwortete Cicero.
    Der Andrang hielt sich in Grenzen, denn viele der Forumsbesucher hatten es vorgezogen, auf das Marsfeld hinauszuziehen, weil sie miterleben wollten, was die beiden Caesars mit dem armen Gaius Rabirius anstellten. Aber diejenigen, die innerhalb des pomerium geblieben waren, um zu sehen, wie Cicero mit Caesars Angriff fertig wurde, waren keineswegs nur Senatoren und Klienten des Catulus. Vielleicht die Hälfte der Versammlung, die etwa siebenhundert Mann stark war, gehörte zur gegnerischen Seite. Unter ihnen erkannte Cicero Männer wie Marcus Antonius und seine grobschlächtigen Brüder, den jungen Poplicola, Decimus Brutus und keinen Geringeren als Publius Clodius. Sie redeten mit jedem, der ihnen zuhören wollte, und lösten finstere Blicke und vernehmliches Murren aus — eine Unruhe, die sich immer weiter ausbreitete.
    »Moment mal, Cicero«, sagte Rullus, ohne sich um Formalitäten zu kümmern, »was kommst du uns hier mit deinem Senatus Consultum Ultimum? Natürlich existiert eines, aber das bezieht sich nur auf die Revolte in Etruria und die Aktivitäten des Catilina. Die normalen Aufgaben der Volksversammlung kannst du damit nicht behindern! Wir sind hier zusammengekommen, um darüber zu beraten, ob die lex regia de perduellione des Königs Tullus Hostilius für ungültig erklärt werden soll — eine Angelegenheit, die mit Catilina und dem Aufstand in Etruria nicht das geringste zu tun hat. Zuerst teilst du uns mit, daß du mit dem Senatus Consultum Ultimum die übliche Verfahrensweise der Komitien über den Haufen werfen willst! Dann verzichtest du auf die beratenden Sitzungen und willst das Didianische Gesetz umgehen. Und jetzt soll uns gewählten Volkstribunen auch noch das Recht aberkannt werden, unser Veto einzulegen!«
    »So ist es«, erwiderte Cicero erhobenen Kopfes.
    Vom Boden des Komitiums aus war die Rostra ein imposantes Bauwerk, daß sich etwa dreieinhalb Meter hoch über die Fläche des Forums erhob. Auf ihrer Bühne konnten vierzig Männer aufrecht stehen, und an diesem

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