MoR 04 - Caesars Frauen
ernst meint.«
»Seine Mutter hat es mir versichert.«
»Ich glaube es eigentlich auch. Er kommt mir nicht so vor wie einer, der nicht weiß, was er will. Ein besonnener und zurückhaltender Junge, dieser Brutus.«
»Würde es Julia gefallen?« Caesar runzelte die Stirn.
Aurelia hob eine Augenbraue. »Eine seltsame Frage, aus deinem Mund. Du bist ihr Vater, ihr eheliches Schicksal liegt ausschließlich in deiner Hand, und du trägst dich doch nicht etwa mit dem Gedanken, sie aus Liebe heiraten zu lassen. Dazu ist sie zu wichtig. Sie ist dein einziges Kind. Und außerdem tut Julia das, was man ihr sagt. Ich habe ihr beigebracht, daß sie über Dinge wie die Eheschließung nicht zu bestimmen hat.«
»Aber es wäre doch schön, wenn unser Vorschlag ihr gefiele.«
»Du neigst doch im Grunde nicht zur Sentimentalität, Caesar. Liegt es daran, daß du den Jungen nicht magst?« fragte sie mit gewohnter Treffsicherheit.
Er seufzte. »Zum Teil ja. Doch nein, eine Abneigung wie gegen seine Mutter hege ich nicht gegen ihn. Aber er scheint mir ein recht langweiliger Hund zu sein.«
»Tiermetaphern!«
Er lachte kurz auf. »Sie ist so ein hübsches kleines Ding, und so lebendig. Ihre Mutter und ich waren glücklich miteinander, solch ein Glück in der Ehe würde ich ihr auch wünschen.«
»Langweilige Hunde sind gute Ehemänner«, sagte Aurelia.
»Du stehst dem Angebot wohlwollend gegenüber?«
»Durchaus. Wer weiß, ob auch nur ein halb so gutes nachkommt, wenn wir es ausschlagen? Seine Schwestern haben sich den jungen Lepidus und Vatia Isauricus’ ältesten Sohn geangelt. Zwei gute Partien sind also schon vergeben. Würdest du ihr lieber einen Claudius Pulcher oder einen Caecilius Metellus zum Mann geben? Oder den Sohn von Pompeius Magnus?«
Ihn schauderte bei dem Gedanken. »Du hast ja recht, Mater. Lieber einen langweiligen Hund als einen reißenden Wolf oder einen räudigen Köter! Ich hatte eigentlich auf einen von Crassus’ Söhnen gehofft.«
Aurelia atmete geräuschvoll durch die Nase. »Crassus ist ein guter Freund von dir, Caesar, aber du weißt sehr genau, daß er keinen seiner Söhne einem Mädchen zum Mann gibt, wenn die Mitgift nicht groß genug ausfällt.«
»Auch da hast du recht, Mater.« Er schlug sich auf die Schenkel, ein Zeichen, daß er sich entschieden hatte. »Also gut, dann eben Marcus Junius Brutus! Wer weiß? Vielleicht mausert er sich zum unwiderstehlichen Adonis, wenn er einmal keine Pickel mehr hat.«
»Wenn du nur nicht immer übertreiben würdest, Caesar!« sagte seine Mutter und erhob sich, um zu ihren Büchern zurückzukehren. »Das tut der Karriere auf dem Forum nicht gut, das sieht man an Cicero. Aus dem armen Brutus wird nie ein unwiderstehlicher Mann. Auch kein schneidiger.«
»Um so besser für ihn«, sagte Caesar in vollem Ernst. »Männern, die zu gut aussehen, traut man nicht über den Weg.«
»Wenn wir Frauen das Stimmrecht hätten«, sagte Aurelia mit vielsagendem Lächeln, »würde sich das sehr schnell ändern. Dann wäre jeder Memmius ein König von Rom.«
»Von einem Caesar gar nicht zu reden, was? Vielen Dank, Mater, mir ist es lieber so, wie es ist.«
Zu Hause bewahrte Servilia Stillschweigen über ihr Gespräch mit Caesar, sowohl Silanus als auch Brutus gegenüber. Sie verriet auch nicht, daß sie ihn gleich am nächsten Tag wiedersehen würde. In kaum einem anderen Haushalt hätten die Bediensteten eine solche Neuigkeit für sich behalten können, aber unter Servilias Herrschaft hatten sie es gelernt. Die beiden Griechen, die sie sich als Eskorte mitnahm, wenn sie ausging, waren altgediente Hausangestellte und kannten sie viel zu gut, als daß sie gewagt hätten, über Privatangelegenheiten ihrer Dienstherrin zu plaudern. Die Geschichte von dem Kindermädchen, das sie auspeitschen und kreuzigen ließ, weil der kleine Brutus ihr aus der Hand gefallen war, hatte sie bis ins Haus des Silanus begleitet, und niemand machte den Fehler, Silanus für stark genug zu halten, um den Launen und Temperamentsausbrüchen seiner Frau Einhalt zu gebieten. Es war seitdem zu keiner weiteren Kreuzigung gekommen, aber es hatten genug Auspeitschungen stattgefunden, um für Gehorsam zu sorgen und die Zungen im Zaum zu halten. Es war auch kein Haushalt, in dem die Sklaven irgendwann entlassen wurden und sich die Mütze der Freigelassenen auf den Kopf setzen durften. Wer einmal in Servilias Diensten war, blieb für immer ein Sklave.
Und so machten die beiden Griechen, die sie am
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