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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Weg, als sie die Treppe der Ringmacher hinunterlief, um sich in das Menschengewühl auf dem Forum Romanum zu stürzen. Hier fand sich jeder ein, der mitreden, zuhören, herumspazieren, gesehen werden und mit den Mächtigen auf Tuchfühlung sein wollte. Heute trat weder der Senat noch eine der anderen Versammlungen zusammen, die Gerichte hatten Ferien, und doch waren ein paar der Mächtigen unterwegs; man erkannte sie an den wippenden, mit roten Lederriemen verschnürten Rutenbündeln, den Zeichen ihrer Macht, die von Liktoren vor ihnen hergetragen wurden.
    »Es geht so steil bergauf, Mama! Kannst du nicht etwas langsamer gehen?« stöhnte Brutus, als seine Mutter am anderen Ende des Forums den Clivus Orbius hinaufstieg. Er schwitzte stark.
    »Wenn du mehr Sport treiben würdest, müßtest du nicht soviel jammern«, erwiderte Servilia ungerührt.
    Hier oben, in den engen Schluchten zwischen den Mietshäusern der Subura, drang Brutus ein ekelhafter Gestank nach Unrat und Fäulnis in die Nase; die abblätternden Hauswände schwitzten faules Wasser aus, eine schwarze, sirupähnliche Flüssigkeit wälzte sich durch die Gosse auf die Gitter der Abflüsse zu. Sie kamen an winzigen, unbeleuchteten Gewölben vorbei, Läden ohne Hausnummern. Wenigstens brachte die feuchte Finsternis ein wenig Abkühlung, aber dies war eine Gegend Roms, auf die der junge Brutus leichten Herzens hätte verzichten können, ganz gleichgültig, ob sich da oben nun »alle« trafen oder nicht.
    Schließlich kamen sie zu einer stattlichen Tür aus altem Eichenholz mit solide geschnitztem Paneel und einem kupfernen Klopfer in Form eines Löwenkopfes mit weit aufgerissenem Maul. Einer von Servilias Dienern schlug damit heftig gegen das Holz, und die Tür öffnete sich sofort. Sie standen einem älteren, freigelassenen Griechen von erheblichem Körperumfang gegenüber, der ihnen mit tiefer Verbeugung Einlaß gewährte.
    Eine reine Frauenversammlung, was sonst? Wäre Brutus nur schon alt genug gewesen, die toga virilis zu tragen, das Zeichen der erwachsenen Männer! Dann hätte er seine Mutter gar nicht mehr begleiten dürfen. Gleichzeitig ängstigte ihn dieser Gedanke. Seine Mutter mußte mit ihrer Eingabe Erfolg haben, damit er auch noch nach dem Dezember, nach seinem Eintritt in das Mannesalter, Gelegenheit haben würde, seine Liebste zu sehen. Er ließ sich nichts anmerken; gleich als die überschwengliche Begrüßung einsetzte, löste er sich von Servilias Rockzipfel und verzog sich in ein stilles Eckchen des lärmerfüllten Raums, um sich dort vor dem schlichten Dekor der Wände möglichst unsichtbar zu machen.
    »Ave, Brutus«, sagte eine helle und doch ein wenig heisere Stimme.
    Er wandte sich um, sah hinüber — und glaubte einen Augenblick lang, das Herz bliebe ihm stehen. »Ave, Julia.«
    »Komm, setzen wir uns«, forderte die Tochter des Hauses ihn auf und führte ihn zu zwei kleinen Sesseln in der hintersten Ecke. Während er sich unbeholfen auf dem einen niederließ, nahm sie auf dem anderen Platz, anmutig und beherrscht wie eine Schwänin auf ihrem Nest.
    Wie kann sie mit ihren acht Jahren schon so schön sein? fragte sich Brutus verwundert, obwohl er sie doch so gut kannte — seine Mutter war eine enge Freundin ihrer Großmutter. Hell wie Eis und Schnee war sie, mit schmalem Kinn und schön geschwungenen Wangenknochen, die Lippen von blassem Rosa, köstlich wie eine Erdbeere, und dazu zwei große blaue Augen, die mit lebhafter Sanftmut auf alles blickten; wenn Brutus sich einmal an Liebeslyrik versucht hatte, dann war sie der Grund dafür gewesen, denn er liebte sie, ja, er liebte sie seit Jahren! Daß es Liebe war, hatte er erst vor kurzem begriffen; sie hatte ihn angesehen und dabei so süß gelächelt, daß die Erkenntnis wie der Blitz bei ihm eingeschlagen hatte.
    Noch am selben Abend war er zu seiner Mutter gegangen und hatte ihr mitgeteilt, daß er Julia heiraten wolle, sowie sie erwachsen wäre.
    Servilia hatte ihn verblüfft angesehen. »Mein lieber Brutus, sie ist noch ein Kind! Du müßtest acht, neun Jahre auf sie warten.«
    »Lange bevor sie alt genug zum Heiraten ist, wird man sie einem Mann versprechen«, hatte er geantwortet, und die bange Sorge war ihm vom Gesicht abzulesen gewesen. »Bitte, Mama, du mußt ihren Vater um ihre Hand bitten, sobald er zurück ist!«
    »Und wenn du deine Meinung änderst?«
    »Nie. Niemals!«
    »Ihre Mitgift wird äußerst dürftig ausfallen.«
    »Aber eine Frau besserer Herkunft könntest du

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