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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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»würdest du diesem Haus bitte deine ehrliche Meinung zu dem Religionsfrevel des Publius Clodius und der Gesetzesvorlage von Pupius Piso Frugi mitteilen?«
    Die Angst vor dem Löwen war so groß, daß keiner es wagte, bei dieser Aufforderung aufzustöhnen. Pompeius saß mitten unter den Konsularen, gleich neben Cicero, der schwer schluckte und sich sogleich in einen Tagtraum von seinem neuen Stadthaus und dessen Einrichtung flüchtete. Diesmal dauerte die Rede eine knappe Stunde, und als er fertig war, ließ Pompeius der Große sich so geräuschvoll auf seinen Stuhl fallen, daß Cicero erschreckt zusammenfuhr.
    Das sonnengebräunte Gesicht war puterrot geworden von der Anstrengung, sich an die Techniken der freien Rede zu erinnern. Pompeius ächzte: »Ich glaube, ich habe zu dem Thema genug gesagt!«
    »Das hast du zweifellos«, antwortete Cicero und lächelte süßlich.
    Als Crassus sich erhob, um eine Rede zu halten, verlor Pompeius das Interesse und begann damit, Cicero nach den Klatschgeschichten auszufragen, die sich während seiner langen Abwesenheit in Rom ereignet hatten. Kaum hatte Crassus jedoch mit seiner Rede begonnen, da saß Cicero auch schon kerzengerde auf seinem Stuhl und hatte kein Ohr mehr für Pompeius. Wie wunderbar! Welche Glückseligkeit! Crassus lobte ihn über den grünen Klee! Seiner Leistung als Konsul sei es zu verdanken, daß die Stände wieder dichter zusammenrücken konnten; Ritter und Senatoren durften wieder ein Herz und eine Seele sein...
    »Was, in aller Welt, hat dich dazu verleitet?« wollte Caesar von Crassus wissen, als sie am Tiber den Treidelpfad entlangspazierten, um den Gemüsehändlern aus dem Weg zu gehen, die nach einem arbeitsreichen Tag ihre Stände zusammenpackten.
    »Ciceros Verdienste zu preisen, meinst du?«
    »Es wäre mir ja egal gewesen, wenn er es nicht zum Anlaß für seine langatmigen Ausführungen über die Harmonie zwischen den Ständen genommen hätte. Auch wenn ich zugeben muß, daß es nach Pompeius beinahe eine Wohltat war, ihm zuzuhören.«
    »Darin bestand ja auch der Grund meiner Rede. Es gefällt mir nicht, wie sie alle vor diesem widerwärtigen Magnus katzbuckeln. Ein schräger Blick von ihm, schon kneifen sie den Schwanz ein. Und Cicero saß so verloren neben unserem Helden, da hab’ ich den großen Mann eben ein bißchen ärgern wollen.«
    »Das ist dir gelungen. In Asia bist du ihm aus dem Weg gegangen, nehme ich an.«
    »So gut es ging.«
    »Deshalb erzählen sich die Leute, du hättest dich mit Publius in Richtung Osten aus dem Staub gemacht, um bei Magnus’ Ankunft nicht in Rom zu sein.«
    »Ich muß mich doch immer wieder über die Leute wundern. Ich war bei Magnus’ Ankunft in Rom.«
    »Wenn sich einer über die Leute wundern muß, dann bin ich es. Wußtest du, daß ich Pompeius’ Scheidungsgrund sein soll?«
    »Wieso? Bist du es etwa nicht?«
    »Diesmal bin ich wirklich unschuldig. Ich war seit Jahren nicht mehr in Picenum, und Mucia Tertia war seit Jahren nicht mehr in Rom.«
    »Ich habe nur Spaß gemacht. Immerhin hat Pompeius dich mit seinem strahlendsten Lächeln geehrt.« Crassus räusperte sich, ein untrüglicher Hinweis darauf, daß er ein heikles Thema anschneiden wollte. »Du hast Schwierigkeiten mit den Kredithaien, nicht wahr?«
    »Noch kann ich sie mir vom Leib halten.«
    »In Geldkreisen geht das Gerücht um, die diesjährigen Prätoren würden aufgrund der Clodius-Affäre keine Provinzen bekommen.«
    »Ja. Aber das habe ich nicht diesem Dummkopf Clodius zu verdanken. Dafür haben Cato und Catulus und die anderen boni gesorgt.«
    »Du hast sie erfinderisch gemacht, das muß man sagen.«
    »Keine Angst, ich bekomme meine Provinz«, erwiderte Caesar todernst. »Das Glück hat mich noch nicht verlassen.«
    »Das glaube ich dir, Caesar. Trotzdem sage ich dir jetzt etwas, das ich noch niemandem gesagt habe. Andere Männer müßten mich darum bitten — aber wenn die Geldverleiher einmal nicht mehr warten sollten, bis du deine Provinz bekommen hast, dann wende dich bitte an mich. Ich möchte mein Geld auf einen sicheren Sieger setzen.«
    »Ohne Zinsen dafür zu verlangen, Marcus? Wie sollte ich es dir jemals zurückzahlen?«
    »Du wärst zu starrköpfig, mich zu bitten?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, wie hart und eigensinnig so ein julianischer Kopf sein kann. Deshalb habe ich es dir ja von mir aus angeboten und dich sogar darum gebeten. Andere Männer würden auf die Knie fallen und betteln. Du würdest dich eher in dein Schwert

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