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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erhaben.«
    »Was ich für dich empfinde«, kämpfte sie weiter, »läßt sich nicht mit dem Maß des richtigen oder falschen Verhaltens messen. Du bist einzigartig. Für keinen anderen Mann — nicht einmal für einen Gott! — hätte ich meinen Stolz und meinen guten Namen aufs Spiel gesetzt. Wie kannst du dieses Gefühl gegen mich wenden?«
    »Ich wende überhaupt nichts gegen dich, Servilia, ich sage dir nur, wie es ist: Die Frau Caesars muß über jeden Verdacht erhaben sein.«
    Und damit war das Gespräch für ihn beendet; Caesar stieg aus dem Bett. Sie hörte ihn nebenan im Bad, offensichtlich mit sich und der Welt zufrieden. Schließlich stieg auch sie aus dem Bett und kleidete sich an.
    »Kein Bad?« fragte er und lächelte ihr sogar zu, als sie zum Ankleidezimmer ging.
    »Ich nehme zu Hause ein Bad.«
    »Verzeihst du mir?«
    »Ist dir daran gelegen?«
    »Es ist eine große Ehre für mich, dich als Geliebte zu haben.«
    »Ich glaube sogar, daß du das ernst meinst.«
    »Ich meine es ernst«, erwiderte er aufrichtig.
    Sie straffte die Schultern und preßte die Lippen zusammen. »Ich werde darüber nachdenken, Caesar.«
    »Gut!«
    Er wußte genau, daß sie wiederkommen würde.
    Sie dankte den Göttern für den langen Heimweg. Wie hatte er ihr so etwas antun können? So selbstsicher und mit dieser vernichtenden Höflichkeit! Als wären ihre Gefühle von keinerlei Belang — als wäre sie, eine Patrizierin aus der Familie der Servilia Caepionis, etwas vollkommen Nebensächliches. Erst stellte er die Frage nach der Ehe, und dann schleuderte er ihr die Antwort ins Gesicht wie den Inhalt eines Nachttopfs. Er hatte sie zurückgewiesen wie die Tochter eines neureichen Bauerntölpels aus Sizilien oder Gallien. Sie hatte versucht, vernünftig mit ihm zu reden, hatte ihn angefleht, sich für ihn hingelegt, auf sich herumtrampeln lassen! Sie, eine Servilia Caepionis! Jahrelang hatte sie ihn erregt, wie keine andere Frau es vermocht hätte — wie hätte sie da ahnen sollen, daß er sie im entscheidenden Moment zurückweisen würde? Sie hatte ernsthaft geglaubt, er würde sie heiraten. Oh, was mußte dieses kleine Possenspiel ihm für ein Vergnügen bereitet haben! Sie hatte immer gedacht, sie könne kühl bleiben, aber so kühl wie er war sie lange nicht. Und warum liebte sie ihn so sehr? Warum liebte sie ihn jetzt immer noch? Er hatte ihr den Geschmack verdorben. Nach ihm schmeckten alle Männer schal. Er hatte gewonnen. Aber das würde sie ihm niemals verzeihen. Niemals!
    Daß Pompeius der Große in einer gemieteten Villa über dem Marsfeld wohnte, bereitete so manchem ein Gefühl des Unbehagens. Es war, als würde die einzige Barriere zwischen dem Löwen und dem Senat von Rom aus einem Blatt Papier bestehen. Früher oder später würde sich jemand in die Finger schneiden, und wenn ein Löwe Blut riecht, dann fährt er vorsichtshalber die Pranke aus. Allein aus diesem Grund beschloß man, im Circus Flaminius eine beratende Sitzung der Volksversammlung abzuhalten, um Piso Frugis Gesetzesvorlage zur Anklage gegen Publius Clodius zu diskutieren. Um Pompeius — der mit dem Clodius-Skandal absolut nichts zu tun haben wollte — in Verlegenheit zu bringen, richtete Fufius Calenus gleich zu Beginn eine Frage an ihn, wie er denn über die Klausel denke, die den Richter damit beauftrage, die Geschworenen höchstpersönlich auszusuchen. Die boni strahlten: Alles, was Pompeius den Großen in Bedrängnis brachte, nahm ihm etwas von seiner Größe!
    Doch als Pompeius an den Rand des Rednerpodiums trat, stieg aus Tausenden von Kehlen ein gewaltiger Jubel auf; abgesehen von den Senatoren und ein paar älteren Rittern der Achtzehn waren sie alle nur gekommen, um Pompeius Magnus, den Eroberer des Ostens, zu sehen. Der brachte es allerdings im Verlauf der folgenden drei Stunden fertig, sein Publikum so gründlich zu langweilen, daß es nach Hause ging.
    »Das hätte er auch in einer Viertelstunde sagen können«, flüsterte Cicero Catulus zu. »Der Senat hat wie immer recht, der Senat muß unterstützt werden — mehr hat er doch nicht gesagt. Und dabei hat er kein Ende gefunden.«
    »Er ist einer der schlechtesten Redner Roms«, meinte Catulus. »Mir tun die Füße weh!«
    Aber die Qual war noch nicht vorüber, auch wenn die Senatoren sich wieder setzen durften. Gleich nachdem Pompeius seine Rede beendet hatte, rief Messala Niger den Senat zu einer Sitzung zusammen.
    »Gnaeus Pompeius Magnus«, sagte Messala Niger mit lauter Stimme,

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