MoR 04 - Caesars Frauen
stürzen, und das wäre schade. Ich fange nicht wieder davon an, aber vergiß nicht: Du mußt mich nicht bitten, da ich es dir angetragen habe. Das ist ein Unterschied.«
Ende Februar rief Piso Frugi die Volksversammlung zusammen und stellte seinen Gesetzentwurf zur Strafverfolgung des Publius Clodius der Abstimmung anheim. Mit verheerenden Folgen. Der junge Curio erhob im Komitium so wirkungsvoll seine Stimme, daß die ganze Versammlung ihm zujubelte. Kaum hatte man die Durchgänge und Brücken für den Hammelsprung errichtet, da wurden sie auch schon von ein paar leidenschaftlichen Anhängern des Clodius-Clubs gestürmt, allen voran Marcus Antonius. Sie nahmen sie in Besitz und wehrten sich so aufopferungsvoll gegen die Liktoren und offiziellen Abstimmungshelfer, daß eine regelrechte Schlägerei drohte. Schließlich nahm Cato die Angelegenheit in die Hand, kletterte auf die Rostra und beschuldigte Piso Frugi, eine desorganisierte Sitzung abzuhalten. Hortensius unterstützte Cato, daraufhin löste der Erste Konsul die Versammlung auf und rief statt dessen den Senat zusammen.
In der vollbesetzten Curia Hostilia — wegen der Abstimmung waren alle Senatoren anwesend — schlug Hortensius einen Kompromiß vor.
»Von den Zensoren bis hin zum Zweiten Konsul scheint mir eine nicht unbedeutende Anzahl von Senatsmitgliedern entschlossen zu sein, Publius Clodius vor einem Gericht wegen der Bona- Dea-Geschichte zur Verantwortung zu ziehen«, sagte Hortensius im mildesten Tonfall, zu dem er fähig war. »Die versammelten Väter, die gegen einen Prozeß sind, sollten noch einmal darüber nachdenken. Nun sind schon fast zwei Monate vergangen, in denen wir keine normalen Staatsgeschäfte führen konnten. Das ist der sicherste Weg, um eine Regierung zu Fall zu bringen. Und das alles wegen eines kleinen Quästors und seiner Bande von jugendlichen Raufbolden! Damit muß es ein Ende haben! Es gibt keine Passage im Gesetzentwurf unseres gelehrten Ersten Konsuls, die nicht so abgeändert werden könnte, daß alle einverstanden sind. Wenn dieses Haus es mir erlaubt, werde ich die nächsten Tage damit verbringen, den Entwurf zu ändern — in Zusammenarbeit mit den beiden erbittertsten Gegnern des gegenwärtigen Entwurfs, unserem Zweiten Konsul Marcus Valerius Messala Niger und dem Volkstribun Quintus Fufius Calenus. Der nächste Tag, an dem Komitien stattfinden, wäre der vierte Tag vor den Nonen des März. Ich schlage vor, daß Quintus Fufius der Volksversammlung den neuen Entwurf unter dem Namen lex Fufia vorlegt. Und daß dieses Haus den Akt mit dem nachdrücklichen Appell an das Volk begleitet, ihn zur Abstimmung zu bringen — ohne weiteres Aufheben.«
»Ich bin dagegen!« schrie Piso Frugi, ganz weiß vor Zorn.
»Oh, oh, oh, ich auch!« ertönte ein klagender Schrei aus den hintersten Reihen. Clodius kam heruntergestolpert und sank mitten in der Curia Hostilia händeringend und jammernd auf die Knie. Sein Auftritt war so eindrucksvoll, daß der gesamte Senat ihm fassungslos zusah. Meinte er es ernst? Oder führte er hier ein Schelmenstück auf? Waren es Tränen des Schmerzes oder der Heiterkeit? Niemand wußte es.
Messala Niger, der im Februar die Amtsgeschäfte führte, rief seine Liktoren. »Schafft diesen Kerl hinaus!« befahl er.
Sie trugen den strampelnden Publius Clodius nach draußen und setzten ihn im Portikus ab; was danach mit ihm geschah, blieb ein Geheimnis, denn die Liktoren schlugen ihm die Tür vor dem tränenüberströmten Gesicht zu.
»Quintus Hortensius«, sagte Messala Niger, »ich möchte deinem Vorschlag etwas hinzufügen: Wenn sich das Volk am vierten Tag vor den Nonen des März wieder versammelt, soll das unter dem Schutz der Miliz geschehen. Und nun laßt uns darüber abstimmen.«
Es befanden sich vierhundertfünfzehn Senatoren in der Kammer. Vierhundert stimmten für Hortensius’ Antrag; zu den fünfzehn, die dagegen stimmten, zählten Piso Frugi und Caesar.
Die Volksversammlung verstand den Hinweis und verabschiedete die lex Fufia in einer Sitzung, die sich durch einen ausgesprochen ruhigen Verlauf auszeichnete — und durch die große Zahl von Milizionären, die sich über das untere Forum verteilt hatten.
»Nun«, sagte Gaius Piso, nachdem die Versammlung sich aufgelöst hatte, »mit Hortensius, Fufius Calenus und Messala Niger dürfte es Publius Clodius nicht schwerfallen freizukommen.«
»Dem ursprünglichen Gesetzentwurf wurde die Spitze genommen«, sagte Catulus nicht ohne eine gewisse
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