MoR 04 - Caesars Frauen
Befriedigung.
»Habt ihr bemerkt, wie sorgenvoll Caesar aussieht?« fragte Bibulus.
»Seine Gläubiger mahnen ihn gnadenlos«, stellte Cato schadenfroh fest. »Von einem Makler in der Basilica Porcia habe ich gehört, daß die Eintreiber täglich an die Tür des Domus Publica klopfen. Unser Pontifex Maximus kann kaum noch einen Schritt unbehelligt tun. Jetzt haben wir ihn!«
»Bis jetzt ist er noch ein freier Mann«, sagte Gaius Piso etwas weniger optimistisch.
»Ja, aber wir haben jetzt Zensoren, die Caesar nicht so freundlich gesonnen sind wie sein Onkel Lucius Cotta«, sagte Bibulus. »Sie wissen genau, was hier vorgeht, aber sie können erst handeln, wenn sie einen gerichtlichen Beweis haben. Und dazu müssen Caesars Gläubiger erst vor dem Tribunal des Stadtprätors erscheinen und eine Rückzahlung verlangen. Lange kann das nicht mehr dauern.«
Das tat es auch nicht. Wenn die prätorischen Provinzen nicht in den nächsten Tagen vergeben würden, stünde Caesar an den Nonen des März vor einem Scherbenhaufen seiner poltischen Karriere. Zu seiner Mutter sagte er kein Wort, und in ihrer Nähe setzte er eine solch furchteinflößende Miene auf, daß die arme Aurelia sich nicht traute, etwas zu sagen, was nicht mit den vestalischen Jungfrauen, Julia oder dem Domus Publica zu tun hatte. Wie mager er geworden war! Die kantigen Wangenkochen standen wie Messerklingen hervor, und am Hals hing die Haut schlaff herunter wie bei einem alten Mann. Jeden Tag stieg Aurelia in das Revier der Bona Dea hinauf, um den schlaflosen Schlangen einige Teller mit Milch hinzustellen, die Kräuterbeete von Unkraut freizuhalten und Eier auf den Stufen zur verschlossenen Tempeltür als Opfer zurückzulassen. »Nicht mein Sohn! Bitte, Gute Göttin, nicht mein Sohn! Ich gehöre dir. Nimm mich. Bona Dea, sei gut zu meinem Sohn! Bitte sei gut zu meinem Sohn!«
Die Lose wurden gezogen.
Publius Clodius zog eine Quästur in Lilybaeum im Westen Siziliens, doch vor seinem Prozeß durfte er Rom nicht verlassen, um das Amt dort anzutreten.
Zunächst schien es so, als sei Caesar doch nicht ganz vom Glück verlassen. Er zog die Provinz Hispania Ulterior, also würde ihm prokonsularische Amtsgewalt übertragen werden, und er war nur den beiden Konsuln des Jahres Rechenschaft schuldig.
Als neuem Statthalter stand ihm ein Stipendium zu, der staatliche Zuschuß zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Provinz; mit dem Geld mußten die Legionen und die öffentlichen Bediensteten bezahlt und die Straßen, Brücken, Aquädukte, Abwasserkanäle, öffentlichen Gebäude und Einrichtungen instand gehalten werden. Die Summe für Hispania Ulterior belief sich auf fünf Millionen Sesterzen und wurde dem Statthalter auf einmal ausgezahlt; mit der Auszahlung ging das Geld in sein persönliches Eigentum über. So mancher zog es vor, es gleich in Rom zu investieren, im Vertrauen darauf, daß er aus der Provinz genug herauspressen würde, um die nötigen Ausgaben dort bestreiten zu können, während das stipendium in Rom bereits ansehnliche Zinsen brachte.
Während der Senatssitzung, bei der auch die Verlosung stattgefunden hatte, wurde Caesar von Piso Frugi — der wieder die Amtsgeschäfte führte — darum gebeten, vor dem versammelten Haus eine Zeugenaussage zu den Ereignissen beim Fest der Bona Dea zu machen.
»Ich würde dir gerne zu Diensten sein, Erster Konsul, wenn ich etwas zu erzählen hätte. Das habe ich aber nicht«, stellte Caesar kategorisch fest.
»Ich bitte dich, Gaius Caesar!« fauchte Messala Niger. »Man hat dich hier höflich um eine Zeugenaussage gebeten, weil du bereits in deiner Provinz sein wirst, wenn man Publius Clodius vor Gericht stellt. Wenn überhaupt ein Mann wissen kann, was dort vorgefallen ist, dann bist du es.«
»Mein lieber Zweiter Konsul, du hast soeben das entscheidende Wort ausgesprochen — ein Mann! Ich bin nicht auf dem Fest der Bona Dea gewesen. Eine Zeugenaussage ist eine ernste Angelegenheit und wird unter Eid gemacht. Und die Wahrheit ist, daß ich gar nichts weiß.«
»Wenn du nichts weißt, warum hast du dich dann von deiner Frau getrennt?«
Diesmal gab das versammelte Haus Messala Niger die Antwort: »Weil Caesars Frau wie alle anderen in seiner Familie über jeden Verdacht erhaben sein muß.«
Am Tag nach der Verlosung kamen die dreißig Liktoren der einzelnen Kurien zu ihrem traditionellen Treffen zusammen, um die leges Curiae zu verabschieden, jene Gesetzestexte, die jeden der neuen Statthalter mit
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