MoR 04 - Caesars Frauen
bekommen zu haben — Lucius Piso gehörte ab sofort zu ihnen.
»Wie bist du hier hereingekommen?« fragte Caesar und schenkte Wein aus.
»Genauso, wie Publius Clodius herausgekommen ist.«
»In deinem Alter noch auf der Flucht vor erbosten Ehemännern? Du solltest dich schämen, Piso!«
»Nein, vor den Geldeintreibern der Wucherer«, sagte Piso und trank einen kräftigen Schluck.
»Aha!« Caesar setzte sich. »Dann greif nur zu, Piso. Du hast dir soeben den ganzen Inhalt meines Weinkellers verdient.«
»Vor vier Stunden sind ein paar von deinen Gläubigern vor meinem Tribunal erschienen. Nicht gerade die ehrenwertesten, wenn du mich fragst. Sie wollten dein Stipendium pfänden lassen, und sie haben ein großes Geheimnis daraus gemacht. Ihre Handlanger haben alle Neugierigen verscheucht. Anscheinend solltest du nichts von ihrem Begehren erfahren, was ich, gelinde gesagt, ziemlich seltsam finde.« Piso stand auf und schenkte sich den Becher noch einmal voll. »Für den Rest des Tages haben sie mich beschattet und wollten mich sogar nach Hause begleiten. Also habe ich mit meinem größten Liktor den Platz getauscht und bin durch die nächstbeste Ladentür geschlüpft. Das Domus Publica steht unter Bewachung. Vom Hügel aus habe ich die Kerle gesehen.«
»Dann muß ich das Haus so verlassen, wie du hereingekommen bist. Heute nacht passiere ich die Stadtgrenze und übernehme mein Amt. Dann kann mir keiner mehr etwas wollen.«
»Wenn du mir eine Vollmacht gibst, hebe ich gleich morgen früh dein Stipendium ab und bringe es dir auf das Marsfeld. Es wäre zwar besser, es hier in Rom zu investieren, aber wer weiß, was die boni sich noch alles ausdenken? Sie wollen dich wirklich vernichten, Caesar.«
»Das ist mir klar.«
»Ich vermute«, sagte Piso, und der finstere Blick war wieder da, »du kannst diesen Schurken nicht einmal einen Vorschuß zahlen.«
»Ich werde heute abend bei Marcus Crassus vorbeischauen.«
»Heißt das«, fragte Lucius Piso ungläubig, »du kannst Marcus Crassus einfach so um Geld bitten? Warum hast du das nicht schon vor Monaten, vor Jahren getan?«
»Er ist mein Freund. Ich konnte ihn nicht darum bitten.«
»Ja, ich verstehe, auch wenn ich selbst nicht so zurückhaltend wäre. Aber ich bin ja auch keiner von euch Juliern. Ihr Julier seid nicht gern jemandem etwas schuldig, nicht wahr?«
»Nein. Aber er hat es mir angeboten, und das macht es leichter.«
»Schreib mir die Vollmacht, Caesar. Ich sterbe vor Hunger und muß nach Hause. Außerdem wird Rutilia sich Sorgen machen.«
»Wenn du hungrig bist, Piso, dann kannst du hier etwas essen«, sagte Caesar, bereits über das Papier gebeugt. »Ich habe absolutes Vertrauen zu meinem Personal.«
»Nein, du hast noch eine Menge zu tun.«
Der Brief war geschrieben, zusammengerollt, mit heißem Wachs verschlossen und mit Caesars Ring versiegelt. »Du mußt nicht über die Mauer klettern, wenn dir an einem würdevolleren Abgang gelegen ist. Die Vestalinnen sind in ihren Wohnquartieren, du kannst ihren Seitenausgang benutzen.«
»Das kann ich nicht. Ich habe die Toga meines Liktors nebenan liegenlassen. Aber du darfst mir über die Mauer helfen.«
»Ich stehe in deiner Schuld, Lucius«, sagte Caesar, als sie hinaus in den Garten traten. »Sei versichert, daß ich es nicht vergessen werde.«
Piso lachte leise. »Ist es nicht beruhigend zu wissen, daß Kerle wie diese Geldverleiher keine Ahnung von der römischen Aristokratie haben? Untereinander bekämpfen wir uns wie die Hähne, aber wehe, es versucht jemand von außen, einen von uns zu rupfen. Dann schließen sich die Reihen. Als würde ich es jemals zulassen, daß so ein schmutziges Gesindel sich an meinem Vetter vergreift!«
Julia war bereits zu Bett gegangen; ein schmerzhafter Abschied blieb Caesar also erspart. Mit seiner Mutter würde es schwer genug werden.
»Wir müssen Lucius Piso dankbar sein«, sagte sie. »Mein Onkel Publius Rutilius hätte ihm Anerkennung gezollt, wenn er das noch erlebt hätte.«
»Zweifellos.«
»Du wirst in Spanien sehr hart arbeiten müssen, um deine Schulden loszuwerden, Caesar.«
»Keine Sorge, Mater, ich weiß schon, wie ich das mache. Und dir kann hier nichts passieren, solange es Kerlen wie Bibulus nicht einfällt, es den Gläubigern per Gesetz zu erlauben, sich bei den Angehörigen schadlos zu halten. Heute abend statte ich Marcus Crassus einen Besuch ab.«
Sie riß die Augen auf. »Ich dachte, das wolltest du nicht.«
»Er hat es mir
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