MoR 04 - Caesars Frauen
werden. Denn Caesars Truppen sollten an den Iden des Juni auf dem Marsfeld eintreffen — welche Ironie des Schicksals, wenn man davon ausging, daß Celer Caesars Triumph genau auf diesen Tag gelegt hatte. Gestattete man Caesar, als Konsul in absentia zu kandidieren, und der Triumphzug fände statt, so würde er armselig ausfallen müssen. Erschöpfte Soldaten, keine Zeit für die Anfertigung prächtiger Festwagen, und die Kriegsbeute wie Kraut und Rüben auf irgendwelchen Karren verstreut. So hatte Caesar sich seinen Triumph nicht vorgestellt. Doch jetzt ging es erst einmal darum, vor den Nonen des Juni in Rom zu sein. Er betete um einen starken Südwestwind!
Und wirklich — die Winde wehten aus südwestlicher Richtung, wenn auch eher sanft als stark. Eine schwache nachlaufende See und eine leichte Brise im Segel halfen den Ruderern, und dennoch war beinahe die ganze Fahrt anstrengend und zermürbend. Caesar und Burgundus ruderten innerhalb von vierundzwanzig Stunden jeweils vier volle Schichten zu je drei Stunden, was bei den Ruderern genauso großen Anklang fand wie Caesars heitere Gelassenheit. Die Prämie würde die Strapazen wert sein, und so legten sie sich tüchtig ins Zeug, während Balbus und der Lotse damit beschäftigt waren, denjenigen, die danach verlangten, Amphoren mit Wasser zu reichen, das mit einem guten spanischen Dessertwein gewürzt war.
Als der Lotse das Kaperschiff in Sichtweite der italischen Küste manövriert hatte und sie die Tibermündung direkt vor sich liegen sahen, jubelten alle, bis sie heiser waren; dann setzte sich die Mannschaft paarweise an jedes Ruder und legte mit der schmucken kleinen Monoreme einen Endspurt bis in den Hafen von Ostia hin; nach zwölf Tagen Überfahrt hatten sie den Hafen am dritten Tag des Juni zwei Stunden nach der Morgendämmerung erreicht.
Caesar ließ Balbus und Burgundus zurück, um den Lotsen und die Rudermannschaft zu entlohnen; er selbst schwang sich auf ein gutes Mietpferd und galoppierte in Richtung Rom. Seine Reise würde auf dem Marsfeld beendet sein, nicht aber seine Arbeit, seine Mühen; erst mußte er jemanden finden, der für ihn in die Stadt eilte, um Pompeius ausfindig zu machen. Eine ganz bewußte Entscheidung, die Crassus zwar nicht behagen würde, aber nichtsdestotrotz richtig war. Pompeius hatte recht. Er brauchte Caesar mehr als Crassus. Außerdem war Crassus ein alter Freund von ihm; er würde sich schon beruhigen, wenn man ihm die Dinge erklärte.
Die Nachricht, daß Caesar am Stadtrand von Rom eingetroffen war, erreichte Cato und Bibulus fast zur gleichen Zeit wie Pompeius; denn alle drei befanden sich im Senat und ließen eben eine weitere Sitzung zum Schicksal der asiatischen Steuerpächter über sich ergehen. Als er die Botschaft erhielt, stieß Pompeius einen so lauten Freudenschrei aus, daß die dösenden Hinterbänkler fast von ihren Schemeln fielen; dann sprang er auf.
»Bitte um Verzeihung, Lucius Aframus«, rief er, schon halb zur Tür hinaus. »Gaius Caesar ist soeben auf dem Marsfeld eingetroffen, und ich will der erste sein, der ihn willkommen heißt!«
Seine Worte hinterließen bei den spärlichen Sitzungsteilnehmern ein Gefühl der Leere. Afranius, der im Monat Juni die Geschäfte führte, löste die Versammlung auf.
»Die Sitzung ist vertagt auf morgen früh, eine Stunde nach Tagesanbruch«, sagte er, wohl wissend, daß er an diesem Tag den Antrag Caesars auf eine Kandidatur in absentia würde anhören müssen; außerdem war es der letzte Tag vor den Nonen des Juni, der Tag, an dem der Wahlbeamte Celer die Wahlkabine schließen würde.
»Ich habe euch ja prophezeit, daß er es schaffen würde«, sagte Metellus Scipio. »Caesar gleicht einem Korken; wie sehr man sich auch bemühen mag, ihn unter Wasser zu halten, er kommt doch immer wieder an die Oberfläche und wird nicht einmal naß dabei.«
»Wir mußten damit rechnen, daß er auftauchen würde«, entgegnete Bibulus finster. »Wann Caesar Spanien verlassen hat, war niemandem bekannt. Uns wurde lediglich das Gerücht zugetragen, daß er sich bis Ende Mai in Gades aufhalten wolle. Er konnte jedenfalls nicht wissen, was ihn hier erwartet.«
»Das wird sich sofort ändern, wenn Pompeius auf dem Marsfeld eintrifft«, sagte Cato scharf. »Warum sonst, glaubst du, hat der Tänzer ein erneutes Treffen für den morgigen Tag einberufen? Caesar wird den Antrag stellen, als Konsul in absentia zu kandidieren, soviel ist sicher.«
»Dies ist eine von jenen
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