MoR 04 - Caesars Frauen
Verfügung und könnte das Gespann oft genug wechseln«, sagte Caesar ruhig. »Leider eignet sich die Straße von Gades nach Rom nicht für diesen Zweck. Wir werden auf dem Wasserweg reisen müssen.«
»Dafür ist die Jahreszeit nicht günstig. Magnus’ Brief beweist es doch! Fünf Tage mit einem Sturmwind aus Nordost im Rücken.«
»Ich bin ein Glückspilz, Balbus!«
Das war er in der Tat, dachte Balbus. Ganz gleich, wie schlecht die Dinge für ihn stehen mochten, stets kam ihm sein magisches Glück zur Hilfe. Dabei schien er es mit seiner eigenen Willenskraft zu schmieden; als könne er sich natürliche und übernatürliche Kräfte dienbar machen, wenn er sich zu etwas entschlossen hatte. In den vergangenen Jahren, als Balbus sich in Caesars Gefolge unter mühevollen Strapazen durch ganz Spanien gequält hatte, da waren ihm Dinge widerfahren, die aufregender gewesen waren als alles, was er bis dahin erlebt hatte. Wer hätte je gedacht, daß er einmal, per Schiff und angetrieben von atlantischen Winden, Feinde verfolgen würde, die sich außerhalb des römischen Machtbereichs glaubten? Doch da hatten sie sich getäuscht. Denn schon tauchten Schiffe aus Olisippo auf, wurde eine Legion mobilisiert. Danach erfolgten weitere Reisen in das entfernte Brigantium, unermeßliche Schätze hatten sie vorgefunden und ein Volk, das zum erstenmal einen Hauch von Veränderung spürte, einen mediterranen Einfluß, der für immer haftenbleiben würde. Und Caesar? Ihm ging es nicht um Gold, er wollte den römischen Machtbereich erweitern. Was hatte es nur an sich, dieses kleine Volk aus einer kleinen Stadt an der italienischen Salzstraße? Warum war gerade dieses Volk auf der ganzen Linie siegreich? Es spülte andere nicht hinweg wie eine gigantische Woge, es arbeitete wie ein Mühlstein, der geduldig, ganz geduldig alles zermalmt, was ihm an Mahlgut vorgeworfen wird. Sie gaben niemals auf, diese Römer.
»Und was benötigt Caesar diesmal zu seinem Glück?«
»Zunächst einmal ein leichtes Kaperschiff. Ferner zwei Mannschaften mit den besten Ruderern, die Gades zu bieten hat. Kein Gepäck, keine Tiere. Als Passagiere lediglich dich, mich und Burgundus. Und einen kräftigen Südwestwind«, antwortete Caesar grinsend.
»Ein Kinderspiel«, sagte Balbus, ohne sein Lächeln zu erwidern. Er lächelte nur selten; als Bankier aus Gades — von untadeliger phönizischer Herkunft — nahm er das Leben nicht auf die leichte Schulter. Balbus’ Äußeres entsprach seinem Charakter: Er war ein feinsinniger, ruhiger Mann von außergewöhnlicher Intelligenz und großen Fähigkeiten.
Caesar war schon halb an der Tür. »Ich sehe mich nach einem geeigneten Schiff um. Du wirst mir einen Lotsen finden, der in der Lage ist, auf offener See zu navigieren. Wir nehmen die kürzeste Route — quer durch die Säulen des Herkules. In Neu-Karthago versorgen wir uns mit Proviant und Wasser, dann geht’s weiter nach Balearis Minor. Von dort steuern wir direkt auf die Meerenge zwischen Sardinien und Korsika zu. Wir haben tausend Wassermeilen zurückzulegen und können unsere Hoffnung nicht auf die Winde setzen, die Magnus’ Brief in fünf Tagen hergeweht haben. Wir haben nur zwölf Tage.«
»Etwas über achtzig Meilen zwischen Sonnenaufgang und Sonnaufgang. Nicht gerade ein Kinderspiel«, sagte Balbus und erhob sich.
»Aber möglich, vorausgesetzt, es wehen keine ungünstige Winde. Vertraue auf mein Glück und auf die Götter, Balbus! Ich werde den Lares Permarini und der Göttin Fortuna prachtvolle Opfer bringen. Sie werden mich erhören .«
Und die Götter erhörten ihn. Wie es Caesar jedoch gelungen war, all das, was er noch zu erledigen hatte, in fünf kurzen Stunden zu vollbringen, ehe er von Gades auslief, blieb für Balbus ein Rätsel. Caesars Quästor war ein äußerst tüchtiger junger Mann, der sich mit Schwung und Enthusiasmus daranmachte, den Versand der Besitztümer des Statthalters über die Via Domitia — dem Landweg von Spanien nach Rom —zu organisieren; die Kriegsbeute war längst unterwegs, begleitet von der einzigen Legion, die mit Caesar in seinem Triumphzug marschieren sollte. Es hatte Caesar überrascht, daß der Senat seinem Wunsch nach einem Triumphzug ohne Murren der boni zugestimmt hatte, aber dieses Rätsel war ja nun dank Pompeius’ Brief aufgeklärt worden. Der Senat sah keinerlei Anlaß, etwas zu verweigern, woraus man ohnehin eine glanzlose Angelegenheit machen würde. Und glanzlos würde der Triumph ganz sicher
Weitere Kostenlose Bücher