MoR 04 - Caesars Frauen
Situationen, in denen Catulus uns fehlt«, sagte Bibulus. »Sein Einfluß wäre jetzt mehr als hilfreich für uns. Caesar hat seine Sache in Spanien besser gemacht als vermutet, und unsere Senatsschäfchen werden durchaus geneigt sein, ihn in absentia kandidieren zu lassen. Pompeius wird sich für ihn einsetzen, ebenso Crassus — und natürlich Mamercus! Ich wünschte, er würde endlich das Zeitliche segnen!«
Cato lächelte nur vielsagend.
Als Pompeius Caesar auf dem Marsfeld traf, stand dieser an die Marmorwand von Sullas Grabmal gelehnt, die Zügel seines Pferdes locker über einem Arm, oberhalb seines Kopfes die berühmte Grabinschrift: KEIN BESSERER FREUND — KEIN SCHLIMMERER FEIND. Sie hätte ebensogut für Caesar wie für Sulla verfaßt sein können, dachte Pompeius. Oder für ihn selber.
»Was, in aller Welt, tust du hier?« wollte Pompeius wissen.
»Hier wartet man nicht schlechter als an irgendeinem anderen Ort.«
»Kennst du das Landhaus auf dem Pincio nicht?«
»Ich hatte eigentlich nicht vor, so lange hierzubleiben.«
»Nicht weit von hier, auf der Via Lata, gibt es ein Gasthaus; laß uns doch dorthin gehen. Minicius ist ein zuverlässiger Bursche, und du brauchst ein Dach über dem Kopf, Caesar, selbst wenn es nur für ein paar Tage ist.«
»Es war mir wichtiger, dich zu finden, als eine Unterkunft zu suchen.«
Bei diesen letzten Worten Caesars wurde es Pompeius warm ums Herz. Auch er war vom Pferd abgestiegen (er war einer der wenigen, die sich innerhalb Roms einen kleinen Stall hielten), und gemeinsam schlenderten sie nun die schnurgerade, breite Straße hinab, die eigentlich der Anfang der Via Flaminia war.
»Vermutlich hattest du in den neun Monaten, während denen du dir hier die Beine in den Bauch gestanden hast, ausreichend Gelegenheit, die Gasthäuser der Umgebung zu erkunden.«
»Die kenne ich schon aus der Zeit, bevor ich Konsul wurde.«
Der Gasthof war ein recht geräumiges, ansehnliches Haus und sein Besitzer an den Anblick berühmter römischer Militärangehörigen gewöhnt; er begrüßte Pompeius wie einen lange nicht gesehenen Freund und ließ diskret durchblicken, daß er wußte, um wen es sich bei Caesar handelte. Man führte sie in einen behaglichen separaten Raum, in dem zwei flache Kohlepfannen die rauchige Luft erwärmten, und servierte ihnen gleich darauf Wasser und Wein, aber auch Köstlichkeiten wie Lammbraten, Würste, frisches knuspriges Brot und einen mit Öl angerichteten Salat.
»Ich habe einen Bärenhunger!« rief Caesar, von diesem Anblick überwältigt.
»Dann greif zu. Ich muß gestehen, ich habe nichts dagegen, dir dabei zu helfen. Minicius ist stolz auf seine Küche.«
Zwischen zwei Bissen setzte Caesar immer wieder an, Pompeius einen knappen Abriß seiner Reise zu gehen.
»Ein Südwestwind zu dieser Jahreszeit!« sagte der Große.
»Nein, als so edel würde ich den Wind, der unser Schiff vorangetrieben hat, nicht bezeichnen. Aber er hatte genügend Stärke, uns an unser Ziel zu bringen. Ich nehme an, die boni haben nicht damit gerechnet, mich so schnell hier zu sehen.«
»Cato und Bibulus waren schockiert, soviel ist sicher. Andere dagegen, wie Cicero, sind offenbar ganz selbstverständlich davon ausgegangen, daß du dich auf dem Heimweg befindest — allerdings hatten sie keine Spione in Hispania Ulterior, die sie über deine Pläne hätten informieren können.« Pompeius’ Blick verfinsterte sich. »Cicero! Was für ein Blender dieser Mensch doch ist! Weißt du, daß er die Frechheit besessen hat, sich im Senat hinzustellen und seine Verbannung Catilinas als >unsterbliche Ruhmestat zu preisen? Jede seiner Reden ist eine einzige Lobeshymne auf seine persönlichen Verdienste um das Vaterland.«
»Ich hörte, du seist eng mit ihm befreundet«, sagte Caesar und tunkte das Salatöl auf seinem Teller mit einem Stückchen Brot auf.
»Das sähe er wohl gern. Er hat Angst.«
»Wovor denn?« Caesar lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück.
»Vor Publius Clodius’ neuem Rechtsstatus. Der Volkstribun Herennius hat die Volksversammlung dazu veranlaßt, Clodius von den Patriziern zu den Plebejern übertreten zu lassen. Nun behauptet Clodius, er wolle für das Volkstribunat kandidieren und Cicero auf immer ins Exil schicken, weil er römische Bürger ohne Gerichtsverfahren hinrichten ließ. Clodius sieht seinen neuen Lebenssinn in diesem Plan, und Cicero schlottern die Knie vor Angst.«
»Ich kann verstehen, warum ein Mann wie Cicero sich vor
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