MoR 04 - Caesars Frauen
adoptieren. »Meine Eltern würden mich dafür umbringen«, sagte er. »Tut mir leid, Clodius.«
Selbst Poplicola sträubte sich. »Ich soll mich von dir tata nennen lassen? Nein, Clodius, nein!«
Natürlich war auch Clodius selbst von dem Gedanken an eine Adoption nicht angetan gewesen, deshalb hätte er es vorgezogen, Herennius etwas von dem schier unerschöpflichen Geldvorrat Fulvias zukommen zu lassen, um die Verfügung zu bewirken.
Doch dann kam Fulvia die Idee. »Verzichte auf die Hilfe von deinesgleichen«, sagte sie. »Forums-Angelegenheiten haften lange im Gedächtnis — und niemand würde etwas tun, wofür er später einmal verspottet werden könnte. Was du brauchst, ist ein Dummkopf.«
Daran gab es nun reiche Auswahl! Clodius hatte kaum begonnen, darüber nachzudenken, schon tauchte der ideale Mann in seinem Blickfeld auf: Publius Fonteius! Schon immer war er ganz wild darauf gewesen, Mitglied des Clodius-Clubs zu werden, und stets hatte man ihn abgewiesen. Reich war er, ja, doch unverdientermaßen. Erst neunzehn Jahre alt, ohne Familienoberhaupt, das ihn hätte hemmen können, und ungefähr so intelligent wie ein Holzklotz.
»Oh, Publius Clodius, welche Ehre!« stieß Fonteius atemlos hervor, als Clodius sich an ihn wandte. »Ja, gern!«
»Dir ist natürlich klar, daß ich dich nicht als meinen pater familias anerkennen kann, sobald das Adoptionsverfahren abgeschlossen ist. Da es sehr wichtig ist für mich, den eigenen Namen zu behalten, mußt du mich gleich danach von deiner Autorität entbinden.«
»Aber natürlich, selbstverständlich! Ich tue alles, was du wünschst.«
Und Clodius ging geradewegs zu Caesar Pontifex Maximus.
»Ich habe einen Plebejer gefunden, der bereit wäre, mich zu adoptieren«, verkündete er ohne lange Einleitung. »Ich brauche daher die Genehmigung der Priester und Auguren, damit ich eine lex Curiata bewirken kann. Kannst du sie mir beschaffen?«
Der wohlwollende Ausdruck in Caesars gut geschnittenem Gesicht veränderte sich nicht, noch lag auch nur ein Hauch von Zweifel oder Mißbilligung in seinen stechend hellen, dunkel umschatteten Augen. Der humorvolle Mund zuckte nicht. Doch schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis Caesar endlich antwortete: »Ja, Publius Clodius, ich kann sie dir beschaffen, doch leider nicht mehr vor den diesjährigen Wahlen.«
Clodius wurde blaß. »Und warum nicht? Es sollte dir ein leichtes sein!«
»Hast du vergessen, daß dein Schwager Augur ist? Er war es aber, der deine Bewerbung für das Tribunal abgelehnt hat.«
»Oh.«
»Sei guten Mutes, irgendwann wird es schon klappen. Die Angelegenheit kann warten, bis Celer in seine Provinz geht.«
»Ich wollte doch in diesem Jahr Volkstribun werden!«
»Ich kann dich gut verstehen, doch leider wirst du dich gedulden müssen.« Caesar machte eine Pause. »Es wird dich übrigens etwas kosten, Clodius«, sagte er freundlich.
»Was?« fragte Clodius vorsichtig.
»Sprich mit dem jungen Curio, er soll aufhören, in der Öffentlichkeit über mich herzuziehen.«
Clodius streckte Caesar ohne Zögern seine Hand entgegen. »Abgemacht!« sagte er.
»Ausgezeichnet!«
»Bist du dir sicher, daß du nichts anderes von mir verlangst, Caesar?«
»Lediglich Dankbarkeit, Clodius. Ich bin mir sicher, daß aus dir ein hervorragender Volkstribun werden wird, weil du schlitzohrig genug bist, um dir der Macht des Gesetzes bewußt zu sein.« Und Caesar wandte sich lächelnd zum Gehen.
Wie meistens wartete schon Fulvia in der Nähe.
»Nicht bevor Celer in seine Provinz geht«, sagte Clodius zu ihr. Fulvia umfaßte seine Mitte und küßte ihn lasziv, woran mehrere Umstehende Anstoß nahmen. »Caesar hat recht«, sagte sie. »Ich mag ihn, Publius Clodius! Er erinnert mich stets an ein wildes Tier, das vorgibt, zahm zu sein. Welch wundervollen Demagogen er abgäbe!«
Dieser Satz versetzte Clodius einen eifersüchtigen Stich. »Vergiß Caesar, Frau!« knurrte er wütend. »Weißt du denn noch, wer ich bin, der Mann, mit dem du verheiratet bist? Ich werde einen wundervollen Demagogen abgeben!«
An den Kalenden des Quinctilis, neun Tage vor den kurulischen Wahlen, berief Metellus Celer eine Senatssitzung ein, um über die Verteilung der konsularischen Provinzen zu debattieren.
»Marcus Calpurnius Bibulus möchte eine Erklärung abgeben«, wandte er sich an das überfüllte Haus, »daher erteile ich ihm jetzt das Wort.«
Umgeben von den boni, erhob sich Bibulus so majestätisch und erhaben, wie seine winzige
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