MoR 04 - Caesars Frauen
selbst«, erwiderte er.
»Tust du auch alles, was dir möglich ist, um Lucceius’ Kandidatur zu unterstützen?«
»Welche Frage!« meinte Cicero überheblich.
Das entsprach der Wahrheit, wenn seine Unterstützung auch zumeist von zufälligen Begegnungen auf dem Forum abhing.
Cicero hatte es Terentia zu verdanken, daß Publius Clodius ein erbitterter und gefährlicher Feind geworden war. Warum machten Frauen einem das Leben nur so schwer? Hätte Terentia ihm nicht so zugesetzt, dann hätte er vielleicht vermeiden können, als Zeuge gegen Clodius auszusagen, als dessen Prozeß wegen des Frevels gegen die Bona Dea vor einem Jahr begann. Clodius hatte behauptet, er habe sich am Tag der Bona Dea in Interamna aufgehalten, und konnte sogar glaubwürdige Zeugen vorweisen, die seine Aussage bestätigten. Aber Terentia wußte es besser.
»Er kam am Tag der Bona Dea hier vorbei«, sagte sie unnachgiebig, »um dir mitzuteilen, daß er als Quästor ins westliche Sizilien gehen würde. Es war am Tag der Bona Dea, das weiß ich ganz genau! Du sagtest noch, er sei gekommen, um sich Rat von dir einzuholen.«
»Du bist im Irrtum, meine Liebe«, warf Cicero rasch ein. »Die Provinzen wurden erst drei Monate später verteilt!«
»Unsinn, Cicero! Du weißt so gut wie ich, daß sie bereits vergeben waren. Clodius wußte genau, wohin er gehen würde! Es hat mit dieser Schlampe Clodia zu tun, habe ich nicht recht? Nur wegen ihr willst du nicht aussagen.«
»Schlafende Hunde weckt man nicht, Terentia, deshalb will ich nicht aussagen. Clodius hat nichts mehr für mich übrig, seit ich vor dreizehn Jahren mitgeholfen habe, Fabia zu verteidigen. Ich mochte ihn schon damals nicht, heute verabscheue ich ihn geradezu. Doch er ist ein patrizischer Claudius und alt genug, um im Senat zu sein. Außerdem sind Nigidius Figulus und ich mit seinem älteren Bruder Appius eng befreundet. Die amicitia muß erhalten werden.«
»Du hast eine Affäre mit seiner Schwester Clodia und willst nur deshalb deiner Pflicht nicht nachkommen«, sagte Terentia störrisch.
»Ich habe keine Affäre mit Clodia! Sie macht sich lächerlich mit diesem Dichterknaben Catullus.«
»Frauen sind nicht wie Männer, mein lieber Cicero«, sagte Terentia mit perfider Logik. »Sie haben vielleicht nicht so viele Pfeile in ihren Köchern zur Verfügung, die sie abschießen können, aber dafür ist es ihnen möglich, in der Rückenlage unbegrenzt Munition zu empfangen.«
Und so gab Cicero endlich nach und machte eine Zeugenaussage, die Clodius’ Alibi zerstörte. Obwohl ihn Fulvias Geld bei den Geschworenen freikaufte (sie sprachen ihn mit einunddreißig gegen fünfundzwanzig Stimmen frei), hatte Clodius weder vergessen noch vergeben. Dazu kam noch, daß Clodius, der kurz nach diesem Vorfall im Senat einzog, versucht hatte, auf Ciceros Kosten geistreich zu sein; doch leider hatte Cicero mit seiner gewandten Zunge sich selbst mit Ruhm bedeckt, ihn aber, Clodius, der Lächerlichkeit preisgegeben, was dessen Groll noch steigerte.
Zu Anfang dieses Jahres dann hatte der Volkstribun Gaius Herennius — auch ein Picener, ob er wohl auf Pompeius’ Geheiß handelte? — die ersten Schritte unternommen, um Clodius mit Hilfe eines besonderen Gesetzes von den Patriziern zu den Plebejern hinüberwechseln zu lassen. Clodias Ehemann Metellus Celer hatte die Sache amüsiert beobachtet und war nicht eingeschritten. Jetzt konnte man Clodius überall verbreiten hören, daß er sich um das Amt des Volkstribuns bewerben wolle, sobald Celer seine Wahlkabine in der Plebejischen Versammlung öffnen würde. Und sei er erst im Amt, so wolle er Cicero strafrechtlich verfolgen lassen, weil dieser römische Bürger ohne Prozeß habe hinrichten lassen.
Cicero hatte Atticus seine Angst eingestanden und ihn beschworen, seinen Einfluß bei Clodia geltend zu machen, damit sie ihren Bruder zurückhalte. Doch Atticus hatte dies mit den Worten abgelehnt, Publius Clodius sei nicht beizukommen, sobald er einer seiner Rachelaunen nachgebe. Er habe sich nun einmal Cicero als Opfer in den Kopf gesetzt.
Und dennoch gab es sie bisweilen, zufällige Begegnungen.
Durfte ein Kandidat für das Amt des Konsuls auch keine Gladiatorenspiele unter seinem Namen und mit seinem Geld organisieren, so konnte doch ein anderer eine Veranstaltung zu Ehren des tata oder avus des Kandidaten durchführen; Voraussetzung war lediglich, daß jener tata oder avus nicht nur mit dem Kandidaten, sondern auch mit dem Organisator der Spiele
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