MoR 04 - Caesars Frauen
verwandt war. So kam es, daß Celer, Erster Konsul, Gladiatorenspiele zu Ehren eines gemeinsamen Vorfahren von sich und Bibulus gab.
Lucceius ging eben, kräftig um Stimmen werbend, durch das untere Forum, wobei ihn Cicero und Clodius begleiteten; plötzlich standen sie auf engstem Raum zusammen, verursacht durch das Drängen derer, die sich gerade um Caesar scharten, der ebenfalls um Stimmen warb. Was blieb da Cicero und Clodius anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich zivilisiert zu benehmen?
»Ich hörte, du hast nach deiner Rückkehr aus Sizilien Gladiatorenspiele ausgerichtet«, sagte Clodius mit einem Lächeln, das sein eher düsteres Gesicht aufhellte. »Stimmt das, Marcus Tullius?«
»Ja, das ist richtig«, antwortete Cicero freundlich.
»Und hast du Ehrenplätze für deine sizilianischen Klienten reservieren lassen?«
»Äh — nein«, antwortete Cicero errötend; wie sollte er erklären, daß er nur äußerst bescheidene Spiele gegeben hatte?
»Ich habe nämlich vor, meinen sizilianischen Klienten Sitzplätze anzubieten. Das Problem ist nur, daß sich mein Schwager Celer als nicht sehr hilfsbereit erweist.«
»Dann wende dich an deine Schwester Clodia. Als Frau des Konsuls sollten ihr ausreichend Sitze zur Verfügung stehen.«
»Clodia?« rief Clodius mit so lauter Stimme, daß er die Aufmerksamkeit der wenigen Umstehenden auf sich zog, die dem Gespräch der beiden stadtbekannten Feinde noch nicht neugierig gelauscht hatten. »Clodia? Sie würde mir nicht mal den kleinen Finger reichen!«
Cicero grinste. »Na ja, warum sollte sie dir auch den kleinen Finger reichen, wenn du ihr, wie ich höre, regelmäßig deinen elften Finger in voller Länge verpaßt?«
O weh, jetzt hatte er es endgültig geschafft! Wieso war seine Zunge nur so verräterisch? Das ganze Forum, allen voran Caesar, konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, während Clodius wie versteinert dastand.
»Dafür bezahlst du mir!« zischte Clodius Cicero zu, raffte zusammen, was ihm an Würde noch geblieben war, und schritt mit der von Wut entstellten Fulvia am Arm davon.
»Ja!« kreischte sie, »dafür wirst du bezahlen, Cicero! Eines Tages mache ich aus deiner Zunge Hackfleisch!«
Welch unerträgliche Beleidigung für Clodius! Überhaupt war der Juni, wie sich herausstellen sollte, nicht unbedingt sein Glücksmonat. Denn als sein Schwager Celer die Wahlkabine für die plebejischen Kandidaten öffnete und Clodius seinen Namen für die Kandidatur als Volkstribun einreichen wollte, wurde er abgewiesen.
»Du bist Patrizier, Publius Clodius.«
»Ich bin kein Patrizier!« sagte Clodius mit geballten Fäusten. »Gaius Herennius hat eine besondere gesetzliche Verfügung in der Plebejischen Versammlung erwirkt, um meinen Status abzuändern.«
»Gaius Herennius würde das Gesetz nicht einmal kennen, wenn man ihn mit der Nase darauf stieße«, sagte Celer kühl. »Wie kann dich die Plebejische Versammlung von deinem Status als Patrizier befreien? Sie hat gar nicht das Recht, zu Fragen des Patriziats Stellung zu nehmen. Geh jetzt, Clodius, du stiehlst mir meine Zeit. Wenn du Plebejer werden willst, dann auf legale Art und Weise — laß dich von einem Plebejer adoptieren.«
Und Clodius zog ab, kochend vor Wut. Seine Racheliste wurde immer länger! Nun hatte sich auch Celer einen führenden Platz darauf erworben.
Doch seine Rache konnte warten. Zunächst mußte er einen Plebejer finden, der bereit war, ihn zu adoptieren, wenn es nun einmal nicht anders möglich war.
Als ersten fragte er Marcus Antonius, ob er sein Vater werden wolle, doch der brach in Gelächter aus. »Die Million, die ich von dir für diesen Dienst verlangen müßte, brauche ich nicht länger, seit ich Fadia geheiratet habe und ihr tata auf dem besten Wege ist, Großvater zu werden.«
Auch Curio reagierte reserviert. »Wenn du dir einbildest, ich würde in der Öffentlichkeit herumlaufen und dich >mein Sohn< nennen, dann irrst du dich gewaltig! Ich würde meine eigene Person ja lächerlicher machen als die Caesars.«
»Was liegt dir eigentlich daran, ihn lächerlich zu machen?« fragte Clodius, der plötzlich neugierig geworden war. »Mir wäre es viel lieber, der Clodius-Club würde ihn ausnahmslos unterstützen.«
»Ich habe Langeweile«, sagte Curio kurz angebunden, »außerdem würde ich zu gern einmal erleben, wie Caesar die Beherrschung verliert — angeblich soll es furchterregend sein.«
Auch Decimus Brutus wollte Clodius nicht
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