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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Caesar, denn seine Frau muß über jeglichen Verdacht erhaben sein! Kannst du das glauben? Ich bin gut genug!«
    Ihr Ausbruch war ein Fehler gewesen, das hatte sie schon kurz darauf erkannt. Zum einen stand Brutus’ Verlobung mit Julia nun auf einem solideren Fundament; denn die Gefahr, daß die Gesellschaft die Verbindung der Eltern eines verlobten Paares mißbilligen könnte, war jetzt gebannt — ohnehin kein wirklicher Inzest, da es ja keine gemeinsamen Blutsbande gab. Roms Gesetze enthielten nur vage Bestimmungen über den erlaubten Grad der Blutsverwandtschaft eines verheirateten Paares, und es war — wie so oft — eher eine Angelegenheit, die das mos maiorum regelte als ein spezifisches Gesetz auf einer Tafel. Aus diesem Grunde durfte zwar eine Schwester niemals ihren Bruder heiraten, doch wenn ein Kind Tante oder Onkel heiraten sollte, konnten dies nur Sitte, Tradition und soziale Mißbilligung verhindern. So war es durchaus Brauch, daß Vettern und Basen ersten Grades heirateten. Und niemand hätte aus rechtlichen oder religiösen Gründen die Heirat zwischen Caesar und Servilia einerseits und Brutus und Julia andererseits verurteilen können. Doch zweifelsohne hätte man sie mißbilligt! Und Brutus war der Sohn seiner Mutter. Ihm war daran gelegen, daß die Gesellschaft sein Handeln guthieß. Eine inoffizielle Verbindung zwischen seiner Mutter und Julias Vater war nicht annähernd so anrüchig; Römer dachten pragmatisch in derlei Dingen — sie geschahen nun einmal.
    Seit ihrem Ausbruch sah Brutus seine Mutter in einem neuem Licht. Er nahm sie als ganz normale Frau, nicht mehr als Verkörperung von Macht wahr: Auch empfand er ein wenig Verachtung für sie. Nicht daß er ganz von seiner Furcht vor ihr befreit gewesen wäre, doch er ertrug sie nun mit weit größerer Gelassenheit.
    Jetzt lächelte sie ihn an, setzte sich und war bereit für ein Schwätzchen. Oh, wenn nur seine Haut sich klären wollte! Die Narben unter diesen unansehnlichen Stoppeln mußten schrecklich aussehen, und sie würden bleiben, selbst wenn die Pusteln eines Tages verschwinden würden.
    »Was gibt es, Brutus?« fragte sie freundlich.
    »Hättest du etwas dagegen einzuwenden, wenn ich Caesar fragte, ob Julia und ich im nächsten Monat heiraten können?«
    Sie blickte ihn verwundert an. »Wieso denn so plötzlich?«
    »Aus keinem besonderen Grund, außer daß wir schon so viele Jahre lang verlobt sind und Julia siebzehn ist. Viele Mädchen heiraten mit siebzehn.«
    »Das ist wahr. Cicero ließ Tullia sogar mit sechzehn heiraten — nicht, daß ich mir an ihm ein Beispiel nehmen wollte! Wie dem auch sei, siebzehn ist ein annehmbares Alter für eine Angehörige der Aristokratie. Und beide seid ihr nach wie vor fest entschlossen.« Sie lächelte und warf ihm eine Kußhand zu. »Warum nicht?«
    Ihre alte Herrschaft trat wieder zutage. »Willst du ihn lieber fragen, Mama, oder soll ich es tun?«
    »Du, unbedingt«, sagte sie. »Wie reizend! Eine Hochzeit, nächsten Monat schon. Und wer weiß? Vielleicht sind Caesar und ich bald Großeltern.«
    Und Brutus verließ das Haus, um seine Julia zu besuchen.
    »Ich habe meine Mutter gefragt, ob sie etwas dagegen hätte, wenn wir schon nächsten Monat heiraten würden«, sagte er, nachdem er Julia zärtlich geküßt und sie zu einer Liege geführt hatte, auf der sie Seite an Seite sitzen konnten. »Sie findet den Gedanken wunderbar. Dann werde ich also bei der nächsten Gelegenheit deinen Vater fragen.«
    Julia schluckte. Wie sehr hatte sie sich auf ein weiteres Jahr in Freiheit gefreut! Doch es sollte wohl nicht sein. Wenn sie es sich recht überlegte, war sein Vorschlag vielleicht sogar der bessere. Je mehr Zeit verstrich, um so verhaßter würde ihr der Gedanke an eine Ehe mit ihm werden. Sie mußte es hinter sich bringen — und Schluß! Und so sagte sie mit sanfter Stimme: »Das klingt wundervoll, Brutus.«
    »Meinst du, dein Vater würde uns jetzt gleich empfangen?« fragte er eifrig.
    »Nun, es ist schon dunkel, doch er geht gewöhnlich spät schlafen. Das Gesetz zur Landreform ist jetzt beendet, und schon arbeitet er an einer neuen großen Sache. Die hundert Schreiber sind noch immer hier beschäftigt. Ich frage mich, was Pompeia dazu sagen würde, wenn sie wüßte, daß aus ihren alten Räumen Schreibstuben geworden sind.«
    »Will denn dein Vater nicht mehr heiraten?«
    »Es sieht nicht danach aus. Übrigens glaube ich nicht, daß er Pompeia heiraten wollte. Geliebt hat er nur meine

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