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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Mutter.«
    Brutus’ verunstaltete Stirn legte sich in Falten. »Mir scheint die Ehe ein so glücklicher Zustand zu sein! Dennoch bin ich froh, daß er Mama nicht geheiratet hat. War sie denn so schön, deine Mutter?«
    »Ich kann mich noch an sie erinnern, aber nicht mehr genau. Sehr schön war sie nicht, außerdem war tata oft auf Reisen. Ich glaube nicht, daß er sie so sah, wie andere Männer ihre Frauen sehen. Vielleicht würde er niemals eine Ehefrau nur um ihres Status willen lieben. Meine Mama war eher wie eine Schwester für ihn, glaube ich. Sie sind zusammen aufgewachsen, das hat ein festes Band geknüpft.« Sie stand auf. »Komm, laß uns avia suchen. Ich schicke sie immer zuerst zu ihm hinein, denn sie hat keine Angst, ihm entgegenzutreten.«
    »Hast du denn Angst?«
    »Oh, er wäre niemals unhöflich zu mir oder kurz angebunden. Doch er hat unendlich viel zu tun, und ich liebe ihn so sehr, Brutus! Ich denke immer, meine kleinen Probleme können ihm eigentlich nur lästig sein.«
    Genau diese sanfte, kluge Empfindsamkeit gegenüber den Gefühlen anderer war einer der Gründe, weshalb er sie so heftig liebte. Allmählich lernte er, mit seiner Mutter besser umzugehen und seine Beziehung zu ihr würde sich noch weiter entspannen, wenn er erst mit Julia verheiratet war.
    Aurelia war erkältet und daher zeitig zu Bett gegangen; Julia klopfte an die Tür von Caesars Arbeitszimmer.
    »Tata, hast du einen Moment Zeit für uns?« fragte sie durch die Tür.
    Er öffnete selbst, lächelte, küßte sie auf die Wange und gab Brutus zur Begrüßung die Hand. Julia und Brutus betraten blinzelnd den hell erleuchteten Raum, in dem unzählige kleine Flammen brannten. Da Caesar nur bestes Öl und gute Leinendochte verwendete, war der Raum rauchfrei und roch auch nicht nach Werg.
    »Welch unerwartete Überraschung«, sagte er. »Ein wenig Wein?«
    Brutus schüttelte den Kopf, und Julia lachte.
    »Tata«, sagte sie, »ich weiß, wie beschäftigt du bist, deshalb werden wir dich nicht lange aufhalten. Wir möchten gerne nächsten Monat heiraten.«
    Wie machte er das nur? Sein Gesichtsausdruck blieb völlig unverändert, und doch war plötzlich etwas anders.
    »Aus welchem Grund?« fragte er Brutus.
    Brutus fing an zu stammeln. »Nun, Caesar, wir sind seit fast neun Jahren verlobt, und Julia ist jetzt siebzehn. Wir haben unsere Absicht nicht geändert und lieben uns sehr. Viele Mädchen heiraten schon mit siebzehn. Bei Junia und Junilla wird es ebenso sein, sagt meine Mutter. Meine Schwestern sind, genau wie Julia, mit Männern verlobt, nicht mit Knaben.«
    »Habt ihr unbedacht gehandelt?« fragte Caesar ruhig.
    Selbst in dem rötlichen Schein der Lampe war Julias Scham nicht zu übersehen. »Nein, tata, natürlich nicht!« rief sie.
    »Und wollt ihr damit sagen, daß ihr der Versuchung erliegen werdet, wenn man euch nicht heiraten läßt?« bohrte der Advokat weiter.
    »Aber nein!« Julia rang die Hände, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Das ist es nicht!«
    »Nein, das ist es wirklich nicht«, sagte Brutus leicht verärgert. »Ich bin als Ehrenmann hierhergekommen, Caesar. Warum unterstellst du mir unehrenhaftes Verhalten?«
    »Das liegt mir fern«, antwortete Caesar in distanziertem Ton. »Ein Vater muß diese Dinge erfragen, Brutus. Ich selber weiß am besten, was es bedeutet, ein Mann zu sein. Das ist im übrigen der Grund, warum die meisten Männer ihre Töchter fürsorglich hüten und abschirmen. Verzeih mir, wenn ich dich erregt habe, es lag nicht in meiner Absicht, dich zu beleidigen. Doch nur ein törichter Vater würde nicht fragen.«
    »Ja, ich verstehe«, murmelte Brutus.
    »Dann können wir also heiraten?« beharrte Julia, bedacht darauf, die Sache abzuschließen und ihr Schicksal zu besiegeln.
    »Nein«, sagte Caesar.
    Es wurde still, und Julia sah plötzlich aus, als sei ihr eine gewaltige Last von den Schultern genommen worden; Caesar würdigte Brutus keines Blickes, doch seine Tochter beobachtete er ganz genau.
    »Und warum nicht?« kam es von Brutus.
    »Ich sagte achtzehn, Brutus, und ich meinte achtzehn. Meine arme, kleine erste Ehefrau wurde schon mit sieben Jahren verheiratet. Es ist nicht von Belang, daß sie und ich sehr glücklich waren, als wir heirateten. Ich schwor mir damals, daß meine Tochter, sollte ich je eine haben, den Luxus genießen dürfe, ihre Kindheit als Kind zu erleben. Achtzehn, Brutus. Achtzehn, Julia.«
    »Wir haben es versucht«, sagte sie, als sie wieder draußen vor

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