MoR 04 - Caesars Frauen
haben!«
Erschüttert wandte Cato sich an Bibulus. »Beim Jupiter, Marcus Bibulus, siehst du, was ich sehe?« keuchte er.
»Die drei zusammen!«
»Es ist nicht Caesar, Pompeius ist es! Wir haben den falschen Mann ins Visier genommen!«
»Nein, Cato, das gerade nicht. Caesar ist die Verkörperung des Bösen. Doch ich sehe, was du siehst. Pompeius ist die treibende Kraft, natürlich ist er das! Was braucht Caesar schon außer Geld? Er arbeitet für Pompeius, hat die ganze Zeit für ihn gearbeitet. Und Crassus ist ihr dritter Mann. Die drei, mit Pompeius als Triebfeder. Es sind ja schließlich seine Veteranen, die einen Vorteil daraus ziehen, das war uns ja bekannt. Doch Caesar hat uns mit seinen mittellosen Städtern Sand in die Augen gestreut — man fühlte sich an die Gracchen und Sulpicius erinnert!«
Die Jubelrufe waren ohrenbetäubend; Bibulus zog Cato mit sich fort, stieg die Stufen der Curia Hostilia hinab und betrat das Argiletum.
»Wir werden unsere Taktiken ein wenig ändern müssen, Cato«, sagte er, als sie weit genug entfernt waren, um sich verständigen zu können. »Von jetzt an werden wir unser Augenmerk vornehmlich auf Pompeius lenken.«
»Es ist leichter, ihn in die Knie zu zwingen als Caesar«, sagte Cato zähneknirschend.
»Jeder ist leichter zu bezwingen als Caesar. Doch mach dir keine Sorgen, Cato. Zerbrechen wir Pompeius, zerbrechen wir das Bündnis. Und muß Caesar erst alleine kämpfen, dann haben wir auch ihn.«
»Es war schlau von dir, alle Versammlungstage für den Rest des Jahres als Feiertage zu deklarieren, Marcus Bibulus.«
»Die List hab’ ich bei Sulla abgeschaut. Ich habe jedoch vor, weiter zu gehen als er, das kann ich dir versichern. Wenn ich sie schon nicht hindern kann, Gesetze zu erlassen, so werde ich diese zumindestens für illegal erklären«, sagte Bibulus.
»Allmählich glaube ich, daß Bibulus nicht ganz bei Trost ist«, sagte Caesar zu Servilia, später am selben Tag. »Sein plötzliches Gefasel über Gut und Böse ist haarsträubend. Haß ist eine Sache, doch das hier geht entschieden zu weit. Es ist keine Vernunft dahinter, keine Logik.« Die hellen Augen sahen müde aus. »Das Volk spürte es auch, es war nicht auf seiner Seite. Politische Verunglimpfung kommt immer wieder vor, Servilia, wir alle müssen uns mit ihr herumschlagen. Doch was uns Bibulus heute zugemutet hat, hat alle Differenzen zwischen ihm und mir auf eine Ebene befördert, die nicht mehr menschlich ist. Als seien wir zwei Gewalten: ich die Verkörperung des Bösen, er des Guten. Ein Rätsel ist es mir, wie es zu dieser Gegenüberstellung kommen konnte; doch vielleicht erscheint völliger Mangel an Vernunft und Logik dem Betrachter als die Manifestation des Guten. Die Menschen gehen davon aus, daß das Böse stets mit Vernunft, mit Logik Hand in Hand geht. Daher hat Bibulus, ohne zu wissen, was er tat, mir Schaden zugefügt. Denn der Fanatiker scheint offenbar das Gute durchzusetzen, der überlegte, objektive Mann dagegen schlecht zu sein. Klingt all dies nicht ganz widersinnig?«
»Nein«, sagte Servilia. Sie stand über Caesar gebeugt, der auf dem Bett lag, und strich mit ihren Händen fest und rhytmisch über seinen Rücken. »Ich verstehe, was du meinst, Caesar. Die Emotion ist voller Kraft und entbehrt jeder Logik. Als stehe sie auf einer gänzlich anderen Ebene als die Vernunft. Bibulus wollte sich nicht unterwerfen, obwohl alle Regeln der Vernunft dafürsprechen. Er war nicht in der Lage, irgend jemandem zu sagen, warum er gegen dein Gesetz ist, doch er bestand auf seiner Ablehnung. Ich habe das Gefühl, es wird nicht gerade leicht für dich werden, Caesar.«
»Ich danke vielmals«, sagte er, wandte sich nach ihr um und lächelte sie an.
»Ich kann dir keine falschen Tatsachen vorgaukeln, Caesar.« Sie ließ ab von ihm und setzte sich auf den Rand des Bettes, bis er zur Seite rückte und sie sich neben ihm ausstrecken konnte. Dann sagte sie: »Caesar, mir ist klar, daß du mit deinem Gesetz zur Landreform auch unserem teuren Pompeius entgegenkommst — das sieht sogar ein Blinder. Doch als ihr drei heute Seite an Seite dastandet, hatte man plötzlich den Eindruck, es gehe um viel mehr als um den selbstlosen Versuch, eines der drängendsten Probleme Roms — den Verbleib der entlassenen Veteranentruppen — zu lösen.«
Er hob erstaunt den Kopf. »Du warst da?« fragte er.
»Ja. Ich habe ein sehr hübsches Versteck zwischen der Curia Hostilia und der Basilica Porcia gefunden; ich
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