MoR 04 - Caesars Frauen
böse.«
»Du sprichst in Rätseln, Marcus Bibulus! Sei präzise, nicht emotional, und sage uns, warum du dieses dringend notwendige Gesetz nicht unterstützen kannst! Laß uns an deiner Kritik Anteil haben!«
»Ich habe keine Kritik vorzubringen, und doch bin ich dagegen!«
Wenn man bedachte, daß sich mehrere tausend Männer in den Komitien drängten, so war der Geräuschpegel, der von der Masse ausging, erstaunlich niedrig. An diesem Tag befanden sich auch neue Gesichter in der Menge, nicht nur Ritter, junge Männer, die zu Clodius gehörten, oder Besucher, die geschäftlich auf dem Forum zu tun hatten. Pompeius brachte jetzt seine Veteranen mit nach Rom, als vorbereitende Maßnahme für eine Abstimmung oder für einen Kampf, das wußte niemand so genau. Die Männer waren mit Sorgfalt aus den einunddreißig ländlichen Tribus ausgesucht, daher als Wähler ungeheuer wertvoll — doch natürlich auch als Kämpfer.
Caesar wandte sich Bibulus zu und hob flehend seine Hände.
»Marcus Bibulus, warum blockierst du ein so gutes und so sehr benötigtes Gesetz? Ist es dir kein Bedürfnis, dem Volk zu helfen anstatt ihm Steine in den Weg zu legen? Liest du denn nicht in den Gesichtern all der Anwesenden hier, daß dies kein Gesetz ist, das das Volk ablehnen wird? Ganz Rom will dies Gesetz! Willst du denn wirklich Rom dafür bestrafen, daß du mich haßt, mich, Gaius Julius Caesar, einen Mann unter vielen? Ist das nicht unter der Würde eines Konsuls? Ist das nicht unter der Würde eines Calpurnius Bibulus?«
»Nein, das ist es nicht!« rief Bibulus von der Rostra herab. »Ich bin Augur, und daher erkenne ich das Schlechte, wenn es sich mir zeigt! Du bist schlecht, folglich ist alles was du tust, ebenfalls schlecht! Wie soll aus einem Gesetz, das du verabschiedest, etwas Gutes erwachsen? Daher erkläre ich hiermit alle Versammlungstage in diesem Jahr zu Feiertagen; somit wird es für den Rest des Jahres keine Volksversammlungen mehr geben!« Mit geballten Fäusten stellte sich Bibulus auf die Spitze seiner Zehen und brüllte: »Ich bin mir sicher, daß ich richtig handle, wenn ich zu religiösen Verboten Zuflucht nehme! Denn hiermit schwöre ich dir, Gaius Julius Caesar, daß es mir einerlei ist, ob jede einzelne, unbedarfte Seele in Italien dieses Gesetz will! In meinem Jahr als Konsul wird es nicht durchkommen!«
Der Haß, der aus Bibulus’ Worten sprach, war so augenscheinlich, daß diejenigen, die keine politische Verbindungen zu den beiden Konsuln hatten, erschauerten und heimlich ihren Daumen unter Mittel- und Ringfinger klemmten, um Zeige- und kleinen Finger wie zwei Hörner auszustrecken — dies war das Zeichen zur Abwehr des Bösen Blicks.
»Schleicht nur um ihn herum wie unterwürfige Tiere!« schrie Bibulus der Menge zu. »Küßt ihn, hofiert ihn, bietet euch ihm an! Wenn euch das neue Gesetz so viel wert ist, dann nur zu, zögert nicht! Doch in meinem Jahr als Konsul werdet ihr es nicht bekommen! Nie, nie, nie!«
Buhrufe setzten ein, Hohngelächter, Zwischenrufe, Flüche, Pfiffe, eine ansteigende Woge stimmlicher Gewalt, die so ungeheuerlich und angsteinflößend war, daß Bibulus so viel von seiner Toga raffte, wie er konnte, kehrtmachte und die Rostra verließ. Doch er entfernte sich nur so weit, bis er sich sicher fühlte; dann blieben er und seine Liktoren auf den Stufen der Curia Hostilia stehen, um zu lauschen.
Und plötzlich, wie durch einen Zauber, gingen die Beschimpfungen in Beifallsrufe über, die sogar noch bis zum Forum Holitorium zu hören waren; Caesar hatte Pompeius den Großen aus der Menge geholt und führte ihn nun zur Stirnseite der Rostra.
Pompeius war zornentbrannt, und dieser Zorn flößte ihm Worte und auch die Kraft ein, sie auszuprechen. Was er zu sagen hatte, behagte weder Bibulus noch Cato, der jetzt neben diesem stand.
»Gnaeus Pompeius Magnus, wirst du mich gegen alle Gegner des Gesetzes unterstützen?« rief Caesar.
»Wenn auch nur ein Mann es wagen sollte, sein Schwert zu ziehen gegen dein Gesetz, so werde ich zu meinem Schutzschild greifen, Gaius Julius Caesar!« brüllte Pompeius.
Dann, plötzlich, war auch Crassus oben auf der Rostra. »Ich, Marcus Licinius Crassus, erkläre, daß dies das beste Ackergesetz ist, das Rom jemals gesehen hat!« sprach er in die Menge. »Denjenigen unter euch hier Versammelten, die sich um ihr Eigentum sorgen, gebe ich mein Wort, daß niemandes Besitz in Gefahr ist, und daß Profit auf alle wartet, die daran Interesse
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