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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ich dir gern«, sagte Pompeius.
    »Dann wollen wir uns alle in einer Stunde im Komitium treffen«, sagte Caesar. »Ich werde dafür sorgen, daß die dreißig Liktoren der curiae anwesend sind, dann schreiten wir ans Werk. Ohne die Bärte.«
    Clodius zögerte noch an der Tür. »Wird es sofort geschehen, Caesar, oder muß ich siebzehn Tage warten?«
    »Die Tribunatswahlen werden erst in ein paar Monaten abgehalten, Clodius, daher spielt es eigentlich keine große Rolle«, meinte Caesar lachend. »Doch um ganz und gar sicher zu gehen, werden wir nach Ablauf von drei nundinae eine zweite kleine Zeremonie durchführen.« Er machte eine Pause. »Ich gehe davon aus, daß du sui iuris bist und nicht mehr unter der Autorität des Appius Claudius stehst?«
    »Ja, seit meiner Hochzeit ist er nicht mehr mein pater familias.«
    »Dann sehe ich keinen Hinderungsgrund.«
    Es gab tatsächlich keinen. Nur wenige der Männer, die in Rom eine Rolle spielten, waren anwesend, um dem Verfahren der adrogatio (Annahme an Kindes Statt) beizuwohnen, das aus Gebeten, Gesängen, Opferungen und archaischen Ritualen bestand. Publius Clodius, ehemaliges Mitglied der patrizischen gens Claudia, wurde für einige Augenblicke Mitglied der plebejischen gens Fonteia, um darauf wieder seinen eigenen Namen anzunehmen und wiederum Mitglied der gens Claudia zu sein — jetzt allerdings von einem neuen, plebejischen Zweig, der sich von dem der Claudii Marcelli unterschied. Er gründete sozusagen eine neue Familie. Da Fulvia den Bereich, in dem die religiösen Handlungen vorgenommen wurden, nicht betreten durfte, beobachtete sie die Zeremonie von einer nahe gelegenen Stelle aus. Und anschließend posaunte sie gemeinsam mit Clodius auf dem ganzen Forum aus, daß Clodius im nächsten Jahr Volkstribun werde — und Ciceros Tage als Bürger der Stadt Rom gezählt seien.

    Cicero erfuhr davon in der kleinen Kreuzwegsiedlung Tres Tabernae, auf seinem Weg nach Antium; denn dort traf er zufällig den jungen Curio.
    »Mein lieber Freund«, sagte Cicero herzlich, als er Curio in seine Suite im besten der drei Gasthäuser führte, »das einzige, was mich an der Begegnung mit dir betrübt, ist, daß du offensichtlich deine glänzenden Attacken gegen Caesar noch nicht wiederaufgenommen hast. Was ist geschehen? Letztes Jahr so gesprächig und dieses Jahr so schweigsam?«
    »Es fing an, mich zu langweilen«, sagte Curio kurz angebunden. Eine der Strafen dafür, daß man mit den boni kokettierte, war ohne Zweifel, daß man Männer wie Cicero ertragen mußte, die ihrerseits den boni schöne Augen machten. Doch ganz sicher würde er Cicero nicht erzählen, daß er seine Attacken gegen Caesar deshalb eingestellt hatte, weil Clodius ihm aus einer finanziellen Verlegenheit herausgeholfen hatte — für den Preis, das Thema Caesar totzuschweigen. So setzte sich denn Curio recht leutselig mit Cicero zusammen und ließ die Unterhaltung eine Zeitlang in die Richtung fließen, die dieser wünschte. Dann plötzlich fragte er: »Was hältst du denn von Clodius’ neuem plebejischen Status?«
    Die Wirkung seiner Frage war ungleich stärker, als er es erhofft hatte. Cicero wurde kreidebleich, tastete nach der Tischkante und klammerte sich daran fest, als könne sie sein Leben retten.
    »Was hast du gesagt?« flüsterte der Retter seines Vaterlandes.
    »Clodius ist Plebejer geworden.«
    »Seit wann?«
    »Vor ein paar Tagen erst — wo warst du denn die ganze Zeit, Cicero, du scheinst ja mit schneckengleicher Geschwindigkeit zu reisen. Ich selbst war nicht dabei, doch Clodius hat es mir in bester Laune erzählt. Er will für das Volkstribunat kandidieren, obgleich ich keine Ahnung habe, was ihn dazu bewegt — sieht man mal von der Rechnung ab, die er mit dir begleichen will. Erst konnte er Caesar gar nicht genug loben, weil dieser für ihn eine lex Curiata bewirkt hat, doch gleich darauf versicherte er mir, er werde sämtliche Gesetze Caesars außer Kraft setzen, sobald er sein Amt angetreten habe. Aber so ist Clodius nun einmal!«
    Das Blut kehrte in Ciceros Wangen zurück, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß Curio sich fragte, ob ihn wohl gleich der Schlag treffen werde.
    »Und Caesar hat ihn zum Plebejer gemacht?«
    »Am Tage von Hybridas Prozeß, dem Tag, an dem deine Zunge mit dir durchging. Noch mittags herrschten Ruhe und Frieden, drei Stunden später schon posaunte Clodius seinen neuen Status von den Dächern. Und er behauptete, daß er dich vor Gericht bringen werde.«
    »Es

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