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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der römischen Aristokratie zu vermitteln, der schon als Kind keiner Fliege etwas zuleide habe tun können, noch als junger Mann in der Lage gewesen wäre, griechische Bürger grausam zu mißhandeln — von all den übrigen Verbrechen, die ihm halb Makedonien nun zum Vorwurf machte, ganz zu schweigen.
    »Oh«, seufzte er, als er zum Ende seiner Rede gelangte, »wie sehr vermisse ich die Tage, als Gaius Hybrida und ich gemeinsam Konsuln waren! Was für eine ehrbare und angesehene Stadt war Rom damals! Zwar gab es da einen gewissen Catilina, der drauf und dran war, unsere schöne Stadt zu ruinieren; doch Hybrida und ich waren in der Lage, es mit ihm aufzunehmen, wir beide retteten unser Vaterland! Doch wozu, ihr Herren Geschworenen? Wozu? Ich wünschte, ich könnte eine Antwort darauf geben, könnte euch sagen, warum Gaius Hybrida und ich unseren Pflichten damals treu geblieben sind und jene haarsträubenden Vorfälle ertrugen! Alles umsonst, wenn man sich heute, an diesem fürchterlichen Tag, in Rom umsieht, das von einem Konsul regiert wird, der es nicht würdig ist, die toga praetexta zu tragen. Doch nicht von unserm großen Marcus Bibulus spreche ich hier! Ich meine Caesar, diesen raubgierigen Wolf! Er hat die Eintracht zwischen den Ritterständen zerstört, hat den Senat zum Gespött des Volkes gemacht und das Konsulamt besudelt! Er stößt uns mit dem Gesicht in den Dreck der Cloaca Maxima, schmiert uns vom Kopf bis zu den Füßen damit ein, läßt ihn auf unsere Häupter regnen! Unmittelbar nach Abschluß dieses Prozesses werde ich Rom verlassen, und ich habe nicht die Absicht, bald zurückzukehren. Ich fahre zuerst ans Meer, anschließend werde ich nach Alexandria segeln, die Stätte der Gelehrsamkeit und der vorbildlichen Regierung... «
    Die Rede war zu Ende, und die Geschworenen stimmten ab. Das Urteil lautete CONDEMNO. Gaius Antonius Hybrida mußte ins Exil nach Cephallenia, an einen Ort, an dem man ihn gut kannte und der auch ihm nur allzu gut bekannt war. Und Cicero packte seine Sachen und verließ Rom noch am gleichen Nachmittag, um Terentia nachzureisen.

    Caesar hatte sich am Morgen unauffällig unter die Menge gemischt, um Ciceros Schlußplädoyer anzuhören. Noch ehe die Geschworenen ihr Verdikt verkündet hatten, war Caesar wieder fortgegangen und hatte eilig Boten in verschiedene Richtungen entsandt.
    Für ihn war der Prozeß in mehr als einer Hinsicht interessant gewesen. Zum einen hatte auch er schon einmal versucht, Hybrida mit einer Anklage wegen Mordes und Mißhandlung zu Fall zu bringen, als dieser noch Befehlshaber einer Reiterschwadron von Sullas Kavallerie am Orchomenussee in Griechenland gewesen war. Zum andern hatte ihn der junge Mann, der diesmal den Prozeß gegen Hybrida führte, fasziniert: ein Protege von Cicero, der jetzt den Mut bewies, seinem Förderer von der andern Seite der Gerichtsschranke zu begegnen. Er hieß Marcus Caelius Rufus, ein äußerst gutaussehender junger Bursche, der den Prozeß brillant geführt und Cicero mühelos in den Schatten gestellt hatte.
    Caesar war schon nach wenigen Sekunden klar gewesen, daß Hybrida keine Chance hatte. Sein schlechter Ruf war zu weit verbreitet, und niemand wollte daran glauben, daß er als kleiner Junge keinen Fliegenflügel ausgerissen hatte.
    Und dann war Cicero vom Thema abgekommen...

    Caesars Geduld war jetzt am Ende. Er saß in seinem Arbeitszimmer im Domus Publica, nagte an seiner Unterlippe und wartete auf die Männer, nach denen er geschickt hatte. Da glaubte also Cicero tatsächlich, man könne ihm nichts anhaben? Glaubte, er könne sagen, was er wolle, ohne Furcht vor Vergeltung? Nun, Marcus Tullius Cicero, da hast du dich getäuscht! Ich werde dir das Leben sauer machen, denn du hast es verdient. Du hast jedes Friedensangebot von mir ausgeschlagen, sogar dann noch, als dein geliebter Freund Pompeius dir den Wink gab, mich zu unterstützen. Ganz Rom weiß ja, warum du Pompeius liebst — weil er dich während des Italischen Krieges vor dem Schwert bewahrt und dich geschützt hat, als ihr unter Pompeius’ Vater, dem Schlächter, als Kadetten dientet. Nicht einmal Pompeius zuliebe würdest du mir dein Vertrauen schenken. Und deshalb muß ich dafür sorgen, daß es Pompeius ist, der dich — mit meiner Hilfe — zu Fall bringt. Während des Rabirius-Prozesses habe ich dich nicht nur bloßgestellt, sondern dir auch bewiesen, daß du keineswegs in Sicherheit bist. Nun wirst du bald erproben können, wie man sich fühlt, wenn

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