MoR 04 - Caesars Frauen
er einmal Konsul wurde. Caelius war zwar ein neuer Mann, doch ganz und gar nicht von der anstößigen Sorte. Catullus’ Leidenschaftlichkeit hatte Clodia entzückt, doch Caelius’ Muskelkraft und sein nicht minder anziehendes Gesicht taten es ihr noch mehr an; es konnte auf die Dauer ziemlich quälend werden, die Geliebte eines Dichters zu sein.
Kurz, Catullus begann Clodia in dem Moment zu langweilen, in dem sie Caelius erspähte. Da hieß es, schleunigst Abschied zu nehmen von dem Gewohnten, um mit dem Neuen zu beginnen. Wie mochte sich ein Ehemann in diesen Reigen einfügen? Nicht unbedingt harmonisch. Clodias Leidenschaft für Celer hatte etwa bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr gewährt, dann war sie erloschen. Die Zeit und ihr wachsendes Selbstbewußtsein hatten sie von dem Vetter und Gefährten ihrer Kindheit entfernt und sie dazu gebracht, in Catullus zu entdecken, wonach sie suchte; er war nun schon ihr zweites außereheliches Verhältnis — zumindest von der lauten, aufsehenerregenden Art. Der Inzestskandal, den sie, Clodius und Clodilla seinerzeit heraufbeschworen, hatte bei Clodia einen Liebeshunger geweckt, der unbedingt befriedigt werden wollte. Clodia stellte zudem fest, daß sie es genoß, von all jenen Leuten verachtet zu werden, die sie selbst ebenfalls verachtete. Dem armen Celer blieb nichts anderes übrig, als den Part des hilflosen Zuschauers zu übernehmen. Clodia war zwölf Jahre älter als der dreiundzwanzigjährige Marcus Caelius Rufus, als sie ihn für sich entdeckte. Seit Caelius drei Jahre vor dem Konsulat Ciceros nach Rom gekommen war, um bei diesem zu studieren, war er recht wetterwendisch gewesen. Er hatte mit Catilina geliebäugelt und war dann in Ungnaden in die Provinz Africa gesandt worden, um dem dortigen Statthalter zu assistieren, bis der Wirbel sich gelegt haben würde; sein Vater, Caelius Senior, besaß zufällig einen großen Teil der Weizenanbaugebiete entlang des Bagradas- Flusses in ebendieser Provinz. Erst vor kurzem war Caelius heimgekehrt, um seine Forumslaufbahn wiederaufzunehmen, doch diesmal wollte er es ernsthaft und so aufsehenerregend wie möglich tun. Und so entschloß er sich, die Anklage gegen Gaius Antonius Hybrida zu übernehmen, dessen Verurteilung selbst Gaius Caesar nicht gelungen war.
Celers Elend war im gleichen Maße gewachsen, wie Clodias Interesse an ihm schwand. Das Maß schien noch nicht damit voll zu sein, daß man ihm deutlich machte, er habe keine andere Wahl, als zu schwören, er werde Caesars Gesetz zur Landreform unterstützen; nein, in dieser Lage mußte er auch noch erfahren, daß Clodia einen neuen Liebhaber mit Namen Marcus Caelius Rufus hatte. Die Bewohner der umliegenden Häuser wurden unfreiwillig Zeugen der heftigen Auseinandersetzungen, die Tag und Nacht aus Celers Peristyl zu hören waren. Celer und Clodia begannen schließlich, sich gegenseitig mit Mord zu drohen. Man vernahm das Geräusch von Schlägen, von zerbrechendem Geschirr und Glas, die Stimmen ängstlicher Diener und Schreie, die das Blut gefrieren ließen. So konnte es nicht lange weitergehen, das wußten alle Nachbarn, und jeder fragte sich, wie die Sache wohl ausgehen würde.
Doch wer hätte ein solches Ende vorhersehen können? Bewußtlos und mit einer grauenhaften Kopfwunde, die das Gehirn austreten ließ, wurde der nackte Celer von den Dienern aus der Badewanne gezogen, während Clodia schreiend danebenstand. Ihr Gewand war naß und blutdurchtränkt, da sie selbst zuvor in die Wanne gestiegen war, um ihn herauszuziehen. Erst als sich Appius Claudius, Publius Clodius und der entsetzte Metellus Nepos einfanden, war sie in der Lage, zu erzählen, was geschehen war. Celer war sehr betrunken gewesen, so ihre Worte, hatte jedoch darauf bestanden, ein Bad zu nehmen — und das, obschon er sich gerade übergeben hatte. Wie konnte man mit einem betrunkenen Mann vernünftig reden oder ihn gar von dem abhalten, was er sich in den Kopf gesetzt hatte? Wieder und wieder hatte sie auf ihn eingeredet, er sei zu betrunken, um zu baden, hatte ihn ins Badezimmer begleitet und weiter angefleht; doch Celer hatte sich entkleidet. Dann war er, auf der höchsten Stufe der Wanne stehend, um ins lauwarme Wasser hinabzusteigen, plötzlich gefallen und hatte sich den Kopf an der rückwärtigen vorspringenden Umrandung des Beckens angeschlagen.
Als die Männer das Badezimmer betraten, um den Ort des Geschehens zu begutachten, entdeckten sie an der Umrandung Blut, Knochensplitter und etwas
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