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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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von Piraten entdeckt, die sie samt ihren Liktoren gefangennahmen, an Bord einer Galeere schleppten und fröhlich mit ihnen aufs Meer hinausfuhren, hinter der davonsegelnden Getreideflotte her. Die Gefangennahme zweier Prätoren — der eine von ihnen kein Geringerer als der Onkel des großen patrizischen Edelmanns Catilina — samt Liktoren und fasces versprach mindestens zweihundert Talente Lösegeld!
    Die Auswirkungen dieses Überfalls waren in Rom ebenso unvermeidlich wie vorhersehbar; die Getreidepreise schossen augenblicklich in den Himmel, Horden von aufgebrachten Händlern, Müllern, Bäckern und Verbrauchern liefen hinunter ins untere Forum, um gegen die Unfähigkeit der Regierung zu demonstrieren; und der Senat trat in der Curia zusammen, bei geschlossenen Türen, damit niemand die trübselige Debatte zu hören bekam, zu der es unweigerlich kommen mußte. Und trübselig war sie. Es fand sich nicht einmal jemand, der sie eröffnen wollte.
    Nachdem Quintus Marcius Rex mehrmals und ohne Erfolg um Redebeiträge gebeten hatte, erhob sich schließlich — mit unendlichem Widerwillen, wie es schien — der gewählte Volkstribun Aulus Gabinius. Caesar fand, daß er in dem düsteren, gefilterten Licht gallischer denn je aussah. Das war das Problem aller Männer aus Picenum — in ihrem Äußeren trat der Gallier stärker zum Vorschein als der Römer. Pompeius war da keine Ausnahme. Es waren gar nicht so sehr die rötlichen oder weizenblonden Haare, die viele von ihnen hatten, auch nicht die blauen oder grünen Augen; viele reinrassige Römer waren blond. Selbst Caesar. Nein, das Problem lag im picenischen Knochenbau. Das volle, runde Gesicht, das platte Kinn, die kurze Nase (Pompeius hatte fast eine Stupsnase), die schmalen Lippen. Gallisch, nicht römisch. Und damit waren sie im Hintertreffen. Da konnten sie noch so hartn\1ckig behaupten, von sabinischen Einwanderern abzustammen, alle Welt wußte sehr wohl, daß sie in Wahrheit die Abkömmlinge jener Gallier waren, die sich vor mehr als dreihundert Jahren in Picenum angesiedelt hatten.
    Die Reaktion der meisten Senatoren auf ihren Klappstühlen war beinahe körperlich spürbar, als Gabinius der Gallier sich erhob: Abneigung, Mißfallen, Ärger. Unter normalen Umständen hätte er auf der Rednerliste sehr weit hinten gestanden. Vierzehn noch im Amt befindliche und vierzehn designierte Magistrate sowie ungefähr zwanzig Konsulare wären um diese Zeit des Jahres vor ihm an der Reihe gewesen — vorausgesetzt, alle waren anwesend. Aber es waren nie alle anwesend. Und trotzdem war es ein beinahe ungeheuerlicher Vorgang, daß eine Senatsdebatte von einem Volkstribun eröffnet wurde.
    »Ihr stimmt mir doch zu, daß es kein gutes Jahr war?« fragte Aulus Gabinius das Haus, nachdem er die Formalitäten hinter sich gebracht und die Männer über und unter ihm in der Reihenfolge der Hackordnung begrüßt hatte. »Während der letzten sechs Jahre sind wir ausschließlich gegen die kretischen Piraten zu Felde gezogen, aber sind die Piraten, die gerade Ostia überfallen und die Getreideflotte gekapert haben — von den entführten Prätoren und ihren Insignien will ich hier gar nicht reden —, sind die etwa ganz von Kreta hergekommen? O nein, sie fahren unbehelligt auf unseren Meeren herum und haben Stützpunkte in Sizilien und Liguna, auf Sardinien und Korsika. Zweifellos werden sie von Megadates und Pharnaces angeführt, die seit einigen Jahren von einem hübschen kleinen Pakt mit den verschiedenen Statthaltern da unten in Sizilien profitiert haben, unter anderem mit dem verbannten Gaius Verres — einem Pakt, der es ihnen erlaubt, sich nach Lust und Laune in sizilianischen Häfen und Gewässern zu bewegen. Ich könnte mir gut vorstellen, daß sie ihre Verbündeten gesammelt und diese Getreideflotte den ganzen Weg von Lilybaeum herauf verfolgt haben. Vielleicht sollte der Überfall ursprünglich auf hoher See stattfinden. Und dann hat irgendein rühriger, in ihrem Sold stehender Mensch in Ostia sie wissen lassen, daß es in Ostia keine Lastkähne gibt und daß es während der nächsten acht oder neun Tage auch keine geben wird. Warum sollten sie also auf See angreifen und sich mit einem Teil der Getreideflotte begnügen? Da war es doch besser, zu warten, bis sie alle zusammen und voll beladen im Hafen von Ostia liegen würden! Schließlich weiß die ganze Welt, daß Rom es nicht für nötig befindet, Legionen im heimatlichen Latium zu stationieren! Wer hätte sie in Ostia

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