MoR 04 - Caesars Frauen
zweihundert Talente leihen, die ich zurückerstatten werde, sobald meine Provinz zahlungsfähig ist?«
»Jetzt klingst du schon vernünftiger! Ja, sicher.«
»Willst du den Grund nicht wissen?«
»Ich sagte ja, daß ich vor Neugierde vergehe.«
Plötzlich runzelte Caesar die Stirn. »Es könnte aber sein, daß du nicht damit einverstanden bist.«
»Wenn nicht, dann werde ich es sagen.«
»Ich brauche hundert Talente, um Brutus dafür zu entschädigen, daß seine Verlobung mit Julia gelöst worden ist, und weitere hundert Talente für Julias Mitgift an Pompeius.«
Crassus legte seine Feder langsam und bedächtig nieder, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern. Die klugen grauen Augen richteten sich auf Caesar. »Ich war stets der Überzeugung«, sagte der Plutokrat, »daß die eigenen Kinder eine Investition darstellen, die sich nur dann gelohnt hat, wenn sie dem Vater das einbringen, was er ohne sie nicht erreicht hätte. Es tut mir leid für dich, Gaius, denn ich weiß, daß du es vorziehen würdest, wenn Julia einen Mann von besserer Herkunft heiratete. Doch ich bewundere dich für deinen Mut und deinen Weitblick. Wie unsympathisch mir der Mann auch sein mag, Pompeius ist für uns beide wichtig. Hätte ich eine Tochter, würde ich vielleicht ebenso gehandelt haben. Brutus ist noch zu jung, um deinen Zwecken dienlich sein zu können, außerdem hindert seine Mutter ihn daran, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Wenn Pompeius mit deiner Julia verheiratet ist, dann ist er wirklich unser Mann, auch wenn ihn die boni noch so sehr quälen und verfolgen.« Crassus machte einen grunzenden Laut.
»Außerdem ist sie ein wahrer Schatz. Sie wird ihn unendlich glücklich machen. Offen gestanden, wenn ich jünger wäre, ich würde ihn beneiden.«
»Tertullia würde dich umbringen«, kicherte Caesar. Er sah Crassus forschend an. »Was ist mit deinen Söhnen? Hast du dich schon entschieden, wen sie bekommen sollen?«
»Publius soll Metellus Scipios Tochter, Cornelia Metella, heiraten; er muß daher noch ein paar Jahre warten. Die Kleine ist nicht übel, wenn man bedenkt, wie dumm ihr tata ist. Scipios Mutter war Crassus Orators älteste Tochter, die Verbindung ist also mehr als angemessen. Bei Marcus habe ich an Metellus Creticus’ Tochter gedacht.«
»Einen Fuß im Lager der boni zu haben, kann nur von Vorteil sein«, sagte Caesar salbungsvoll.
»Ich denke auch. Ich werde allmählich zu alt, um immer nur zu kämpfen.«
»Behalte die Hochzeit noch für dich, Marcus«, sagte Caesar und stand auf.
»Unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Daß ich dabei bin, wenn Cato es erfährt.«
»Ein Jammer, daß wir Bibulus’ Gesicht nicht sehen können.«
»Ja, doch wir könnten ihm für alle Fälle einen Schierlingsbecher schicken. Er wird Selbstmordgedanken hegen, wenn er von dieser Heirat hört.«
Nachdem er, wie es sich geziemte, einen Boten gesandt hatte, um sich anzukündigen, ging Caesar früh am nächsten Morgen den Palatin hinauf, zum Haus des verstorbenen Decimus Junius Silanus.
»Welch unerwartetes Vergnügen, Caesar«, säuselte Servilia; sie hielt ihm ihre Wange zum Kuß hin.
Ihr Sohn war Zeuge dieser Szene, doch er sagte nichts und lächelte auch nicht. Seit jenem Tag, an dem sich Bibulus in sein Haus zurückgezogen hatte, um den Himmel zu beobachten, hatte Brutus das Gefühl beschlichen, es stimmte etwas nicht. Zum einen hatte er Julia seitdem nur zweimal sehen dürfen, und beide Male war sie nicht wirklich für ihn da gewesen. Zum anderen war er es gewöhnt, mehrmals pro Marktperiode im Domus Publica zu speisen; doch immer, wenn er es in letzter Zeit vorgeschlagen hatte, wies man ihn unter dem Vorwand ab, daß wichtige und streng vertrauliche Gäste zum Abendessen erwartet würden. Und Julia hatte strahlend ausgesehen, schön, aber unzugänglich; nicht gerade teilnahmslos, eher so, als läge ihr Interesse anderswo, in einer geistigen Region, die ihn ausschloß. O ja, sie hatte so getan, als höre sie ihm zu! Dabei hatte sie kein einziges seiner Worte aufgenommen, nur in den Raum gestarrt mit einem süßen, kleinen Lächeln. Und küssen durfte er sie auch nicht mehr! Bei seinem ersten Besuch waren Kopfschmerzen der Grund gewesen. Beim zweiten mochte sie einfach nicht. Sie hatte zwar schuldbewußt gewirkt, aber den Kuß hatte sie ihm trotzdem verweigert. Hätte er es nicht besser gewußt, er hätte argwöhnen müssen, daß ein anderer sie küßte.
Und hier stand nun ihr Vater, in offizieller
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