MoR 04 - Caesars Frauen
Sproß einer Verbindung zwischen dem patrizischen Cornelius Sulla — dem größten, den es je in der Familie gegeben hatte — und der Enkelin von Metellus Calvus dem Kahlen, Tochter des Metellus Dalmaticus, die in erster Ehe mit Scaurus Princeps Senatus verheiratet gewesen war.
Nein, Caesar würde kein Interesse haben, den Vertrag mit Junius Brutus (der von den Servilii Caepiones adoptiert worden war) aufzulösen, nur um sein einziges Kind einem Pompeius aus Picenum zur Frau zu geben! Mochte Pompeius sich noch so danach sehnen, er würde Caesar niemals fragen. So brach er denn, unsterblich verliebt und außerstande, seine Göttin aus dem Kopf zu bannen, in die Campania auf, wo er für das Landkomitee tätig sein sollte. Doch er brachte nichts zustande, er war berauscht von ihr, begehrte sie so sehr wie nichts zuvor in seinem Leben. Und schon am Tag nach seiner Rückkehr fand er sich zu einem neuerlichen Abendessen im Domus Publica ein.
Doch, sie freute sich wirklich, ihn zu sehen! Bei diesem dritten Treffen hatte sich eine Vertrautheit zwischen ihnen eingestellt, dank derer sie ihm ganz unwillkürlich die Hand reichte und erwartete, daß er sie küßte. Sie tauchten auf der Stelle in eine Unterhaltung ein, die Caesar und seine Mutter — die sich manchmal nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnten — gänzlich ausschloß. Das Essen näherte sich schließlich seinem Ende.
»Wann heiratest du Brutus?« fragte Pompeius mit gedämpfter Stimme.
»Im Januar oder Februar nächsten Jahres. Brutus wollte schon dieses Jahr heiraten, aber tata war dagegen. Ich muß zuvor achtzehn Jahre alt sein.«
»Und wann wirst du achtzehn?«
»An den Nonen des Januar.«
»Anfang Mai also, das sind noch acht Monate.«
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich, in ihren Augen sah er Kummer. Doch ihre Antwort kam mit völliger Gelassenheit. »Ziemlich bald also.«
»Liebst du Brutus denn?«
Pompeius’ Frage erweckte in ihr leise Panik, die er von ihren Augen, die sie nicht von ihm wenden wollte — oder konnte? — ablas.
»Wir sind Freunde, seit ich ein kleines Mädchen war. Ich werde lernen, ihn zu lieben.«
»Was wäre, wenn du dich in einen anderen verliebst?«
Sie bemühte sich krampfhaft, die aufsteigenden Tränen hinunterzuschlucken. »Das darf nicht geschehen, Gnaeus Pompeius.«
»Glaubst du denn nicht, daß so etwas gegen jede Vernunft geschehen kann?«
»Doch, ich glaube schon.«
»Was würdest du dann tun?«
»Versuchen zu vergessen.«
Er lächelte. »Das wäre aber schade.«
»Es wäre unredlich, Gnaeus Pompeius, und deshalb müßte ich vergessen. Wenn Liebe wachsen kann, kann sie auch sterben.«
Er sah plötzlich traurig aus. »Ich bin dem Tod in meinem Leben oft begegnet, Julia. Auf den Schlachtfeldern, bei meiner Mutter, meinem armen Vater, meiner ersten Frau. Ich werde ihn nie teilnahmslos hinnehmen können. Zumindestens,« fügte er aufrichtig hinzu, »von meinem jetzigen Standpunkt aus betrachtet. Ich könnte nicht mit ansehen, daß etwas, das in dir gewachsen ist, sterben müßte.«
Julia fühlte, daß sie gleich in Tränen ausbrechen würde, sie mußte schleunigst gehen.
»Entschuldige mich bitte, tata!« bat sie ihren Vater.
»Geht es dir nicht gut, Julia?« fragte Caesar.
»Ein bißchen Kopfweh, das ist alles.«
»Ich fürchte, du wirst auch mich entschuldigen müssen, Caesar«, sagte Aurelia und erhob sich. »Wenn Julia Kopfweh hat, braucht sie ein wenig Mohnsirup.«
Caesar und Pompeius blieben allein zurück. Mit einem leichten Kopfnicken veranlaßte Eutychus, daß die Speisen abgetragen wurden. Caesar schenkte Pompeius ungewässerten Wein ein.
»Julia und du, ihr versteht euch gut«, sagte er.
»Nur ein Narr würde sich nicht mit ihr verstehen«, sagte Pompeius barsch. »Sie ist unvergleichlich.«
»Ich mag sie auch.« Caesar lächelte. »In ihrem ganzen kurzen Leben hat sie mir niemals Unannehmlichkeiten bereitet, mir nie Widerworte gegeben, nie einen Fehler begangen.«
»Sie liebt ihn nicht, diesen linkischen Burschen mit seinem Watschelgang.«
»Das ist mir bewußt«, antwortete Caesar ruhig.
»Wie kannst du sie dann Brutus heiraten lassen?« fragte Pompeius aufgebracht.
»Wie kannst du Pompeia Faustus Sulla heiraten lassen?«
»Das ist etwas anderes.«
»Weshalb?«
»Pompeia und Faustus Sulla sind verliebt ineinander!«
»Und wenn dem nicht so wäre, würdest du dann die Verlobung auflösen?«
»Natürlich nicht!«
»Siehst du.«
Caesar füllte den Becher
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