MoR 04 - Caesars Frauen
nach.
»Dennoch«, sagte Pompeius nach einer Pause und starrte in die rosigen Tiefen seines Weines, »um Julia ist es besonders schade. Meine Pompeia ist ein robustes, dralles Mädchen, das ständig in Bewegung ist. Sie könnte sehr gut für sich selbst sorgen. Julia dagegen ist so zerbrechlich.«
»Das ist ein Irrtum«, sagte Caesar. »Julia ist eigenlich sehr stark.«
»Ja, das ist sie auch. Doch jede Verletzung zeigt sich bei ihr sofort.«
Verblüfft wandte Caesar den Kopf, um Pompeius in die Augen zu sehen. »Scharf beobachtet, Magnus. Eigentlich untypisch für dich.«
»Vielleicht sehe ich Julia deutlicher als andere Menschen.«
»Warum solltest du?«
»Nun, ich weiß nicht... «
»Bist du in sie verliebt, Magnus?«
Pompeius wich seinem Blick aus. »Welcher Mann wäre das nicht?« murmelte er.
»Würdest du sie gern heiraten?«
Der Stiel des silbernen Bechers brach entzwei; Wein floß über Tisch und Boden, doch Pompeius bemerkte es nicht einmal. Er zitterte und warf den Kelch des Bechers auch noch um. »Ich würde alles geben, was ich habe, um sie zu heiraten!«
»Gut«, sagte Caesar seelenruhig, »dann sollte ich die Sache in die Wege leiten.«
Zwei riesige Augen starrten Caesar an; Pompeius holte tief Luft. »Heißt das, du gibst sie mir?«
»Es wäre mir eine Ehre.«
»Oh!« stöhnte Pompeius, warf sich rücklings auf die Liege und wäre fast heruntergefallen. »Caesar! — ich werde alles für dich tun — ich werde für sie sorgen, du wirst es nie bereuen, sie wird es beser haben als die Königin von Ägypten!«
»Das will ich hoffen!« sagte Caesar lachend. »Man erzählt sich ja, daß die Königin von Ägypten von der Halbschwester ihres Ehemannes, der Tochter einer idumäischen Konkubine, ausgestochen wurde.«
Doch Caesars Worte drangen nicht zu Pompeius vor, der dalag und verzückt an die Decke starrte. Dann rollte er sich auf die Seite. »Darf ich sie sehen?« fragte er.
»Besser nicht, Magnus. Geh jetzt nach Hause wie ein braver Junge und lasse mich Ordnung in die Fäden bringen, die der heutige Tag gewoben hat. Das Haus Servilius Caepio - Junius Silanus wird in Aufruhr geraten.«
»Ihre Mitgift an Brutus übernehme ich«, sagte Pompeius unverzüglich.
»Das kommt nicht in Frage«, entgegnete ihm Caesar und hielt ihm seine Hand entgegen. »Steh auf, mein Freund, steh jetzt auf!« Er grinste. »Ich muß gestehen, ich hätte nie gedacht, daß ich einmal einen Schwiegersohn bekommen würde, der sechs Jahre älter ist als ich!«
»Bin ich zu alt für sie? Ich meine, in zehn Jahren... «
»Frauen sind eigenartig, Magnus«, sagte Caesar, während er Pompeius zu Tür begleitete. »Ich habe oft bemerkt, daß sie nicht dazu neigen, sich anderweitig umzusehen, wenn sie zu Hause glücklich sind.«
»Du spielst auf Mucia an.«
»Mucia hast du zu lange allein gelassen, das war dein Fehler. Tu meiner Tochter nicht das gleiche an; sie würde nie Verrat an dir begehen, auch wenn ihr zwanzig Jahre getrennt wärt; aber sie würde dahinwelken.«
»Meine Soldatenzeiten sind vorüber«, sagte Pompeius. Er unterbrach sich und befeuchtete nervös die Lippen. »Wann können wir heiraten? Sie hat gesagt, daß sie Brutus nicht heiraten dürfe, bis sie achtzehn ist.«
»Was für einen Brutus angemessen ist, muß nicht für einen Pompeius Magnus gelten. Der Monat Mai ist leider ungünstig für Hochzeiten, doch wenn sie in den nächsten drei Tagen stattfindet, dann sind die Omen nicht zu schlecht. In zwei Tagen also.«
»Dann werde ich morgen wiederkommen.«
»Du wirst hier bis zum Hochzeitstag gar nicht mehr erscheinen — und daß du mir die Neuigkeit nicht weitererzählst, nicht einmal den Philosophen an deinem Tisch«, sagte Caesar und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
»Mater! Mater!« rief der zukünftige Schwiegervater vom Fuß der Treppe hinauf ins obere Stockwerk.
Seine Mutter kam so schnell herabgeeilt, wie es für eine achtbare römische Matrone ihres Alters eigentlich nicht schicklich war. »Ja?« fragte sie mit leuchtenden Augen und umklammerte seinen rechten Unterarm.
»Ja! Wir haben es geschafft, Mater, wir haben es geschafft! Er schwebt in höheren Gefilden und sieht wie ein Schuljunge aus.«
»Ach, Caesar! Jetzt gehört er dir, was immer auch geschehen mag!«
»Und das ist keine Übertreibung! Wie steht es denn mit Julia?«
»Sie wird im siebten Himmel sein, wenn sie es hört. Ich war gerade Zeugin eines Gefühlsausbruchs. Sie hat sich tränenreich dafür entschuldigt, daß
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