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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ägypten erhalten bleiben.
    Bedauerlicherweise stellte sich Auletes bei den Verhandlungen mit den ägyptischen Priestern, die auf die Geburt seines Sohnes folgten, äußerst ungeschickt an; so war er zwanzig Jahre nach seiner Ankunft in Alexandria noch genausoweit davon entfernt, Pharao zu werden, wie seinerzeit. Er überzog beide Nilufer mit seinen Tempeln, er brachte jeder Gottheit von Isis über Horus bis zu Serapis Opfer dar, er tat alles — nur nicht das Entscheidende.
    Es wurde Zeit, mit Rom zu schachern.
    Und so geschah es, daß Anfang Februar — im Jahr, als Caesar Konsul war — eine Delegation von hundert alexandrinischen Bürgern in Rom eintraf, um den Senat zu ersuchen, den Anspruch des Königs von Ägypten auf den Thron zu bestätigen.
    Das Gesuch wurde fristgerecht im Monat Februar eingereicht, doch leider ließ die Antwort auf sich warten. Enttäuscht und verzagt machte die Delegation — die Anweisung von Auletes hatte, alle erforderlichen Schritte durchzuführen, und sei es unter größtem Zeitaufwand — sich an die mühevolle Aufgabe, Dutzende von Senatoren um ihre Unterstützung zu bitten. Das einzige, was für die Senatoren von Interesse war, war selbstverständlich Geld. Denn wechselte genug Geld den Besitzer, so würde man genügend Stimmen sichern können.
    Der Führer der Delegation war ein gewisser Aristarchus, der nicht nur des Königs Kanzler, sondern auch der Kopf der führenden Gruppe im Palast war. Ägypten war von seinen uralten bürokratischen Strukturen völlig entkräftet. Daran hatte auch die neue makedonische Aristokratie, die seinerzeit von dem ersten König Ptolemaios eingeführt worden war, nichts ändern können. Statt dessen entwickelten sich neue gesellschaftliche Schichten. Die makedonischen Volksangehörigen bildeten nun die Oberschicht, die Bürger, die makedonisches und ägyptisches Blut besaßen, die Mittelschicht, die einheimischen Ägypter aber (mit Ausnahme der Priester) die Unterschicht in dieser Hierarchie. Daß die Armee sich ausschließlich aus Juden zusammensetzte, machte das System noch komplizierter. Aristarchus, ein listiger und scharfsinniger Mann, war ein direkter Nachfahre eines der bekanntesten Bibliothekare am Museum in Alexandria; er war zu lange höherer Beamter dieses Staates gewesen, als daß er dessen Mechanismen nicht durchschaut hätte. Da auch die ägyptischen Priester kein Interesse daran hatten, ihr Land an Rom fallen zu sehen, gelang es Aristarchus, sie zu überreden, den Anteil von Auletes Mitteln aufzustocken, der ihm nach der Bestechung Roms geblieben war. Auf diese Weise konnte Aristarchus nun über ein beträchtliches Kapital verfügen, über dessen wirkliche Höhe er Auletes nicht unterrichtet hatte.
    Nachdem er einen Monat lang in Rom verbracht hatte, war ihm klar, daß Stimmenfang bei den Hinterbänklern und bei jenen Senatoren, die nie über das Amt des Prätors hinauskommen würden, nicht das geeignete Mittel war, um die Verfügung für Auletes zu bewirken. Er brauchte Konsulare — aber nicht die boni. Er brauchte Marcus Crassus, Pompeius den Großen und Gaius Caesar. Da er jedoch den Entschluß zu einem Zeitpunkt faßte, an dem die Existenz des Triumvirats nicht öffentlich bekannt war, entschied er sich für den falschen Mann. Er ging als erstes zu Pompeius; doch er war so vermögend, daß er die paar tausend Talente in ägyptischem Gold gar nicht brauchte. Pompeius hörte sich Aristarchus’ Anliegen mit unbewegter Miene an und setzte dem Gespräch mit vagen Versprechungen rasch ein Ende. Auf Crassus zuzugehen, war nicht empfehlenswert, auch wenn sein Hang zum Gold in aller Munde war. War er es doch gewesen, der Ägypten annektieren wollte, und daran hatte sich, das wußte Aristarchus, nichts geändert. Blieb schließlich Gaius Caesar übrig; ihn sprach der Alexandrier während des Tumultes um das zweite Gesetz zur Landreform und kurz vor Julias Hochzeit mit Pompeius an.
    Caesar wußte nur zu gut, daß ein vatinisches Gesetz, das in der Plebejischen Versammlung verabschiedet worden war, ihn zwar mit einer Provinz ausstatten, ihm jedoch keine Mittel zur Deckung seiner Unkosten gewähren konnte. Der Senat würde ihm ein spärliches stipendium zugestehen, als Rache dafür, daß sich Caesar an die Plebs gewandt hatte; auch würde er dafür sorgen, daß dieses Geld so lang wie möglich im Schatzamt zurückgehalten wurde. Nicht eben das, was Caesar sich erträumte. Das italische Gallien besaß eine Garnison mit zwei Legionen, und

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