MoR 04 - Caesars Frauen
mit Cato herumging. Offensichtlich war Brutus sich dieser Tatsache bewußt; man sah ihm sein schlechtes Gewissen förmlich an. Vielleicht hörte er Gabinius deshalb nicht zu, während Bibulus, Cato und Ahenobarbus der Zorn ins Gesicht geschrieben stand.
Gabinius redete weiter. »Dieser Mann muß absolut unabhängig sein. Weder Senat noch Volksversammlung dürfen ihm Steine in den Weg legen. Das bedeutet, wir müssen ihn mit einer uneingeschränkten Befehlsgewalt ausstatten — und das nicht nur zu See! Seine Befehlsgewalt muß auch landeinwärts gültig sein, fünfzig Meilen landeinwärts an jeder Küste, und innerhalb dieses Streifens muß sein Befehl über den des jeweiligen Statthalters gestellt werden. Wir müssen ihm mindestens fünfzehn Legaten geben, die den Rang von Prätoren haben, und er muß sie in eigener Person auswählen dürfen. Wenn nötig, müssen wir ihm den gesamten Staatsschatz zur Verfügung stellen; von Geld bis zu Schiffen oder örtlicher Miliz muß er alles konfiszieren dürfen, was er braucht, und zwar an jedem Ort, für den seine Befehlsgewalt gilt. Wir müssen ihm so viele Schiffe, Flotten und Flottillen und so viele römische Soldaten gewähren, wie er verlangt.«
An dieser Stelle bemerkte Gabinius die Neuankömmlinge. Der Ausdruck seines Erstaunens war nahezu bühnenreif. Er sah Bibulus fest in die Augen, dann grinste er über das ganze Gesicht. Weder Catulus noch Hortensius hatten sich herbemüht, aber Bibulus, einer ihrer rechtmäßigen Erben, reichte vollkommen aus.
»Wenn wir dieses Sonderkommando gegen die Seeräuber in eine einzige Hand legen, Plebejer, dann könnte das Ende der Freibeuterei endlich gekommen sein!« rief Gabinius aus. »Aber wenn wir es gewissen Elementen im Senat gestatten, uns einzuschüchtern und uns daran zu hindern, dann sind wir und keine andere Körperschaft römischer Männer verantwortlich für die Katastrophen, die unser Versagen zur Folge hat. Wir wollen uns die Freibeuterei ein für allemal vom Hals schaffen! Es ist Zeit, Schluß zu machen mit den Halbherzigkeiten, den Kompromissen, der Kriecherei vor der Selbstherrlichkeit gewisser Familien und Personen, die das Recht auf die Verteidigung Roms als ihr höchsteigenes Privileg erachten! Es ist Zeit, das Nichtstun zu beenden! Es ist Zeit, an die Arbeit zu gehen!«
»Willst du ihn uns nicht nennen, Gabinius?« rief Bibulus vom Boden des Komitiums herauf.
Gabinius sah ihn mit gespielter Unschuld an. »Wen denn, Bibulus?«
»Den Namen, den Namen, den Namen!«
»Ich habe keinen Namen, Bibulus, nur eine Lösung.«
»Unsinn!« keifte Catos barsche, laute Stimme. »Das ist absoluter Unsinn, Gabinius! Und ob du einen Namen hast! Den Namen deines Meisters, dieses picentischen Emporkömmlings, dessen größtes Vergnügen es zu sein scheint, jede Tradition, jede gute Sitte, über die Rom noch verfügt, mit Füßen zu treten! Du stehst doch nicht da oben, weil du ein glühender Patriot bist. Du dienst den Interessen deines Meisters Gnaeus Pompeius Magnus!«
»Ein Name! Cato hat einen Namen genannt!« rief Gabinius und schien hocherfreut. »Marcus Porcius Cato hat einen Namen genannt!« Gabinius lehnte sich vor, ging in die Knie, beugte seinen Kopf so tief wie möglich zu Cato hinunter und sagte ganz leise: »Bist du dieses Jahr nicht zum Militärtribun gewählt worden, Cato? Und hat das Los dich nicht zu Marcus Rubrius nach Makedonien geschickt? Und ist Marcus Rubrius nicht bereits in seine Provinz aufgebrochen? Meinst du nicht, du solltest lieber Rubrius und denen in Makedonien lästig fallen als uns hier in Rom? Aber ich danke dir für den Namen, Cato! Ich hatte ja keine Ahnung, wer der beste Mann sein könnte, bis du Gnaeus Pompeius Magnus vorgeschlagen hast.«
Und daraufhin löste er die Versammlung auf, bevor auch nur einer der Volkstribunen der boni eingetroffen war.
Mit schmalen Lippen und eisigem Blick winkte Bibulus die drei anderen zu sich. Im unteren Forum angekommen, griff er Brutus beim Arm.
»Bevor du nach Hause gehst, mußt du noch eine Nachricht für mich überbringen, junger Mann«, sagte er. »Geh zu Quintus Lutatius Catulus, Quintus Hortensius und Gaius Piso, dem Konsul, und sage ihnen, sie sollen sofort in mein Haus kommen.«
Kurz darauf saßen die drei führenden Mitglieder der boni in Bibulus’ Studierzimmer. Auch Cato war noch da, nur Ahenobarbus war nach Hause gegangen; Bibulus hielt ihn, rein intellektuell gesehen, für eine zu große Belastung für eine Beratungsrunde, die schon
Weitere Kostenlose Bücher