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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einen Einfaltspinsel wie Gaius Piso verkraften mußte.
    »Es war verdächtig ruhig, und auch Pompeius Magnus war verdächtig ruhig«, sagte Quintus Lutatius Catulus, ein unscheinbarer Mann mit erdfarbenem Gesicht, dessen Verwandtschaft mit Caesar weniger augenfällig war als die mütterliche Linie des Domitius Ahenobarbus.
    Catulus’ Vater, Catulus Caesar, war ein größerer Mann gewesen und hatte einen noch größeren Gegner gehabt: Gaius Marius. Während des schrecklichen Gemetzels, das Marius in Rom zu Beginn seines berüchtigten siebten Konsulats veranstaltet hatte, war er auf seine ganz eigene Weise untergegangen. Der Sohn war in einer undankbaren Position steckengeblieben, nachdem er beschlossen hatte, während Sullas Exil in Rom zu bleiben, weil er niemals wirklich daran geglaubt hatte, daß es Sulla gelingen könnte, Cinna und Carbo zu bezwingen. Und nachdem Sulla Diktator geworden war, hatte Catulus sehr vorsichtig agieren müssen, bis es ihm gelungen war, den Diktator von seiner Loyalität zu überzeugen. Sulla hatte ihn zusammen mit Lepidus zum Konsul gemacht, und Lepidus hatte rebelliert — das nächste Pech. Catulus hatte Lepidus zwar besiegen können, aber das Kommando gegen Sertorius in Spanien, ein wesentlich bedeutenderes Unternehmen, hatte Pompeius bekommen. Das war ein Muster in Catulus’ Leben geworden: Nie hatte er weit genug vorn gestanden, um sich so eindrucksvoll hervortun zu können wie sein Vater.
    Inzwischen war er ein resignierter Mann, bereits weit in seinen Fünfzigern. Er hörte, was Bibulus erzählte, aber außer der traditionellen Verfahrensweise, den Senat in Opposition gegen ein Sonderkommando zu vereinen, fiel ihm kein wirksames Mittel gegen Gabinius’ Vorhaben ein.
    Bibulus war wesentlich jünger und wurde von einem noch größeren Haß gegen die ausgekochten Halunken angetrieben, die sich über alle anderen stellten, doch er wußte nur zu gut, daß zu viele Senatoren der Bestallung des Pompeius zustimmen würden, wenn es um eine so lebenswichtige Sache wie die Ausrottung der Seeräuber ging. »Das funktioniert nicht«, entgegnete er Catulus mit tonloser Stimme.
    »Aber es muß!« rief Catulus und schlug die Hände zusammen. »Wir dürfen nicht zulassen, daß dieses picentische Rindvieh Pompeius und seine Lakaien Rom zur Kolonie Picenums machen! Dieses Picenum ist doch nichts weiter als ein vorgelagerter italischer Staat, der mit sogenannten Römern bevölkert ist, die eigentlich von Galliern abstammen. Seht euch diesen Pompeius Magnus doch einmal an — ein Gallier, wie er im Buche steht! Und wir echten Römer sollen uns vor Pompeius Magnus beugen? Dem sollen wir ein zweites Mal so viel Macht in die Hände geben? Magnus! Wie konnte ein römischer Patrizier wie Sulla es diesem Pompeius erlauben, sich >der Große< zu nennen?«
    »Du hast recht!« bellte Gaius Piso ergrimmt. »Das ist unerträglich!«
    Hortensius seufzte. »Sulla hat ihn gebraucht. Sulla hätte sich sogar Mithridates oder Tigranes als Bettgenosse angeboten, wenn es der einzige Weg aus dem Exil zurück zur Macht in Rom gewesen wäre«, sagte er und zuckte die Achseln.
    »Es hat keinen Sinn, auf Sulla zu schimpfen«, meinte Bibulus. »Wir müssen einen klaren Kopf behalten, sonst verlieren wir diese Schlacht. Die Umstände sprechen für Gabinius. Es bleibt eine Tatsache, Quintus Catulus, daß der Senat sich nicht um die Piraten gekümmert hat, und ich kann mir nicht vorstellen, daß der gute Metellus auf Kreta erfolgreich sein wird. Der Überfall von Ostia war genau das Argument, das Gabinius gebraucht hat, um für diese Lösung zu plädieren.«
    »Willst du damit sagen, wir können nicht verhindern, daß Pompeius dieses Kommando erhält?« fragte Cato.
    »So ist es.«
    »Pompeius kann gegen die Piraten nicht gewinnen«, sagte Gaius Piso und lächelte säuerlich.
    »Genau«, stimmte ihm Bibulus zu. »Gut möglich, daß wir zusehen müssen, wie die Plebs ihm das Sonderkommando gibt, aber dann können wir uns zurücklehnen und Pompeius ein für allemal erledigen, wenn er gescheitert ist.«
    »Nein«, sagte Hortensius. »Es gibt einen Weg, Pompeius aus dieser Sache herauszuhalten. Nennt doch der Plebs einen anderen Mann, den sie Pompeius vorziehen kann!«
    Das kurze Schweigen wurde durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen, denn Bibulus hatte seine Hand auf den Tisch krachen lassen. »Marcus Licinius Crassus!« brüllte er. »Hervorragend, Hortensius, geradezu brillant! Er ist mindestens so gut wie Pompeius, und er

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