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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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verfügt über einen massiven Rückhalt unter den Rittern der Plebs. Die mögen es nämlich nicht, wenn sie Geld verlieren, und die Piraten kosten sie jedes Jahr viele Millionen. Niemand in Rom wird jemals vergessen, wie Crassus gegen Spartacus zu Felde gezogen ist. Der Mann ist ein Organisationsgenie — so wenig aufzuhalten wie eine Lawine und so skrupellos wie der alte König Mithridates.«
    »Ich schätze weder ihn noch irgend etwas von dem, für das er steht. Aber den nötigen Mut hat er.« Gaius Piso war zufrieden. »Und seine Aussichten sind nicht schlechter als die von Pompeius.«
    »Also gut, wir werden Crassus auffordern, sich um das Sonderkommando gegen die Piraten zu bewerben«, sagte Hortensius mit Befriedigung. »Wer sagt ihm Bescheid?«
    »Ich tu’s«, antwortete Catulus. Er sah Piso streng an. »Inzwischen solltest du dafür sorgen, daß deine Beamten den Senat zu einer Sitzung zusammenrufen, Erster Konsul. Morgen früh bei Sonnenaufgang. Gabinius hat keine zweite Sitzung der Plebs einberufen, also werden wir die Sache vor das Haus bringen und uns ein consultum beschaffen, das es der Plebs vorschreibt, Crassus zu beauftragen.«

    Aber als Catulus Crassus ein paar Stunden später in seinem Haus aufsuchte, mußte er feststellen, daß ihm jemand zuvorgekommen war.
    Caesar hatte die Stufen des Senats eilig verlassen und war vom Forum direkt in Crassus’ Geschäftsräume geeilt, die sich in einem Mietshaus hinter dem Macellum Cuppedenis befanden, dem Gewürzund Blumenmarkt, den der Staat vor Jahren an private Händler veräußern mußte, um Sullas Feldzug im Osten gegen Mithridates finanzieren zu können. Damals war Crassus noch ein junger Mann und hatte nicht genug Geld, um sich dort einzukaufen; während Sullas Verbannung war die nächste Versteigerung fällig gewesen, und inzwischen war Crassus in der Lage als zahlungskräftiger Käufer aufzutreten. Jetzt gehörte ihm ein großer Teil des teuren Grundes hinter dem östlichen Ende des Forums, einschließlich der Warenhäuser, in denen die Händler kostbare Pfefferkörner, Lavendelöl, Weihrauch, Zimt, Salben, Parfüms und Aromastoffe aufbewahrten.
    Crassus war ein großer Mann, größer, als er auf Grund seiner stämmigen Figur wirkte, und er trug kein überflüssiges Gramm Fett am Körper. Nacken, Schultern und Rumpf waren gedrungen, und nicht zuletzt wegen einer gewissen Gelassenheit seiner Gesichtszüge erinnerte er an einen Ochsen — einen äußerst starken Ochsen. Er hatte die Witwe seiner beiden älteren Brüder geheiratet, eine Sabinerin aus guter Familie mit Namen Axia, die als Tertullia bekannt wurde, weil sie hintereinander drei Brüder geheiratet hatte. Crassus hatte zwei vielversprechende Söhne, auch wenn der ältere von ihnen, Publius, eigentlich Tertullias Sohn aus der Ehe mit seinem Bruder Publius war. Den jungen Publius trennten noch zehn Jahre vom Senat; Marcus, Crassus’ leiblicher Sohn, war noch ein paar Jahre jünger. Als Familienvater konnte man Crassus kein Versäumnis nachweisen, er widmete sich ihr mit großer Hingabe. Dabei war die Familie nicht eben seine größte Leidenschaft. Marcus Licinus Crassus hatte nur eine wirkliche Leidenschaft — das Geld. Einige behaupteten, er sei der reichste Mann Roms; Caesar jedoch, der gerade die schmutzigen schmalen Stufen zu seinem Adlernest im fünften Stock des Mietshauses hinaufstieg, wußte es besser. Das Vermögen des Servilius Caepio war unendlich viel größer, und auch das des Mannes, über den er mit Crassus sprechen wollte — Pompeius Magnus.
    Es war typisch für Crassus, der sich hervorragend auf das Vermieten verstand, daß er lieber fünf Treppen hinaufstieg, als eine der großzügigeren Räumlichkeiten weiter unten zu beziehen. Je höher das Stockwerk, desto geringer die Miete. Warum sollte er ein paar tausend Sesterzen zum Fenster hinauswerfen und eines der unteren Stockwerke beziehen, die sich doch so profitabel vermieten ließen? Außerdem hielt das Treppensteigen ihn gesund. Und um äußeren Schein war es Crassus noch nie gegangen; er saß an einem Schreibtisch in der Ecke eines Zimmers, seine hin und her laufenden Angestellten stets vor Augen, und es störte ihn nicht im geringsten, wenn sie ihn zufällig einmal mit dem Ellbogen anstießen oder sich laut miteinander unterhielten.
    »Zeit für ein bißchen frische Luft!« rief Caesar und deutete mit dem Daumen hinter sich zur Tür.
    Crassus erhob sich unverzüglich und folgte Caesar die Treppen hinunter und hinaus in

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