MoR 04 - Caesars Frauen
funktionieren. Wenn Magnus sich so für die Aufgabe gerüstet hat, wie ich vermute, dann laß ihm diesen Auftrag. Deine Geschäfte leiden unter den Auswirkungen der Freibeuterei wie alle anderen Geschäfte auch. Wenn du schlau bist, bleibst du in Rom und erntest die Früchte der piratenfreien Wasserwege. Du kennst Magnus. Er wird die Sache erledigen, und er wird es gründlich tun. Aber die anderen werden erst einmal abwarten. Diese Zeit der allgemeinen Skepsis kannst du nutzen, um dich auf die fetten Jahre vorzubereiten«, sagte Caesar.
Er hätte kein schlagenderes Argument vorbringen können, das wußte Caesar wohl.
Crassus nickte und richtete sich auf. »Du hast mich überzeugt«, sagte er und blickte hinauf in die Sonne. »Höchste Zeit, mich noch ein bißchen um meine Geschäftsbücher zu kümmern, bevor ich nach Hause gehe, um Catulus zu empfangen.«
Die beiden Männer schlenderten gleichgültig durch das Chaos, das in der Schulklasse ausgebrochen war. Dem Grund dafür schenkte Caesar im Vorübergehen ein freundliches Lächeln. »Auf Wiedersehen, Servilia!« sagte er zu dem Mädchen.
Crassus, der gerade in der anderen Richtung davongehen wollte, sah ihn verwundert an. »Kennst du sie?« fragte er. »Ist sie eine Servilia?«
»Nein, ich kenne sie nicht«, rief Caesar, der schon ein paar Meter entfernt war. »Aber sie erinnert mich an Julias zukünftige Schwiegermutter.«
Und so kam es, daß die führenden Köpfe des Senats keinen Gegenkandidaten zu Pompeius nennen konnten, als Piso der Konsul die Körperschaft am frühen Morgen des nächsten Tages versammelte. Catulus’ Gespräch mit Crassus war fruchtlos geblieben.
Die Nachricht davon, was hier in der Luft lag, hatte sich auch auf den hintersten Bänken verbreitet, und natürlich regte sich — sehr zur Freude der boni — von allen Seiten die Opposition. Die meisten Männer erinnerten sich noch allzugut daran, wie Sulla den Senat erpreßt hatte — und Pompeius war sein Liebling gewesen, sein Vollstrecker. Pompeius hatte zu viele Anhänger von Cinna und Carbo töten lassen, dann hatte er auch noch Brutus umgebracht und den Senat gezwungen, ihm zu gestatten, sich zum Konsul wählen zu lassen, ohne vorher Senator gewesen zu sein. Das letzte Verbrechen war das unverzeihlichste von allen. Die Zensoren Lentulus Clodianus und Poplicola machten noch immer ihren Einfluß zugunsten von Pompeius geltend, aber seine wichtigsten Gewährsmänner, Philippus und Cethegus, waren nicht mehr da; der eine hatte sich als Lebemann zurückgezogen, der andere war bereits gestorben.
Deshalb war es auch nicht erstaunlich, daß Lentulus Clodianus und Poplicola beschlossen, heute lieber nicht das Wort für Pompeius zu ergreifen, als sie in ihren tiefroten Zensorentogen die Curia Hostilia betraten und in viele abweisende Gesichter blicken mußten. Auch Curio, ein weiterer Gewährsmann von Pompeius, hielt sich lieber zurück. Und was Afranius und den alten Petreius anging: Ihre rhetorischen Fähigkeiten waren so bescheiden, daß sie den Auftrag hatten, sie besser nicht unter Beweis zu stellen. Crassus war nicht erschienen.
»Kommt Pompeius nicht nach Rom?« wollte Caesar von Gabinius wissen, nachdem er bemerkt hatte, daß Pompeius nicht persönlich anwesend war.
»Er ist unterwegs«, antwortete Gabinius, »aber er tritt erst auf, wenn er von der Plebs namentlich genannt worden ist. Du weißt, wie sehr er den Senat verabscheut.«
Nachdem die Auspizien gehalten worden waren und Metellus Pius Pontifex Maximus die Gebete geleitet hatte, eröffnete Piso — der im Februar die Amtsgeschäfte führte, weil Glabrio bereits nach Osten abgereist war — die Sitzung.
»Ich stelle fest«, verkündete er von seinem kurulischen Stuhl auf der erhobenen Plattform herunter, »daß die heutige Sitzung nicht unter der Legislatur des Volkstribunen Aulus Gabinius steht, der die Geschäfte des Februar führt. Doch nur in einer Hinsicht! In anderer Hinsicht tut sie es natürlich doch, da es sich um ein Kommando im Ausland handelt. Doch das spielt jetzt ohnehin keine Rolle. Nichts in dieser lex Gabinia kann diese Körperschaft davon abhalten, auch im Februar dringende Angelegenheiten von allgemeinem Interesse zu beraten.«
Er erhob sich, ein typischer Calpurnius Piso, hochgewachsen, sehr dunkel und mit buschigen Augenbrauen. »Derselbe Volkstribun Aulus Gabinius aus Picenum« — er zeigte mit der Hand auf Gabinius’ Hinterkopf am einen Ende der Volkstribunenbank — »hat nun gestern, ohne diese
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